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Die heimliche Päpstin

Die heimliche Päpstin

Titel: Die heimliche Päpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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der überwältigenden Erleichterung, des Glücks, der Liebe, nein, Worte, die wie ein Vorwurf klangen.
    Das Lächeln erstarb. Sein Blick lag noch immer forschend auf mir, und seine Mundwinkel zuckten in kaum zu verbergender Enttäuschung. »Ich bin Translator und stellvertretender Missus des byzantinischen Kaisers«, antwortete er mit belegter Stimme. Das Sprechen schien ihm schwerzufallen, und in seinen römischen Dialekt hatte sich ein schwacher Akzent eingeschlichen. »Wir hatten die Hochzeitsabmachungen hinsichtlich der Schwester des Princeps« – er verneigte sich leicht vor Alberico – »klären wollen. Doch die Lage änderte sich. Princeps Alberich der Zweite hält um die Hand einer byzantinischen Prinzessin an. Obwohl die Gesandtschaft wieder abreiste, blieb ich in Rom, weil ich von deinem Schicksal hörte, weil ich endlich …«
    Vermutlich schienen ihm seine Worte selbst kalt und steif, so daß er sich unterbrach. Dann brach es aus ihm heraus, »Mama«, rief er, »ich habe dich kaum wiedererkannt.«
    Ich konnte meine Tränen nicht mehr zurückhalten.
    Er kniete vor mir, nahm meine Hand, küßte sie, küßte den Ring an meinem Finger.
    »Es ist der Ring deines Großvaters …«, schluchzte ich auf.
    Er schaute mich verwirrt an.
    Ich war unfähig, ihm zu erklären, woher ich ihn hatte.
    »Es ist mir gelungen, unsere Besitztümer wieder zurückzuerhalten«, sagte er hastig. »Sogar unsere Villa. Es war ein harter Kampf. Ich bin auch gekommen, um dich endlich mit in die Heimat zu nehmen. Princeps Alberich hat bereits zugestimmt.«
    Er kniete noch immer vor mir, und erneut atmete ich den Duft der Kindheit. Ich spürte zugleich den Griff des Sergius. War ich Alexandros' Blick bisher ausgewichen, so zwang ich mich jetzt, ihm in die Augen zu schauen. Obwohl es die Augen seines Vaters waren, wollte ich nicht mehr vor der Wahrheit dieses Blickes flüchten – ich schaute, sog mich fest an diesen Augen, und langsam verblaßte Sergius, schälte sich aus ihrer verschatteten Tiefe zögernd mein Junge heraus, er kroch mühsam kämpfend wie ein Schmetterling aus der Verpuppung – wie ein Traumbild, ein Engel, eine geisterhafte Göttergestalt kniete er vor mir.
    Seufzend erhob er sich, schlich an dem stummen Alberico vorbei durch den Raum, stellte sich an das kleine Fenster, durch das er auf das Atrium schauen konnte, fuhr sich nachdenklich über die Haare. »Ich kann gar nicht ausdrücken, wie glücklich ich bin, dich lebend gefunden zu haben«, sagte er in einem sachlichen, fast geschäftsmäßigen Ton. »Die Ehre der Familie habe ich gerettet. Wenn ich zurückkehre, wird mich der Kaiser womöglich zum obersten Botschafter für Italien und die Kurie ernennen.«
    Meine Tränen flossen verstärkt.
    »Warum weinst du?« fragte er, nachdem er sich mir wieder zugewandt hatte. »Ich durfte nicht weinen, als ich dich verlassen mußte; selbst beim Wiedersehen habe ich es mir verboten.«
    Ich schüttelte den Kopf, während Alberico antwortete: »Deine Mutter ist vom Glück überwältigt, bis gestern hielt sie sich zusammen mit meiner Mutter im Kerker auf.« Selbst er schniefte nun.
    »Ich weiß«, sagte Alexandros. Erneut wandte er sich ab, richtete seinen Blick auf die Wand, wippte mit den Füßen, faltete verkrampft seine Hände. Nach einer Weile sagte er, als wollte er der Wand etwas mitteilen: »Ich bin übrigens mit einer ehemaligen Hofdame des Kaisers verheiratet. Sie heißt Olympias und stammt wie wir aus Makedonien. Wir haben vier Kinder. Ich denke, daß die Mädchen dir ähnlich sehen. Unsere Älteste heißt Aglaia.« Noch bevor ich antworten konnte, drehte er sich mit einer entschiedenen Bewegung um und fragte: »Können wir morgen aufbrechen? Kaiser und Familie erwarten mich.«
    »Ihr dürft morgen reisen«, sagte Alberico großzügig.
    »Und was ist mit Marozia?« fragte ich. »Ich habe ihr versprochen, zurückzukehren. Sie soll ebenfalls freikommen.«
    Ich schaute in Albericos hart werdende Miene.
    »Überlaß meine Mutter mir!«
    »Wenn sie Schuld auf sich geladen hat, dann hat sie genug gelitten.« Ich legte alles Flehen in meinen Blick.
    Alberico stieß einen gequälten Laut aus.
    Hilfesuchend wandte ich mich an Alexandros. »Ich kann mein Wort nicht brechen. Ohne mich stirbt sie. Und du …« – ich stockte – »auch du willst sie doch sicher wiedersehen.« Ich suchte nach treffenderen, verstärkenden Worten. »Befreien. Erlösen. Heimführen.«
    Er blieb abwartend, beherrscht.
    »Erinnerst du dich

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