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Die heimliche Gemahlin

Titel: Die heimliche Gemahlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Martin
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erforderte jetzt all ihre Aufmerksamkeit. Immerhin lag es nicht in ihrer Absicht, tatsächlich mit dem Schurken davonzureiten. So verrückt war sie keineswegs.
    Fest umklammerte sie den silbernen Knauf ihres Stocks. Er war hart und nicht zu leicht. Vielleicht keine beeindruckende Waffe, aber möglicherweise ...
    Wallace nahm die Pistole nun in die linke Hand, um ihr mit der Rechten aufs Pferd zu helfen. Er wandte sich höchstens eine Sekunde lang von ihr ab, behielt Daniel aber stets im Auge.
    Jedoch nicht Helena.
    Der Kerl zog den Fuß aus dem Steigbügel, schenkte ihr aber weiterhin keine Aufmerksamkeit. Ganz offensichtlich meinte er, nur von Daniel drohe ihm Gefahr. „Geben Sie mir ihre Hand, und stecken Sie einen Fuß in den Steigbügel“, befahl er. „Ich ziehe Sie dann hinter mich aufs Pferd.“
    Sie nahm die gebotene Hand, griff den Stock ein wenig tiefer und schlug Wallace blitzschnell die Waffe aus der Linken. Ein Schuss löste sich, und die Kugel pfiff über ihren Kopf hinweg.
    Daniel sprang nach vorn. Sie hingegen packte Wallace’ Arm und versuchte, den Mann vom Pferd zu ziehen. Die Stute tänzelte hin und her, und lautes Fluchen war zu hören. Nur mit Mühe gelang es Helena, nicht unter die Hufe zu geraten.
    Im nächsten Augenblick hatte Daniel den Kerl aus dem Sattel gestoßen. Die beiden Männer wälzten sich auf dem Boden. Doch Daniel war viel größer und stärker. Bald saß er auf Wallace und drückte ihn zu Boden. Der allerdings bekam seine ungeladene Waffe zu fassen und schlug sie Brennan hart an den Kopf, so dass er zurücktaumelte.
    Wallace stieß Daniel von sich herunter und wollte wieder mit der Pistole auf ihn einschlagen. Das war mehr, als Helena ertragen konnte. Mit aller Kraft ließ sie den silbernen Knauf des Gehstocks auf den Kopf des Schurken sausen. Der Stock zerbarst, und Wallace wurde ohnmächtig.
    Zitternd stand sie da. War wirklich sie es gewesen, die soeben diesen Mann bewusstlos geschlagen hatte? „Oje, ich habe ihn doch nicht umgebracht?“ fragte sie fassungslos. Sie sah alles schon vor sich: die Gerichtsverhandlung, den Ritt aufs Schafott ... den Skandal!
    Daniel ging neben Wallace in die Knie und fühlte dessen Puls. „Nein, bedauerlicherweise ist der Halunke noch am Leben.“ Bewundernd schaute er sie an. „Du hast ganz schön Kraft in den Armen, Liebes. Wallace wusste überhaupt nicht, wie ihm geschah.“ Er sprang auf die Füße. Jetzt musterte er Helena finster. „Aber was für eine Idiotie!“
    „Das stimmt. Schließlich hätte er es sich ausrechnen können. Immerhin bist du viel größer und stärker als ...“ „Ich spreche nicht von ihm!" Er packte sie bei den Schultern. „Du hättest sterben können! Einen bewaffneten Mann mit einem Stock anzugreifen - bist du völlig wahnsinnig? Du kannst deinem Schöpfer danken, dass der Schurke dich nicht erschossen hat!“
    Der zerbrochene Gehstock glitt ihr aus der Hand. „Was hätte ich denn sonst tun sollen?“ protestierte sie, obwohl sie am ganzen Leibe wie Espenlaub zitterte. „Du hast ihn ja fast geradezu aufgefordert, dich zu töten.“
    „Er hätte mich nicht kaltblütig umgebracht.“
    „Woher willst du das wissen? Du bist nicht gerade sein bester Freund, falls dir das entgangen sein sollte. Ich hätte es nicht ertragen, wenn dir etwas zugestoßen wäre.“ Voller Wärme guckte er sie an. „Ich war selbst ganz verrückt vor Angst, als er auf dich zielte. Ich hätte den Kerl mit bloßen Händen erwürgt, falls er dir etwas angetan hätte.“ Er umfasste ihr Kinn. „Versprich mir, nie wieder eine solche Dummheit zu begehen. Ich bin in den paar Minuten um zehn Jahre gealtert.“
    Sie hörte auf zu zittern und lächelte schwach. In diesem Augenblick stöhnte Wallace gequält. Daniel ging zu ihm hinüber und versetzte ihm mit dem Kolben der Pistole noch einen Schlag auf den Kopf. Dann nahm er dem Kerl die Halsbinde ab und fesselte ihm damit die Hände.
    Anschließend eilte Daniel zum Gig hinüber und verstaute die Pistole in seiner Reisetasche, in der er offenbar noch etwas suchte. Nachdem er es gefunden hatte, kam er zurück zu Helena und drückte ihr schließlich eine Waffe in die Hand. „Wenn du das nächste Mal den Wunsch verspürst, einen Menschen zu ermorden, versuch es zur Abwechslung mit einer geladenen Pistole. Halt ihn damit in Schach, bis ich ihn vollständig gefesselt habe.“ Er löste sein Krawattentuch. „Wenn ich hiermit fertig bin, werde ich die Waffe ständig am Körper

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