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Die heimliche Lust

Die heimliche Lust

Titel: Die heimliche Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dalma Heyn
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idealisiert. Diesmal, hoffte sie, würde sie zu dem werden, was sie zuvor nicht gewesen war, und zu noch mehr. Eine Beziehung, die neu ausgehandelt wird — wie das bei jeder Ehe nach einem Seitensprung zu geschehen hat — , muß sich tatsächlich öffnen, um beide Partner vollständiger einzuschließen. Aber es ist eine Sache, das alte Gebäude einzureißen und es dann sorgfältig aus elastischerem Material neu aufzubauen; es ist eine andere, zu versuchen, es aus dem gleichen alten Schutt wiederzuerrichten. Es genügt nicht zu sagen: »Ich bin wieder ich selbst geworden — dennoch möchte ich, daß du mich genauso akzeptierst wie damals, als ich mich bemühte, deiner Phantasie zu entsprechen .«
    Ob frau nun versucht, in die Ehe zurückzukriechen oder zurückzustürmen — womit sie garantiert scheitern wird, ist die erneute Idealisierung. Mit einigen Ausnahmen waren sich die Befragten dessen bewußt. Sie hatten etwas zerbrochen, und obwohl man es vielleicht wieder zusammensetzen konnte, würde es niemals wieder so sein, wie es gewesen war. Jene, die die Bedingungen ihrer Ehe neu auszuhandeln versuchten, rangen darum, sich nicht mit den kritischen Augen derer zu sehen, die über ihre Tugendhaftigkeit urteilten, sondern ihren Blick auf eine komplexere Gleichung zu richten, die die Bedürfnisse des Mannes und, die eigenen einschloß. Ihre Entscheidung, klare Verhältnisse zu schaffen, basierte auf ihrer Einschätzung dessen, was ihr Mann ertragen konnte und was sie selbst bereit waren hinzunehmen.
    Ihre Flucht aus der Anpassung offenbarte sich in ihrer Sprache, die sowohl seine Gefühle berücksichtigte als auch ihre eigenen. Sie sprachen darüber, »was am besten für uns beide wäre«. Die schwierige Aufgabe, zwei Menschen als Ganze in die Gleichung einzubeziehen, bedeutet, einer simpleren Gleichung zu widerstehen, derzufolge die Ehefrau eine Dynamik wiederherstellt, in der sie entweder ihre eigenen Gefühle aufs neue unterdrückt oder ihr Wissen darüber ignoriert, wie sich ihr Seitensprung auf ihren Mann auswirken wird.

Die Tugendhaftigkeit hinter sich lassen

    Das Wichtigste an den Entscheidungen dieser Frauen, ob sie nun ein Geständnis ablegten oder nicht, war, wieviel Beachtung sie ihrer realen Situation schenkten und um wieviel geringer ihr Bedürfnis geworden war, in den alten Rahmen zurückzukehren. Die meisten wollten die Erfahrung mit außerehelichem Sex nicht hinter sich lassen; sie fühlten sich dadurch nicht zerrissen, und sie betrachteten sich weder als fehlerlos noch als schuldig. Ihr Entschluß, sich zu offenbaren, schien weder auf Verzeihung oder Billigung abzuzielen noch darauf, Schuldgefühle bzw. Aggressionen bei ihren Männern abzuladen, noch darauf, sich selbst zu bestrafen. Ich will damit nicht behaupten, daß diese Motive gar nicht vorhanden waren, aber es waren nicht die Hauptgründe.
    Die Frauen hatten eine Geschichte, ein Abenteuer mit einem noch nicht ausformulierten Ende gesucht, ohne Idealisierung, ohne Selbstbestrafung. »Sicher ist es nicht leicht, das alles unter einen Hut zu kriegen«, sagte June zu mir, »aber mein Leben ist im Fluß, und... so ist es für mich richtig .« Zu ihrer eigenen Überraschung neigten die Frauen weder dazu, die Dinge vereinfachen zu wollen — das Abenteuer auf die alte Weise zu beenden, mit einer Rückkehr in die Ausschließlichkeit der Ehe, wie sie gewesen war — , noch ihre Affäre zu idealisieren und die nächste »vollkommene« Ehe daraus zu machen. Sie wollten diese emotionalen Turbulenzen und verspürten nicht das Bedürfnis, sie auszugleichen, sich davon loszusagen, sie zu glätten oder ihnen ein Ende zu bereiten.
    Ich sprach nicht mit Gattinnen mit gebrochener Seele oder gespaltenem Herzen; ich sprach mit entschiedenen Frauen: Was auch immer die Kosten waren, sie wollten nicht länger die Übereinstimmung mit sich selbst verlieren um einer Ehe willen, die sie zur Selbstentfremdung zwang. Sie wollten in ihren Beziehungen zu anderen aktiv und kraftvoll bleiben. Erinnern wir uns daran, daß Amanda gesagt hatte, sie sei bereit, alles zu tun, um nicht wieder in ihrer Ehe zu einem Eisblock zu erstarren, selbst wenn sie mit Angst und Ambivalenz fertigwerden mußte und selbst wenn sie Daniel dadurch zwang, dasselbe zu tun: »Ist es besser, all seine Gefühle zu ersticken, um weder sich selbst noch einen anderen Menschen aus dem Gleichgewicht zu bringen? Ist das Liebe? Zwei Menschen, die sich versprechen, sich ihr ganzes Leben lang emotional und

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