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Die heimliche Päpstin

Die heimliche Päpstin

Titel: Die heimliche Päpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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hinter ihr stehe und seine Befürchtungen unbegründet seien.
    König Hugo überspielte bei seinem ersten Auftreten auf den Straßen und Plätzen der Stadt seine Angst vor dem römischen Volk mit der Überheblichkeit eines Emporkömmlings, der keine Grenzen seines Aufstiegs mehr sieht, zugleich aber eine untergründige Angst verspürt, er könnte jederzeit stürzen. Er ließ sich von ein paar Dutzend klirrend bewaffneten Soldaten und einer schmetternden Posaunenschar begleiten, hob nach altrömischem Brauch grüßend den Arm, doch niemand jubelte. Sein Heer hatte er auf eindringliches Anraten Marozias vor den Toren der Stadt gelassen, was seine Unsicherheit verstärkte.
    Die Begrüßungsmesse wurde, von Papst Johannes XI., unserem Sohn, geleitet, in der Basilika des heiligen Petrus zelebriert. Giovanni stand mit krummem Rücken neben und vor dem Altar, überließ aber Benedictus, dem Kardinal von Sancta Maria Maiora, einen Großteil der Zeremonie. Marozia thronte wie eine Göttin unter einer kronenartigen Kopfbedeckung aus byzantinischer Seide, bestickt mit Perlen und Edelsteinen, auf einem ausgepolsterten Holzsessel, Hugo neben ihr drohte einzuschlafen, bis der wabernde Weihrauch ihm heftige Hustenanfälle verursachte. Schief lächelte er Marozia zu, die zurücklächelte.
    Ich konnte diesen Austausch genau beobachten. Es erstaunte mich, mit welch überzeugendem Liebreiz meine Mariuccia sogar in diesem Augenblick lächeln konnte, trotz all des Vorgefallenen, trotz der unübersehbaren Schminke, die sie ihrer Mutter und der ägyptischen Kleopatra ähneln ließ. Noch in diesem Augenblick, zu Beginn ihrer dritten Ehe, in ihrem 43. Lebensjahr, strahlte sie die Unschuld eines Tieres aus, ja, sie bewegte sich sogar wieder mit der Anmut eines Tieres. In ihrem Leben war sie eine Löwin und eine Gazelle gewesen, eine Stute und eine Katze; in meinen Augen blieb sie letztlich immer eine Sphinx: rätselhaft, schön und im Bündnis mit dem Tod.
    Alberico hatte sich während der Messe im Gefolge mehr versteckt als eingereiht, während Berta neben ihrer Tante Theodora und den drei Grazien Platz genommen hatte. Bei dem nachfolgenden Begrüßungsmahl in der Engelsburg saß Marozia, eingerahmt von Papstsohn und König, an einem Tisch, der sogar im Kaiserpalast von Konstantinopel hätte bestehen können. Goldgefaßte Krüge und Silberteller glänzten, Glaskelche zierten die mit Blumenmustern bestickte Decke. Ich hatte Marozia darauf hingewiesen, daß im byzantinischen Herrscherhaus bei besonderen Anlässen zweizinkige Gabeln verwendet würden, nicht allein zum Zerlegen des Fleisches, sondern zum Aufpicken der süßen, klebrigen Nachspeisen. Aber sie winkte ab: Mit einem Strafwerkzeug des Teufels zu essen bedeute eine Beleidigung des Herrn und eine Sünde. »Weißt du griechische Heidin das nicht?« Sie lachte in freundlichem Spott und gab mir einen Kuß, was sie seit langen nicht mehr getan hatte.
    Sollte sie, so fragte ich mich, trotz der vernunftgesteuerten Eheanbahnung und Hugos kaltblütig-brutalem Verhalten, doch noch ihr Glück finden?
    Das Begrüßungsmahl wurde mit Pomp, eingelegten Wachteleiern und Wildschweinbraten abgehalten, der Wein floß in blutigroten Strömen die Kehlen hinunter, auch die Kehlen des römischen Adels, der aus seinen Reihen einige Vertreter geschickt hatte. Hugo sprach allerdings kaum mit ihnen, sprach überhaupt wenig. Auch unser junger Papst aß meist stumm vor sich hin. Marozia dagegen lachte viel und häufig ohne Anlaß.
    Albericos Platz blieb leer.
    Ich wunderte mich über diese grobe Geste der Mutter und dem neuen Stiefvater gegenüber. Aber ich verstand Albericos Unwillen. Trotz aller Versprechungen hatte ihm Marozia bisher die Herrschaft über Spoleto nicht übertragen lassen, und es sah nicht danach aus, als würde der König und baldige Kaiser dies in absehbarer Zeit tun.
    Hinzu kam ein anderer Grund, den ich erst nach dem Mahl erfuhr: König Hugo hatte von seinem Stiefsohn gefordert, ihn bei den Zeremonien wie ein Page, um nicht zu sagen, wie ein Sklave zu bedienen. Alberico blieb nicht nur dem Begrüßungsmahl fern, sondern auch der eigentlichen Hochzeitszeremonie, die im kleineren Rahmen in der Basilika des heiligen Petrus stattfand. Daraufhin machte König Hugo seiner Braut eine Szene, sie, verärgert, befahl Alberico in ihre Privatgemächer, während sie für die anschließende Feier hergerichtet wurde. Marozia schrie ihren Sohn an. Auch Alberico begann zu schreien, nachdem er die Tiraden

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