Die Heiratsschwindlerin
Regalen heraus oder steckten sie wieder hinein, machten sich Notizen und sprachen leise miteinander. An der Wand hing ein Anschlag mit der Überschrift WIR HELFEN IHNEN , IHREN STAMMBAUM ZURÜCKZUVERFOLGEN . Zwei Damen mittleren Alters waren in einen Band aus dem 19. Jahrhundert vertieft. »Charles Forsyth!«, rief eine davon aus. »Aber ob das auch unser Charles Forsyth ist?« Niemand hier machte einen besorgten oder schuldbewussten Eindruck. Alle anderen, dachte Milly, verbrachten hier einen angenehmen Vormittag.
Mit gesenktem Blick steuerte sie auf die Registerbände jüngeren Datums zu und zog den betreffenden heraus. Einen Augenblick konnte sie ihren Namen nicht finden, und sie wurde von einer lächerlichen Hoffnung erfüllt. Aber dann sprang er ihr unvermittelt entgegen. HAVILL , MELISSA G – KEPINSKI . OXFORD .
Milly rutschte das Herz in die Hose. Unwillkürlich hatte sie sich der Hoffnung hingegeben, ihre Eheschließung mit Allan sei vielleicht durch die rechtlichen Maschen geschlüpft. Aber da war sie, schwarz auf weiß, für jeden nachlesbar. Ein paar gedankenlose Minuten in einem Standesamt in Oxford hatten zu diesem bleibenden Beweisstück geführt: ein unauslöschbarer Eintrag, der nie, niemals mehr verschwinden würde. Sie starrte auf die Seite nieder, konnte den Blick nicht davon losreißen, bis die Worte vor ihren Augen zu tanzen anfingen.
»Wissen Sie, Sie können eine Bescheinigung erhalten.« Eine fröhliche Stimme erschreckte sie, und sie fuhr vor Angst auf und bedeckte ihren Namen mit der Hand. Ein freundlicher junger Mann mit einem Namensschild an der Brust stand vor ihr. »Wir stellen Hochzeitsurkunden zur Verfügung. Sie können sie auch rahmen lassen. Ein äußerst schönes Geschenk.«
»Nein danke«, sagte Milly. Bei der Vorstellung hätte sie am liebsten hysterisch losgelacht. »Nein danke.« Sie schlug das Buch zu, als könne sie dem Eintrag damit den Garaus machen. »Eigentlich wollte ich ins Scheidungsregister schauen.«
»Dann sind Sie hier aber an der falschen Adresse!« Der junge Mann grinste sie an, belustigt über ihre Unkenntnis. »Da müssen Sie ins Somerset House.«
Noch nie hatte Isobel ein so großes Zelt gesehen. Es blähte sich prachtvoll im Wind, ein riesiger weißer Pilz, der die parkenden Autos und Transporter daneben winzig erscheinen ließ.
»Ach, herrje!«, sagte sie. »Das kostet doch sicher ein Vermögen!« Olivia zuckte zusammen.
»Still, Schatz!«, mahnte sie. »Es könnte dich jemand hören.«
»Die wissen doch aber bestimmt alle, wie viel es kostet.« Isobel starrte auf den Strom junger Männer und Frauen, die ins Zelt hinein und wieder hinaus gingen, viele davon trugen Kisten, Kabel oder Holzplanken.
»Dort drüben kommt ein überdachter Gang hin, der das Zelt mit dem rückwärtigen Teil von Pinnacle Hall verbindet«, erklärte Olivia gestikulierend. »Und Garderoben.«
»Herrje«, sagte Isobel erneut. »Das sieht ja wie ein Zirkus aus.«
»Na ja, weißt du, wir hatten wirklich an einen Elefanten gedacht«, gestand Olivia. Isobel glotzte sie an.
»An einen Elefanten?«
»Um das glückliche Paar davonzutragen.«
»Auf einem Elefanten kämen sie nicht weit«, wandte Isobel ein und fing zu lachen an.
»Stattdessen übernimmt das jetzt ein Helikopter«, sagte Olivia. »Aber verrat’s Milly nicht. Soll eine Überraschung werden.«
»Wow! Ein Helikopter!«
»Bist du schon mal in einem geflogen?«
»Ja«, erwiderte Isobel. »Ein paarmal schon. Eigentlich ist es ziemlich nervenaufreibend.«
»Ich noch nie«, sagte Olivia. »Nicht ein einziges Mal.« Sie seufzte leise, und Isobel kicherte.
»Möchtest du nicht an Millys statt fliegen? Bestimmt hätte Simon nichts dagegen.«
»Sei nicht albern«, wies Olivia sie zurecht. »Komm, lass uns reinschauen.«
Sie bahnten sich ihren Weg über den verschneiten Boden zum Zelt und lüpften eine Bahn.
»Oh, Mann!«, sagte Isobel bedächtig. »Von innen wirkt’s ja noch gigantischer.« Beide sahen sich in dem riesigen Raum um. Überall waren Leute, trugen Stühle, installierten Heizgeräte, brachten Lampen an.
»So groß ist es gar nicht«, meinte Olivia unsicher. »Wenn die Stühle und Tische erst mal alle drin sind, wird’s recht gemütlich sein.« Sie hielt inne. »Na ja, vielleicht nicht direkt gemütlich …«
»Tja, Hut ab vor Harry!«, sagte Isobel. »So was hat’s noch nicht gegeben!«
»Wir haben auch dazu beigetragen!«, rief Olivia ärgerlich. »Mehr, als dir vielleicht klar ist. Und
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