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Die heimliche Päpstin

Die heimliche Päpstin

Titel: Die heimliche Päpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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Heilige Vater hat recht. Im Süden sind es die Sarazenen, im Norden die Ungarn, die ich bisher ohne fremde Hilfe habe bekämpfen müssen. Unvergessen ist unsere blutige Schlacht an der Brenta, in der ich – dem Herrn sei's geklagt! – die Blüte meiner besten Kämpfer verlor. Aber Einigkeit macht stark. Wenn erst der furor italicus über die Ungläubigen kommt …«
    Mittlerweile hörte ihm niemand mehr zu, da die Aufmerksamkeit sich auf einen Boten richtete, der unter tiefem Kniefall dem Papst ein Schreiben überreichte. Johannes brach eilig das Siegel, überflog die Mitteilung und verkündete den sich um ihn scharenden Männern, daß die Verhandlungen mit den Byzantinern ein positives Ende gefunden hätten und bereits eine Flotte ins tyrrhenische Meer eile. »Durch den Beistand von Byzanz überzeugt, haben nun auch die süditalischen Fürsten, die bereits viel zu lange mit den Sarazenen im Waffenstillstand leben und einen blühenden Handel treiben, einen Schwenk vollzogen und sich uns unter gewissen Bedingungen angeschlossen.« Der Papst, sonst eher gelassen, schlug mit den Fingern auf das Pergament und rief: »Jetzt endlich sehe ich Gottes starke Hand auf unserer Seite!«
    Im ganzen Saal kam Begeisterung auf; Alberich schüttelte in freudiger Erregung die Faust. »Sie sitzen in der Falle!« trompetete er. »Jetzt schlagen wir los.«
    Gleichwohl gestaltete sich die Organisation des Feldzugs nicht so einfach wie erhofft. Es mußte ausgehandelt werden, wer den Oberbefehl erhalte, wo die Sarazenen zuerst angegriffen werden sollten, ob man mit der gesamten Streitmacht gegen sie vorgehe oder sich aufteile und wie man sich mit den süditalischen Fürsten abspreche, damit die Ungläubigen in einer Zangenbewegung zerquetscht würden. Die häufigen Treffen der Fürsten und Heerführer fanden nicht mehr im Vatikan statt, sondern im Patriarchum des Laterans, dann auch im Palast des Theophylactus, der neidvoll bestaunt wurde ob seiner königlichen Ausmaße; bewundert wurde Theophylactus zudem ob der reifen Schönheit seiner Gemahlin und der erblühten Schönheit seiner Töchter.
    Ich hatte alle Hände voll zu tun: Ich mußte nicht nur den Brief an den byzantinischen Strategen Picingli ins Griechische übersetzen und schreiben, sondern hatte auch die versammelten Männer zu versorgen und zugleich, zusammen mit Aaron, die Finanzierung des Feldzugs zu organisieren. All dies gelang erstaunlich gut; zugleich strömten uns, angelockt von der Aussicht auf Bezahlung und Beute, kampfwillige Männer aus allen Landesteilen zu.
    Nun schickte ich Boten nach Tuszien und sogar bis nach Mailand, damit unsere Truppen und das ausgeraubte Land weiterhin mit Lebensmitteln, Kleidung und Waffen versorgt würden. Alberichs Soldaten schützten die Händlerkarawanen, welche die unruhig gewordenen Sarazenen wie hungrige Wölfe umschlichen.
    Ich arbeitete in rastlosem Tatendrang, getrieben von einem, so sehe ich es heute, überlebenswichtigen Rachedurst. Martinus' Ermordung und damit der Tod einer unerloschenen Sehnsucht hatte jegliche Seelenruhe davongefegt. Der Schmerz war nur zu betäuben, nicht zu beseitigen. Ich spürte, daß ich den Verursacher vernichten mußte, bevor ich erneut zu glauben vermochte, daß der Feind nur meinem Körper, nicht jedoch meiner Seele schaden könne.
    Im Frühling hatte die Flotte Picinglis vor der Mündung des Garigliano Stellung bezogen, schnitt den Sarazenen jeden Nachschub aus Nordafrika ab und versperrte ihnen zugleich den Fluchtweg. Überall, so berichteten unsere Boten, reagierten die verstreuten Plünderergruppen aufgescheucht, strömten zusammen und errichteten befestigte Lager. Die meisten unserer Heerführer wollten unverzüglich ihre Truppenkontingente in Bewegung setzen und zuschlagen, doch Theophylactus beschwor sie, zu warten, bis die süditalischen Herzöge auch den Fluchtweg nach Süden, in Richtung Neapel, und nach Südosten, in Richtung Benevent, versperrt hätten. Außerdem müsse man die Kräfte bündeln, weil sonst die Gefahr bestehe, daß einzelne Truppenteile überwältigt würden.
    Im Juni erreichte uns die Nachricht, der südliche Fluchtweg sei abgeriegelt und die Truppen aus Benevent, Capua, Gaëta und Neapel rückten langsam nach Norden vor. Nun gab Papst Johannes den Befehl, loszuschlagen. Als er zugleich erklärte, den Oberbefehl selbst zu übernehmen und gemeinsam mit dem römischen Konsul Theophylactus und dem Markgrafen von Spoleto das Hauptkontingent der Truppen zu führen, fiel ihm

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