Die heiße Nacht auf den Bahamas
erledigen.
"Dann
verabschieden wir uns morgen?" wollte sie wissen.
Er
schüttelte den Kopf. "Es gibt keinen Grund, bis morgen zu
warten." Er begegnete ihrem Blick. "Oder?" Gib mir
einen Grund, flehte er im Stillen. Bitte.
Sie
schüttelte den Kopf. "Vermutlich nicht."
Sein
Mut sank. Hunter fuhr zum Anlegeplatz. Nachdem er das Boot
festgemacht hatte, drehte er sich um und bot Cassie die Hand. Sobald
sie sicher auf dem Boden stand, ließ er sie los.
"Ich
werde dich zum Hotel fahren, damit du deine Sachen packen kannst. In
einer Stunde wird mein Flugzeug auf dich warten." Er wandte sich
zum Gehen.
"Moment",
sagte sie.
Er
drehte sich um.
"Ich
… ich möchte dir danken."
"Sicher",
sagte er. "Das ist ein Geschäft, nicht wahr?"
"Nein,
es ist nicht bloß ein Geschäft. Du bist so nett gewesen.
Ich werde dir immer dankbar sein."
Der
Wind zerrte an ihrer Bluse und zerzauste ihr langes kastanienbraunes
Haar.
"Hunter",
sagte sie, und ihre grünen Augen funkelten. "Ich glaube,
mein erster Eindruck von dir war richtig."
"Welcher
war das?"
"Dass
du ein freundlicher und zärtlicher Mann bist."
Er
lächelte traurig. Leider schien das nicht genug zu sein. Er
drehte sich um und ging auf das Haus zu.
"Ich
möchte nicht, dass es so endet", sagte sie.
Er
blieb stehen.
"Ich
möchte heute Nacht hier bleiben", fuhr sie fort. "Bei
dir."
9.
Kapitel
Die
Worte waren Cassie ganz spontan in den Sinn gekommen, und schon hatte
sie sie ausgesprochen. Jetzt war es zu spät, sie wieder
zurückzunehmen.
Nicht,
dass sie das gewollt hätte. Denn jedes Wort entsprach der
Wahrheit.
Die
Ereignisse dieses Tages hatten Cassie überrascht. Sie hatte eine
steife, formelle Besprechung mit dem Firmenvorstand erwartet und
keinen Besuch bei Hunters Vater. Auf diese Weise hatte Cassie einen
Blick auf den Mann werfen dürfen, der hinter der Fassade
steckte. Statt eines geldgierigen Geschäftemachers hatte sie
einen Mann entdeckt, der eine enge Beziehung zu seinem Vater besaß
und der die Insel gerettet hatte, auf der er aufgewachsen war.
Hunter
hatte ein Herz.
Oben
auf dem Berg hatte es einen Augenblick lang sogar so ausgesehen, als
wollte er es ihr öffnen. Vor ihren Augen hatte er sich wieder in
den Mann zurückverwandelt, den sie neulich am Strand kennen
gelernt und mit dem sie sehr intime Erfahrungen geteilt hatte.
Doch
als er ihr gesagt hatte, er würde ihr Demion Mills zurückgeben,
hatte sie nur noch daran denken können, nach Shanville
zurückzukehren.
Warum?
Weil
sie Angst hatte.
Sie
hatte mehr Angst vor Hunter, dem Mann, als sie jemals vor Hunter
Axon, dem skrupellosen Geschäftsmann, gehabt hatte.
Es
hatte eine ganze Weile gedauert, bis ihr das klar geworden war und
sie diese Erkenntnis verarbeitet hatte. Dann musste sie noch ihren
ganzen Mut zusammennehmen. Doch letztendlich erinnerte sie sich
daran, dass sie noch nie vor einer Herausforderung davongelaufen war,
und sie würde jetzt nicht damit anfangen.
Also
hatte sie kurzerhand angeboten, zu bleiben.
Nein,
mehr als das. Sie hatte sich selbst angeboten.
Hunters
Reaktion machte deutlich, dass er darauf nicht vorbereitet war. Er
stand vor ihr und sah sie an, als wüsste er nicht, was er mit
ihr anfangen sollte.
Vielleicht,
dachte sie, während ihr das Herz bis zum Hals klopfte, hat er
seine Meinung geändert. Oder sie hatte die kleinen Hinweise auf
sein Interesse missverstanden. Vielleicht täuschte sie sich.
Vielleicht begehrte er sie nicht länger.
Der
Handel war abgeschlossen, das Angebot akzeptiert. Hunter hatte
angenommen, sie würde nach Hause fahren.
Er
nickte, während er sie weiter musterte. "Gut", sagte
er schließlich. Dann drehte er sich um und ging zurück zum
Haus.
Gut?
Was sollte das bedeuten?
Sie
eilte ihm nach. Hunter klappte sein Handy auf, und Cassie hörte,
wie er veranlasste, dass ihre Sachen aus dem Hotel hergebracht
würden. Das war alles. Er schien so aufgeregt, als hätte
sie ihm einen Teller Suppe angeboten.
"Falls
dir das ungelegen kommt, kann ich natürlich im Hotel bleiben",
sagte sie, während sie sich bemühte, mit ihm Schritt zu
halten.
Er
hielt so abrupt an, dass Cassie fast mit ihm zusammenstieß.
"Ich
mag keine Spielchen", erklärte er.
Sie
standen sich direkt gegenüber. "Ich auch nicht."
"Warum
spielst du dann? Wenn du heute Nacht hier bleiben willst, bist du
mehr als willkommen. Wenn nicht, werde ich deinen Rückflug nach
Shanville organisieren."
Warum
war er so kühl und gleichgültig? Wollte er gar nicht, dass
sie blieb?
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