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Die heimliche Lust

Die heimliche Lust

Titel: Die heimliche Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dalma Heyn
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enthüllt, erhöhe sich die Wahrscheinlichkeit einer Scheidung auf 80 Prozent — denn durch die Entdeckung, daß der Therapeut bei der Geheimhaltung mitspielte, »fühlt sich der Partner dann doppelt betrogen«.
    Peggy Vaughan, die Verfasserin von The Monogamy Myth, fühlte sich in der Tat doppelt betrogen, als sie die zahllosen Affären ihres Mannes entdeckte. Sie schreibt, sie habe sie »durch jahrelanges Reden, Reden, Reden« überlebt. Vaughan war entsetzt über das »Geheimhaltungsgebot«, von dem die Affären ihres Mannes und nach ihrer Überzeugung die außerehelichen Beziehungen der meisten Menschen umgeben waren bzw. sind, ein Gebot, das nach ihrem Eindruck die Botschaft enthält: »Gestehe niemals. Leugne, wenn man dich zur Rede stellt. Wirst du ertappt, gestehe so wenig wie möglich .« Ein solches Gebot, schreibt sie, diene dem Betreffenden »als Puffer gegenüber der Welt, der es ihm oder ihr erleichtert, sich auf Seitensprünge einzulassen, ohne sich den Konsequenzen zu stellen bzw. diese auch nur ernsthaft zu erwägen«. Ihre eigene Erfahrung überzeugte Vaughan von der Notwendigkeit absoluter Ehrlichkeit, die, wie sie und ihr Mann einander versprachen, von da an die Grundlage ihrer Ehe bilden sollte.
    Viele Fachleute befürworten ein solches Abkommen. Frank Pittmann, Psychiater, Familientherapeut und Verfasser des Buches Private Lies, rät ebenfalls dazu, außereheliche Fehltritte einzugestehen:
    Die Frage, die mir am häufigsten gestellt wird, lautet: »Sie meinen doch sicher nicht, daß ich meinem Mann alles erzählen sollte? Das würde ihn schockieren, er würde mir nie verzeihen. Das wäre das Ende unserer Ehe .« Oder: »Ich kann ihr das nicht sagen. Sie würde a) sterben, b) mich umbringen, c) mich verlassen. Eine Katastrophe würde über uns hereinbrechen etc .« Immer wieder versuche ich meine Klienten zu überzeugen, daß sie ihrem Ehepartner alles erzählen sollten, auch den großen Brocken, das heimliche Verhältnis.
    Im Gegensatz dazu erklärt Fred Humphrey, ein Familientherapeut, der seit dreißig Jahren über das Thema außereheliche Beziehungen forscht:
    Ich stimme Pittman nicht zu. Ich habe mit vielen Paaren gearbeitet, die ihre außereheliche Beziehung geheimgehalten hatten und sich dann entschlossen, diese zu beenden und ihre ganze Energie in die Ehe zu stecken. Wird dagegen der Seitensprung aufgedeckt, dann ist das eine Barriere für den Rest des Lebens.
    Das Wissen über den Seitensprung des Partners unterscheidet sich von dem über andere gravierende Tatsachen: Von den Klienten, die lange nach Beendigung ihres Verhältnisses in Therapie sind, höre ich immer wieder, daß das Verhältnis später nicht bloß ein- oder zweimal vom Partner hervorgeholt wird, sondern noch Jahre später, etwa als Erklärung für eine Vergeltung. Wenn alte Geschichten nicht einschlafen, wenn sie immer wieder auf diese Weise hochkommen, dann sind sie im Gefühlsleben des Partners nicht erledigt. Die Wunde verheilt zwar, aber die Narbe bleibt für immer.
    Während Pittmann die Auswirkungen des Geständnisses im wesentlichen als positiv für die Ehe einschätzt...
    Man muß sich im klaren darüber sein, daß Seitensprünge gerade durch die Geheimhaltung gedeihen. Das Konspirieren, die Abenteuerlichkeit und die Tricks lassen in der Affäre ein Bündnis entstehen, während die Lügen und der Betrug das Mißbehagen zu Hause vergrößern. Wir alle fühlen uns denjenigen verbunden, die unsere Geheimnisse teilen, und unbehaglich gegenüber jenen, die wir anlügen. Die Macht einer außerehelichen Beziehung könnte in ihrer Geheimhaltung liegen. Die Schwäche der Ehe könnte ihre Ursache in der Vermeidung von Problemen haben.
    Bis heute habe ich nicht erlebt, daß jemand an der Enthüllung einer verheimlichten Untreue gestorben wäre, jemanden umgebracht hätte oder sich auch nur hätte scheiden lassen, wenn die Affäre beendet wurde.
    ...ist Humphrey überzeugt, die Folgen eines Geständnisses seien nur in der Theorie heilsam. In der Praxis, schreibt er,
    sind wir immun gegenüber der Vorstellung geworden, daß eine außereheliche Affäre ruinös sein könnte. Filmstars und Präsidenten haben Affären, aber wir erleben die wirklich tragischen Konsequenzen gar nicht mit, die erschütternden Dinge, die der Therapeut Stunde um Stunde zu hören bekommt.
    Man kann die Folgen nicht verstehen, bis es einen selbst betrifft. Weil außerehelicher Sex soviel Scham erzeugt — vielleicht noch mehr als Krebs oder psychische

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