Die heiße Nacht auf den Bahamas
zu
bekunden.
Wenn
Hunter Axon glaubte, sie würden ihm so einfach die Schlüssel
zu ihrem geliebten Betrieb überlassen, dann hatte er sich
getäuscht.
Hunter
hatte Cassie mit dem einzigen Wunsch verlassen, sie zu küssen.
Ein
einfacher Kuss hätte allerdings sein Verlangen nicht gestillt.
Denn seine Gefühle für sie hatten inzwischen ein Eigenleben
erlangt und waren jeden Tag stärker geworden. Die Vorstellung,
Cassie nie wieder zu sehen, hatte ihn an den Rand der Verzweiflung
gebracht.
Sie
zu finden, war ein Wunder gewesen.
Doch
das Wiedersehen war ziemlich kühl ausgefallen, gemessen an
seiner Vorfreude. Statt ihm um den Hals zu fallen, hätte Cassie
ihn anscheinend am liebsten gleich aus der Stadt gejagt.
Erneut
dachte er über die Ereignisse des vergangenen Abends nach. Sie
hatten sich nicht geliebt, sondern hatten sich über Cassies
Wunsch gestritten, einen ruinierten Textilbetrieb zu retten.
Ihre
Reaktion war nicht ungewöhnlich. In den Jahren, seit er in
diesem Geschäft tätig war, waren ihm öfter von
Arbeitern verzweifelte Angebote gemacht worden, weil sie ihren
Betrieb retten wollten. Er war als Teufel beschimpft worden und als
gefühlloser Firmenräuber, der aus anderer Leute
Missgeschick Vorteil für sich schlug.
Ein
paar Mal hatte er sich überlegt, ob er das Richtige machte.
Aber
natürlich war das der Fall. Schließlich kaufte er keine
erfolgreichen Betriebe auf. Ihr Untergang hatte meist ähnliche
Ursachen wie die Misere von Demion Mills – ein gieriger Erbe
ohne Geschäftssinn, Angestelltenlöhne, die höher
waren, als der Betrieb es sich leisten konnte. Manchmal musste nur
das Produkt neu definiert werden, manchmal musste das gesamte
Firmenkonzept vereinfacht werden.
Er,
Hunter, würde eine Lösung ausarbeiten und Demion Mills in
Axon Enterprises integrieren. Dann würde der Betrieb Teil eines
Gewinn bringenden Unternehmens. Das war der einzige Weg. Mit der Zeit
würden die meisten Arbeiter schließlich einsehen, dass sie
keine andere Wahl hatten, und sich mit ihrem Schicksal abfinden.
Früher
oder später würde auch Cassie das klar werden. In der
Zwischenzeit musste er versuchen, sie zurückzugewinnen. Sie
musste Demion Mills vergessen.
Aber
wie sollte er das anstellen? Am Vorabend hatte sie ihm deutlich zu
verstehen gegeben, auf welcher Seite sie stand und dass er sich zum
Teufel scheren könnte, solange er nicht seine Pläne für
den Betrieb überdachte.
Aber
das kam nicht infrage. Tür den Textilbetrieb war es am besten,
wenn er ihn kaufte. Alle anderen Möglichkeiten waren viel
schlimmer. Davon musste er Cassie überzeugen. Danach würden
sie wieder weitermachen, wo sie auf den Bahamas aufgehört
hatten. Dieser Gedanke erinnerte Hunter daran, wie zart und seidig
sich Cassies Haut angefühlt hatte, als sie neben ihm gelegen
hatte.
Blumen,
dachte er. Er würde mit Blumen anfangen. Ein Dutzend Rosen jeden
Tag und …
Als
er auf den Parkplatz fuhr, wurde er in seinen Gedanken plötzlich
von einer Menschenmenge abgelenkt, die vor der Weberei Schilder
schwenkten. Er stieg aus dem Auto aus und entdeckte Willa und Oliver,
die nebeneinander standen und die Streikenden beobachteten.
"Unglaublich!"
hörte er Oliver sagen.
"Was
geht hier vor?" fragte Hunter.
"Sie
streiken", erklärte Willa.
"Das
kann uns egal sein", meinte Oliver. "Wir verlegen den
Betrieb sowieso nach China." Er lächelte Willa an. Doch sie
erwiderte sein Lächeln nicht.
"Das
ist uns nicht egal", sagte sie. "Die Weberei muss noch
arbeiten, bis in China alles aufgebaut ist und produziert werden
kann."
Olivers
Lächeln verblasste. "Was machen wir denn jetzt?"
Hunter
warf Willa einen Blick zu. "Finden Sie heraus, wer der Anführer
ist."
"Und
dann?"
"Bringen
Sie ihn zu mir", sagte er in einem Ton, der selbst dem stärksten
Mann Angst eingejagt hätte. Damit ging er an Oliver vorbei und
steuerte auf das Bürogebäude zu.
Wenn
diese Leute glaubten, sie könnten ihn mit einem lächerlichen
Streik in die Knie zwingen, dann würden sie schon bald erkennen,
dass sie sich täuschten. Von jetzt an würde er nicht mehr
freundlich sein.
Cassie
trank einen Schluck heiße Schokolade. Sie hatte Hunter gesehen,
und der betroffene Ausdruck auf seinem Gesicht hatte sie gefreut. Er
würde bald merken, dass die Angestellten von Demion Mills viel
besser organisiert waren, als er gedacht hatte.
"Sieh
mal, wer da kommt", sagte Ruby und wies hinter Cassie. Sie
drehte sich um. Halb grinsend, halb lächelnd, kam Willa auf
Weitere Kostenlose Bücher