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Die heimliche Lust

Die heimliche Lust

Titel: Die heimliche Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dalma Heyn
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ihr umging, es gefiel ihr, wie er sie akzeptierte, wie sehr er zu verstehen schien, warum sie ihn beschuldigt hatte, nicht zu verstehen. Und sie mochte seine Art im Bett. »Daß ich >anhedonisch< sei, kam erst Monate später zur Sprache«, fügt sie hinzu. »Ich denke, er machte sich Sorgen, daß ich mich nie fallenlassen könnte, mich nie mit ihm entspannt fühlen, nie einen Orgasmus haben würde. Ich war ziemlich sicher, daß er recht hatte — nicht, daß ich mich nicht wohl mit ihm fühlte, aber etwas in mir spielte einfach nicht mit. Ich dachte mir, ich genieße dies bewußt; was mein Unbewußtes macht, darüber habe ich unter diesen Umständen keine Kontrolle. Was kann ich dagegen tun — eine Therapie anfangen, um herauszufinden, warum ich mit meinem außerehelichen Partner nicht zum Höhepunkt komme ?«
    Es war ihnen beiden klar, daß dies eine Affäre war, die keine Zukunft hatte. Deshalb genossen sie den Augenblick, Orgasmus oder nicht. Ihre Beziehung war äußerst nahe; June spürte sein Interesse an ihr, sein Begehren, und sie spielten miteinander, spielten, wie sie und Frank es Jahre zuvor getan hatten. Sein Interesse an ihr rührte sie; sie konnte kaum glauben, wieviel Aufmerksamkeit er ihr schenkte, wie er sich ihren Alltag zu vergegenwärtigen versuchte, wie ihn interessierte, wen sie interviewte und für welche Zeitschrift, welche Probleme sie mit einem Artikel hatte, und wie er ihr zu helfen versuchte. Sie war glücklich darüber.
    »Es macht etwas aus, sich für das gleiche Gebiet zu interessieren«, sagte sie zu mir. »Ich habe jetzt mehr Verständnis für all diese Geschichten über Manager und ihre Sekretärinnen, die ich mein Leben lang gehört habe und die so dümmlich klangen. Es ist nicht bloß die räumliche Nähe oder bloße Geilheit. Ein gemeinsames Interesse zu haben, verbindet einen — das Interesse aneinander wächst auf natürliche Weise, es braucht nicht kultiviert oder vorgetäuscht zu werden. Wir interessieren uns beide für diese Dinge; man konzentriert sich dadurch auf etwas anderes als ausschließlich auf sich selbst... Und auf einer anderen Ebene ist man doch ganz bei sich selbst als Paar .«
    »Heißt das, daß alle Leute, die ein gemeinsames Thema zusammenführt, ein ideales Paar abgäben? Das ist die alte Behauptung, Gelegenheit macht Liebe .«
    »Nein, das meine ich nicht. Wir waren einfach so glücklich miteinander. Wir... spielten. Sex ist, glaube ich, nur eine der Arten, wie Erwachsene spielen .«
    Jonathan wurde der Mentor, den June nie gehabt hatte, der vertraute Freund, den sie nach ihrem Empfinden seit ihrer Heirat nicht mehr gehabt hatte. Nicht, daß Russell kein Freund gewesen wäre. Aber es war einfach etwas anderes. Russell, sagte sie, empfinde die Psychologenzunft als muffig und langweilig, ihre journalistische Tätigkeit nahm in seinen Augen zuviel von ihrer gemeinsamen Zeit in Anspruch, und mit der Thematik konnte er nichts anfangen. Um so mehr begeisterte sie Jonathans Unterstützung. Es war erleichternd, sich mitteilen und anvertrauen zu können. Vor Russell hatte sie immer das Gefühl, ihre beruflichen Probleme verbergen zu müssen. Bei ihm befürchtete sie ständig, er werde im nächsten Moment sagen: >Warum zum Teufel gibst du diesen Beruf nicht auf ?< Russell War vermutlich froh, daß sie nicht mehr soviel darüber redete. Jedenfalls hatte er in letzter Zeit keine Fragen darüber gestellt.
    Nicht, daß sie von Russell keine Unterstützung bekomme, versicherte mir June. Nur sagte ihm Medizinjournalismus als Beruf - ja auch als Interesse — nichts, und obwohl er anfangs gefesselt davon war, sei es einfach ein Gebiet, für das ihm die Antennen fehlten. Es langweilte ihn im Grunde. Gefühle waren noch nie seine Spezialität. Er hatte eine kleine Baufirma, ein schickes Ingenieurbüro, das einige sehr einfallsreiche Bauprojekte in Südkalifornien verwirklicht hatte. Er war Geschäftsmann; June hatte manchmal das Gefühl, was ihm ihren Beruf schmackhaft machte, sei allein die Möglichkeit, damit viel zu verdienen.
    »Was mag Russell an Ihnen ?« fragte ich sie.
    »O je. Ich weiß es nicht. Vermutlich etwas, das ich selbst nicht an mir bemerke oder besonders schätze. Ich glaube, es gefällt ihm, daß ich ein guter Kumpel bin. Nicht zu neurotisch. Nicht zu schwierig im Umgang. Er hat mal gesagt, >Du bist nicht wie die meisten Frauen<, und meinte das als Kompliment. Ich habe ihn nicht gefragt, warum ich nicht wie die meisten Frauen bin, weil ich fürchtete,

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