Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die heimliche Päpstin

Die heimliche Päpstin

Titel: Die heimliche Päpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
Vom Netzwerk:
fuhr Papst Johannes fort.
    »Und was ist mit dem Nachschub von der See?« mischte ich mich wieder in die Kampfplanung ein. »Am Garigliano unterhalten die Sarazenen einen großen Hafen. Wir müssen ihn sperren.«
    »Aber wie?«
    »Gute Frage.«
    »Wir müssen in Portus eine Flotte aufstellen.«
    »So schnell? Unmöglich. Und es fehlen auch erfahrene Kapitäne und Kämpfer zu See.«
    »Byzanz!« rief ich, so laut ich konnte. »Wir brauchen die Hilfe der Byzantiner. Auch sie kämpfen doch im Süden des Landes und im östlichen Mittelmeer gegen die Sarazenen, ihr Handel ist bedroht, ihre Schiffe werden aufgebracht, die Besatzungen getötet oder in die Sklaverei verkauft …« Ich konnte nicht weitersprechen, weil mein Leib geschüttelt wurde von schluchzender Erregung und meine Stimme versagte.
    Unversehens entstand eine nachdenkliche Ruhe, bis Papst Johannes wieder das Wort ergriff. »Aglaia, die Tochter eines tapferen makedonischen Geschlechts, dem bekannterweise der Welteroberer Alexander entstammte« – er warf mir einen ernsten Blick zu – »hat recht: Ohne eine byzantinische Flotte können wir keinen entscheidenden Sieg erringen. Und wir benötigen noch zusätzliche Unterstützung aus dem Norden des Landes: von König Berengar.«
    Kaum hatte er diesen Namen erwähnt, wurde Unmut laut. Berengar gehörte zur Fraktion der nördlichen Barbaren, der Fremden, und man hatte nicht vergessen, daß dieser Berengar seinen königlichen Widersacher Ludwig hatte überfallen und blenden lassen, daß er sogar mit den Ungarn paktiert hatte, nachdem er von ihnen besiegt worden war. Dies zeugte von einer ganz besonderen Heimtücke und Ehrlosigkeit. Solch ein Usurpator-König sollte gefälligst jenseits des Apennin bleiben.
    Papst Johannes hörte sich alle Einwände an, fand sie im Prinzip richtig, bestand dennoch darauf, Berengar als Verbündeten zu gewinnen. »Sonst fällt er uns womöglich in den Rücken, wenn wir gegen die Sarazenen antreten.«
    Ich dachte mir, daß Papst Johannes aus seiner Zeit als Bischof von Bologna und Erzbischof von Ravenna gute Beziehungen zu Berengar haben könnte und daß er auch deshalb bestrebt war, ihn als Verbündeten zu gewinnen. Als wollte er meine Vermutungen bestätigen, ergriff er erneut das Wort und erklärte: »Selbstredend wird er einen Preis für seinen Einsatz fordern …« – wieder erhob sich lautes Murren – »den wir ihm auf billige Weise zukommen lassen können, denn Berengar ist titelsüchtig: Wir ernennen ihn nach erfolgreichem Feldzug zum Kaiser! Dies ist ein leerer Titel, auf den er sich etwas einbilden kann, ohne daß er dadurch irgendwelche Machtbefugnisse erhält.«
    Erneut entstand heftige Unruhe. Jeder sprach, mit den Armen fuchtelnd, auf seinen Nachbarn ein. Die einen fanden den Vorschlag des Papstes besonders abgefeimt, die anderen fühlten sich in ihrer römischen Ehre gekränkt. Ich schlängelte mich zu Theodora durch, die mich in einen Nebenraum zog. Sie hatte die Arme um meine Schultern gelegt und küßte mich auf die Wange: »Endlich sind wir wieder Schwestern mit einem gemeinsamen Ziel: unseren Peinigern heimzuzahlen, was sie uns angetan haben!«
    41
    Papst Johannes hatte sich gegen seine Kritiker durchgesetzt und König Berengar unter den genannten Bedingungen angeboten, ihn zum Kaiser zu krönen. Berengar sagte begeistert zu und marschierte umgehend mit einem Heeresaufgebot nach Rom, das er trotz leichter Belästigungen durch die Sarazenen bald erreichte. Er mußte allerdings vor den Toren der Stadt das Lager aufschlagen und sich mit einer kargen Versorgung zufrieden geben.
    Als er seinen Protest über die wenig kaiserliche, nicht einmal königliche Behandlung äußerte, wurde ihm während einer Besprechung der Heerführer im Konziliensaal des Vatikans bedeutet, er habe doch selbst das gebrandschatzte Latium gesehen und könne erst nach getaner Arbeit Ehre und Huldigung erwarten.
    »Bescheidenheit und gottgefällige Einigkeit lauten die Erfordernisse des Tages«, erklärte Papst Johannes, »Besinnung auf die wahren apostolischen Werte und körperliche Zucht sind vonnöten, damit wir unser fruchtbares Land und seine fleißigen Bewohner von der Plage der Ungläubigen befreien.«
    König Berengar hatte sich unter den versammelten Herzögen und Grafen, den Heerführern und Kardinälen sofort einen Platz erobert: Groß gewachsen und mit breiter Brust, vollbärtig und mit dröhnender Stimme ruderte er durch die dichtgedrängte Schar der Männer und rief: »Der

Weitere Kostenlose Bücher