Die heiße Nacht auf den Bahamas
diesen Blick schon früher auf den
Bahamas wahrgenommen. Es war ein zärtlicher Blick, mit dem man
normalerweise seine Freundin oder Geliebte ansah. "Es muss hart
für dich sein, hier ohne sie zu leben", bemerkte Hunter.
Verstandesmäßig
war Cassie sich nicht sicher, ob er das ernst meinte, aber
gefühlsmäßig war das egal. Sie spürte das Eis um
ihr Herz schmelzen. "Stimmt", sagte sie. Nimm dich
zusammen, befahl sie sich. Hier ging es nicht um eine freundliche
Unterhaltung. Sie musste sachlich bleiben. "Aber ich bin froh,
dass sie nicht hier ist und mit ansehen muss, was du mit dem Betrieb
machst, den sie so sehr geliebt hat."
Hunter
seufzte. "Cassie", sagte er leise, "du gibst mir
ziemlich genau zu verstehen, was du von meinen Absichten für
Demion Mills hältst. Aber du hast noch nicht darüber
gesprochen, was auf den Bahamas passiert ist."
Cassie
richtete sich auf. Wollte er wirklich darüber sprechen? Worüber
machte er sich Sorgen? Dachte er vielleicht, jetzt wo sie wusste, wer
er war, könnte sie sich an ihn heranmachen oder dergleichen?
Oder möglicherweise vortäuschen, sie wäre von ihm
schwanger? "Was gibt es darüber zu reden? Es war ein
merkwürdiger Zufall."
"Ich
hatte niemals vor, dass so etwas passiert. Hätte ich gewusst,
wer du bist …" Er unterbrach sich.
Aber
er brauchte nicht zu Ende sprechen. Wenn er zu ihr gekommen war, um
ihr zu sagen, er hätte nicht mit ihr geschlafen, wenn er gewusst
hätte, dass sie nicht nur bloß eine kleine Angestelle war,
sondern seine Angestellte war, hatte er seine Zeit
verschwendet. "Offensichtlich", gab sie kühl zurück.
"Falls wir die wahre Identität des anderen gekannt hätten,
wäre das alles nicht passiert."
"Das
habe ich nicht gesagt. Ich sagte, ich hatte niemals vor, dass so
etwas passiert. Ich sagte nicht, ich würde irgendetwas bereuen
oder dass ich etwas anders gemacht hätte, wenn ich gewusst
hätte, wer du bist und warum du auf den Bahamas warst."
Diese
Antwort hatte sie nicht erwartet.
Hunter
stand auf und ging zu ihr. Dann nahm er ihre Hand. "Ich habe
überall nach dir gesucht. Ich habe meine Leute veranlasst, in
den Hotels anzurufen und sämtliche Anmeldungen durchzugehen."
"Warum?"
"Weil
ich dich …" Er zögerte und betrachtete ihre Hand.
"Ich wollte dich unbedingt wiedersehen."
"Du
wolltest mich wiedersehen?"
"Jetzt
habe ich dich gefunden", sagte er. "An dem Ort, an dem ich
dich auf keinen Fall erwartet hätte."
Cassie
hatte plötzlich das Gefühl, wieder auf den Bahamas zu sein.
Vor ihr stand nicht Hunter Axon, sondern ihr Märchenprinz.
Leider war das pures Wunschdenken, das so bald wie möglich
aufhören musste. Sie entzog ihm ihre Hand. "Du solltest
gehen."
Eine
Weile schwieg er, dann sagte er: "Ich hatte gehofft, wir würden
vielleicht …"
"Wir
würden vielleicht was?" Sie schüttelte den Kopf.
"Selbst wenn du diesen Betrieb nicht kaufen würdest, wärst
du immer noch Hunter Axon, und ich bin eine kleine Angestellte. Aber
weil du Hunter …"
"Warum
ändert das irgendetwas?" unterbrach er sie.
"Das
ändert alles. Deinetwegen bin ich bald arbeitslos."
"Mit
der Abfindung brauchst du nicht länger in der Weberei zu
arbeiten. Du kannst dein Studium wieder aufnehmen und Fotografin
werden."
"Ich
will nicht wieder studieren", erklärte sie. Wie hatte sie
bloß erwarten können, dass er sie verstand? "Ich bin
mit der Weberei groß geworden. Meine Mutter und meine
Großmutter haben dort gearbeitet. Ich habe zugesehen, wie sie
Meisterwerke webten." Sie machte eine kurze Pause, bevor sie
weitersprach: "Ja, es gab eine Zeit, da wollte ich fort. Ich
habe mit dem Fotografieren angefangen und ging aufs College. Aber
dann …", ihre Stimme wurde leiser, "… bin ich
zurückgekommen." Sie sah Hunter an. "Diese
Entscheidung habe ich nie bereut. Ich führe die Tradition als
Weberin gern fort. Ich schäme mich nicht für das, was ich
tue, sondern bin stolz darauf."
"Ich
sage ja nicht, dass du nicht stolz auf deine Arbeit sein sollst. Ich
bitte dich nur, die Sache von einem anderen Standpunkt aus zu
betrachten. Vielleicht ist die Schließung von Demion Mills gar
nicht so schlimm, wie sie zu sein scheint. Dir wird dadurch die
Chance zur Veränderung gegeben."
"Ich
will keine Veränderung. Ich will hier in Shanville bleiben und
in der Weberei arbeiten."
"Aber
so wie bisher kann die Weberei nicht existieren. Ich habe mir die
Geschäftsbücher gründlich angeschaut. Demion Mills hat
seit Jahren keinen Gewinn mehr erzielt."
"Das
hätte aber
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