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Die heimliche Päpstin

Die heimliche Päpstin

Titel: Die heimliche Päpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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Fehler beging. Hätte ich Marozia und ihn nicht trennen wollen, wäre uns allen viel Leid erspart geblieben. Aber Alberich – wir brauchten ihn, seine starke Hand, seinen unerschrockenen Mut, sein Schwert … Vielleicht hätte er auch Theodora genommen, die immer im Schatten ihrer großen Schwester stand, die aber nicht nur sich selbst liebt und nach Leben giert – wie Marozia.« Sie schluckte. »Und ich.«
    Kaum war Theodora in der Via Lata angekommen, schickte sie nach Alberich. Es gehe um etwas Unaufschiebbares.
    Alberich glaubte, sie wolle ihm das Versteck des Goldschatzes verraten, und eilte aus Tuszien herbei. Es war später Abend, als er aus der Via Lata in unseren Palast zurückkehrte und nach Marozia schrie, die sich bereits zu Bett begeben hatte. Er befahl auch, seine beiden ältesten Söhne zu holen. In diesem Augenblick begriff ich, weshalb Theodora ihn hatte sprechen wollen, und eilte ihm nach bis in Marozias Schlafgemach.
    Was folgte, war der Fluch der bösen Tat.
    46
    »Ist das wahr?« hörte ich ihn schreien, als ich den Raum betrat.
    Alberich hatte sich auf Marozia gestürzt und sie an ihren Haaren hochgezerrt. Sie schrie ebenfalls, teils aus Schmerz, teils aus unbändiger Wut, trat und schlug um sich, ohne allerdings etwas zu erreichen, denn Alberich, obwohl mittlerweile ein Graubart von gut fünfzig Jahren, war ein Mann unbändiger Kraft.
    »Laß sie, sie kann nichts dafür!« Ich versuchte, Alberich davon abzuhalten, Marozia zu würgen.
    Er stutzte einen Augenblick, was ihr half, sich von seinem Griff zu lösen.
    »Ja, es ist wahr«, preßte Marozia atemlos heraus, »und es war die Idee der Hexe, die dir jetzt das Gift ins Ohr geträufelt hat.«
    »Ich bringe dich um!« brüllte er. Es klang nach dem Gebrüll des Opferstiers, dem das Messer in den Hals fährt.
    »Bring lieber sie um, denn sie ist die Schuldige. Sie hat mir Alexandros genommen und Sergius seinen geilen Wunsch erfüllt, sie gab mir die Blase voller Blut, die du in deinem Rasen während der Hochzeitsnacht nicht bemerkt hast.«
    Alberich stand ihr regungslos gegenüber, als könne er nur langsam in sich einsickern lassen, was er erfuhr, und als müsse er zugleich neue Kräfte sammeln für einen tödlichen Schlag.
    »Und unser Ältester, Giovanni …?« sprach er mit erstickter Stimme.
    »Niemand kann genau wissen, wer sein Vater ist«, mischte ich mich ein, um Alberich zu beruhigen.
    »Was ist mit Papst Sergius?« Er schien nachdenklicher zu werden.
    »Es war ein Abend mit Krügen voll Wein und mit thebaischem Mohn, verstehst du? Niemand war mehr Herr seiner Sinne, auch Sergius nicht, wahrscheinlich gelang es ihm nicht einmal …« Ich wollte die Situation entschärfen, mein Verstand arbeitete fieberhaft.
    »Und du? Du mußt ja mitgemacht haben. Hast du etwa Marozia den Wein eingeflößt und sie überredet, sich dem brünstigen Schwein hinzugeben?«
    Er war nahe an mich herangetreten. Ich wich keinen Fingerbreit zurück.
    »Marozia liebte damals meinen Sohn Alexandros und keinen sonst, weder Sergius noch dich. Mein Sohn aber wurde für eure gemeinsame Zukunft geopfert.«
    Ich hätte dies nicht sagen sollen, es half niemandem mehr. Doch ich konnte mich nicht beherrschen, denn ich begriff, daß das Opfer nicht nur sinnlos gewesen war, sondern sich nun zerstörerisch gegen uns alle wendete.
    Alberich schien getroffen. Ob er sich wirklich einbildete, Marozia hätte ihn geliebt? Er schüttelte seinen Kopf, seine rechte Hand zuckte nach dem Griff des Dolchs, umklammerte ihn jedoch nur.
    »Das mit Alexandros wußte ich nicht. Ich habe den Jungen gemocht, er war so still und klug …«, stammelte er, senkte seinen Blick. »Aber ich liebte Marozia.«
    »Sie mochte dich ebenfalls, Alberich«, fuhr ich in mitfühlendem Ton fort. »Giovanni ist wahrscheinlich sogar dein Sohn.«
    Marozia lachte schrill auf; Alberich zuckte zusammen und preßte seine Lippen aufeinander.
    Ich warf ihr einen warnenden, einen beschwörenden Blick zu, sie schien sich jedoch in diesem Augenblick in eine Furie verwandeln zu wollen. Begriff sie nicht, daß Alberich ihr jederzeit seinen Dolch ins Herz stoßen konnte? Daß sie dabei war, die Zukunft ihrer Familie aufs Spiel zu setzen?
    »Ja, Giovanni könnte dein Sohn sein«, höhnte sie.
    Alberich brüllte nun wieder: »Ich will die beiden Jungen sehen.«
    Als hätten sie auf seinen Ruf gewartet, tauchten sie in der Tür auf.
    Wären sie doch wie Brüder erschienen, als Abkömmlinge gemeinsamen Bluts, das bei allem

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