Die heißen Kuesse der Revolution
Plötzlich spürte er eine unglaubliche Leere in seinem Magen. Seine Lenden wurden hart. Zu gerne würde er ein weiteres Mal Besitz von ihr ergreifen.
Doch durch das Fenster drang bereits das blassgraue Licht der Morgendämmerung.
Es wäre fatal, wenn man sie beide hier entdeckte. Dass er ihr die Unschuld geraubt und gleichzeitig seine Tarnung aufrechterhalten hatte, war schlimm genug. Abwesend küsste er sie auf ihre Schläfe.
Sein Herz schmerzte. Wenn er es sich nicht selbst untersagt hätte, hätte er Julianne längst ins Herz geschlossen. Aber nur ein Narr würde es sich unter diesen Umständen gestatten, Gefühle für eine Frau zu entwickeln. Bald würde er wieder aufbrechen müssen. Sie würden einander nie wiedersehen, und das war auch das Beste.
„Du solltest gehen, ma chère “, sagte er leise. „Wir dürfen das Schicksal nicht noch einmal herausfordern.“ Doch er konnte sich kaum dazu bringen, den Arm von ihr zu nehmen.
Sie sah ihn an, ihre Fingerspitzen glitten über seine Brust. „Das war wunderbar“, flüsterte sie. „Zu dumm, dass ich dich allein lassen muss.“
Er konnte nicht leugnen, dass auch ihm der Gedanke daran nicht gefiel. Aber das bedeutete noch lange nicht, dass er etwas für sie empfand. Und wenn er das täte, musste er dagegen ankämpfen. In seiner Welt gab es keinen Platz für Julianne.
Dominic wünschte sich, sie wäre nicht so leicht durchschaubar und hätte sich nicht Hals über Kopf in Charles Maurice verliebt. Aber welche Gefühle sie für diesen Mann hegte, wusste er bereits lange bevor er sie verführte. Die beißenden Schuldgefühle hatte er einfach ignoriert. Er hatte voller Absicht mit ihren Gefühlen gespielt, um seine Tarnung aufrechtzuerhalten. Er hatte sich entschlossen, sie so zu behandeln wie jede andere flüchtige Geliebte. Er besaß genug Erfahrung, um zu wissen, wie er sie manipulieren und in sein Bett bekommen konnte.
Dominic wollte sie nur für seine eigenen Zwecke nutzen und die in beiden lodernde Begierde befriedigen. Doch als er ihr sagte, er würde nichts bedauern, hatte er gelogen.
„Stimmt etwas nicht?“ Julianne küsste seine Brust.
Er lächelte schwach. „Nein, es ist alles gut. Du bist perfekt.“
„Ich sehe dich dann um acht“, hauchte sie.
Sie erhob sich rasch, doch er blieb liegen. Sie wusste, dass er zurück nach Frankreich gehen würde. Niemals würde sie erfahren, dass er gar nicht Charles Maurice war, ihr geliebter Held.
Er sah ihr zu, wie sie in ihr weißes Nachthemd schlüpfte. „Gehst du nachher mit mir auf den Klippen spazieren?“, fragte er.
Sie strahlte. „Was für eine hübsche Idee.“
„Ich habe dafür leider einen schlichten Grund“, warnte er.
Sie lachte. „Ich kenne deine Gründe, Charles“, sagte sie und schlich aus der Kammer.
Sein Lächeln erstarb. Es wurde Zeit, sich davonzumachen. Vor ihrer kleinen Liaison war er davon ausgegangen, dass er eines Tages einfach verschwindet und nur eine kurze Nachricht hinterlässt. Um seine Tarnung nicht zu gefährden, konnte er sich bei der Familie leider nicht mit einem größeren Geldbetrag für all ihre Mühe bedanken. Inzwischen jedoch haderte er mit dem Gedanken, sich ohne ein Wort aus dem Staub zu machen oder lediglich eine kurze Nachricht zurückzulassen.
Was für ein Narr er doch war.
„Ich glaube, Amelia ahnt etwas“, sagte Julianne lächelnd. Es war ein wunderschöner Sommertag, und die Sonne strahlte hell vom blauen Himmel. Sie wandelten unterhalb der Klippen entlang und blickten hinaus auf die saphirblaue See. Eine kühle Meeresbrise blähte ihre Röcke und schlug gegen seine Hosen. Ein paar zottelige Hunde, die ihnen von den Ställen gefolgt waren, jagten schwanzwedelnd die Moorhühner im Ginster.
„Sie mag mich nicht, aber das muss nicht heißen, dass sie Verdacht geschöpft hat.“ Er lächelte ebenfalls. Das alte Herrenhaus hinter ihnen war noch in Sicht. Er wusste, von dort könnte man sie beide mit bloßem Auge beobachten. Zudem hatte Jack genügend Seemannsgläser in seiner Kammer. „Kann sie Männer allgemein nicht leiden, oder trifft es nur mich?“
Julianne griff nach seinem Arm. „Man hat ihr vor Jahren das Herz gebrochen. Bevor du zu uns gekommen bist, war mir das nicht wirklich bewusst, doch jetzt glaube ich, sie empfindet immer noch etwas für diesen Mann. Du bist ihm in gewisser Weise ähnlich. Ich schätze, dass sie dir aus diesem Grund mit misstraut.“
„Sie hatte etwas mit diesem Edelmann, den du erwähnt hast, diesen Earl of
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