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Die heimliche Päpstin

Die heimliche Päpstin

Titel: Die heimliche Päpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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seiner Mutter eine Weile stumm ertragen hatte. Ich versuchte zu vermitteln und Marozia davon abzubringen, auf dieser Demütigung ihres Sohns zu bestehen.
    Alberico blieb störrisch und ungehorsam, Marozia verwischte sich vor lauter Unbeherrschtheit ihr mühsam hergerichtetes Kleopatra-Antlitz. Dann plötzlich verlegte sie sich aufs Bitten, streichelte ihren Sohn, drückte ihn an ihre Brust, ließ ihn ausgiebig ihren schweren, süßen Duft einatmen.
    Schließlich gab er nach.
    Das Hochzeitsmahl zog sich in den düsteren Gemäuern der römischen Gruft wortkarg hin. Hugo sprach diesmal mehr, nach reichlichem Weingenuß auch laut, und sein Latein war durchsetzt von Fehlern. Immer wieder fiel er in seine provencalische Heimatsprache. Marozia thronte neben ihm wie die Maske der ägyptischen Königin. Die Tische ächzten erneut unter der Menge der aufgetragenen Speisen, obwohl der Höhepunkt der Feierlichkeiten mit der Kaiserkrönung noch bevorstand.
    Alberico ließ sich bis kurz vor dem Ende der Mahlzeit nicht sehen; dann erschien er mit einer Wasserschüssel, die er zuerst seiner Mutter hinhielt, damit sie sich die Finger säubere. König Hugo kommentierte das Geschehen mit höhnischen Bemerkungen wie ›brav, mein Junge‹ und ›der geborene Lakai‹. Mit einer gezirkelten Bewegung drehte sich Alberico um und bot dem Bräutigam die Schüssel an. Hugo bleckte breit die Zähne. Albericos Miene blieb starr, er bewegte sich wie eine Gliederpuppe. Langsam brachte er die Schüssel in eine Schieflage und goß das Wasser seinem Stiefvater über die Hände, über das schwere, golddurchwirkte Übergewand und die perlenbestickten Lederschuhe. König Hugo brüllte wütend, sprang auf, schlug Alberico die Schüssel aus der Hand und gab ihm eine heftige Ohrfeige, deren Peitschenknall die gesamte Festrunde zum entsetzten Schweigen brachte. Bevor Alberico einen Dolch ziehen konnte, hielt König Hugo ihm schon die Spitze seiner eigenen Klinge direkt unter sein rechtes Auge.
    »Weißt du, was mit Aufrührern geschieht?« zischte er ihm zu.
    Alberico trat einen Schritt zurück. Er zeigte eine unglaubliche Beherrschung. Aus seinen Augen sprühte der Haß, doch seine Lippen blieben stumm. Er wandte sich ab und schritt gemessen, wenn auch mit eingezogenen Schultern, zur Tür. Dort hielt er inne, warf einen auffordernden Blick in die Runde, und tatsächlich erhoben sich seine Freunde aus dem römischen Adel und verließen mit ihm den Saal.
    »Setzt sie fest, die Bastarde!« schrie König Hugo.
    Weder Marozia noch Papst Johannes gaben den verunsicherten Wachen an den Wänden den Befehl, der Aufforderung des Königs zu folgen. Dieser schüttelte die geballte Faust, ließ sich dann wieder auf seinen Sitz zurückfallen und schüttete einen Kelch besten Weins wie Wasser in sich hinein.
    Wir aßen weiter, stumm, verkrampft, ohne Geschmack zu finden an den gewürzten Eiern, Fischpasteten und Orangenscheiben, die jetzt aufgetischt wurden.
    Vor Mitternacht zog sich Marozia mit mir und einigen Dienerinnen zurück, damit wir sie für das Brautbett herrichteten. Mehr als sonst fiel mir ihr alternder Körper auf. Zweiundvierzig Jahre hatten auch bei dieser schönen Frau ihren Tribut gefordert. Mit schwer duftenden Salben mußte ich ihm den Reiz geben, den die natürliche Haut nicht mehr ausstrahlte. Schließlich kehrten wir zum Festsaal zurück, wo der Bräutigam, voll des Weins, Marozia lallend entgegenwankte, ihr den Arm reichte, damit sie die Gefolgsleute zum Brautgemach geleiteten. Ein traurig-stummer Zug schlurfte durch die flackernd beleuchteten Gänge, bis wir das Paar ihrem Schicksal auf einem mit Kräutern bestreuten Bett überließen, in einem Raum, in dem Duftstäbchen aus Zedernholz vor sich hinkokelten und die Luft zum Schneiden rauchig war.
    Noch vor Sonnenaufgang kam Marozia in mein verstaubtes Gelaß geschlichen. Natürlich war ich sofort wach. Eine Kerze beleuchtete ihr verschmiertes, verwüstetes Gesicht. Sie roch nach Wildschwein und beißender Säure.
    »Ich brauche ein Bad«, flüsterte sie.
    Ich ließ einen Zuber bereiten und wusch sie mit eigenen Händen. Später ruhten wir gemeinsam auf meiner schmalen Bettstatt. Sie umschlang mich wie zu Zeiten, als sie noch ein kleines Mädchen war.
    »Wenn er betrunken ist, wird er zum tierischen Barbar«, flüsterte sie. »Und dann dieser Wildschweingestank.« Nach einer Weile fügte sie an: »Ich weiß nicht, ob ich das Richtige getan habe.«
    »Bald wirst du Kaiserin sein«, sagte ich, um sie

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