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Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler

Titel: Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
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die Stirn.
    Der Medicus nickte. »Wir haben im Keller des Baders einen Geheimraum gefunden, in dem offensichtlich alchimistische Experimente betrieben wurden. Es gab dort Spuren eines bläulichen, merkwürdig riechenden Pulvers, das leider, wie die gesamte übrige Einrichtung, zu Asche verbrannt ist. Wusstet Ihr von diesem Raum?«
    Der Floßmeister schwieg lange. Er nahm einen tiefen Schluck Branntwein, bevor er schließlich antwortete.
    »Der Hofmann hat sich tatsächlich mit Alchimie beschäftigt«, brummte er. »Den Raum kannte ich nicht, aber ich habe etwas geahnt. Seit Jahren schon war Andreas auf der Suche nach diesem …« Er zögerte kurz. »Na, nach diesem Stein, den sie doch alle herstellen wollen.«
    »Dem Stein der Weisen?«, hauchte Simon.
    Gessner nickte. »Genau. Er meinte, er wär ganz nahe dran, aus Eisen Gold zu machen. Natürlich hat ihm keiner von uns geglaubt. Ehrlich gesagt, haben wir uns sogar ein bisschen über ihn lustig gemacht. Es war so eine Marotte von ihm. Aber vielleicht ist ja doch was dran gewesen. Ein paar Tage vor seinem Tod hat er noch angedeutet, er könne schon bald das ganz große Geld machen …«
    »So könnte es gewesen sein!« Simon sprang auf und ging aufgeregt in der kleinen Kammer auf und ab. »Der Bader Hofmann stellt in seiner geheimen Alchimistenküche irgendetwas sehr Wertvolles her. Vielleicht sogar den Stein der Weisen. Auf alle Fälle etwas, was die Regensburger Patrizier unbedingt haben wollen. Sie stellen ihn zur Rede, und als er ihnen das Gewünschte nicht geben will, bringen sie ihn und seine Frau um. Die Sache ist heikel,vielleicht sind auch schon andere Parteien hinter dem Zeug her. Also müssen die Ratsherren dafür sorgen, dass nicht der geringste Verdacht auf sie fällt. Das würde tatsächlich erklären, warum sie Jakob Kuisl nach Regensburg gelockt haben. Es musste absolut sicher sein, dass alles wie ein gewöhnlicher Raubmord aussieht. Mit den Freien hatte die Sache gar nichts zu tun!« Simon war mittlerweile in Fahrt gekommen. »Als die Hofmanns tot sind, lassen die Patrizier das ganze Haus auf den Kopf stellen. Aber sie finden den Stein der Weisen nicht! Hofmann hatte ihn nämlich unten in seiner Alchimistenküche versteckt.«
    »Und?«, fragte Gessner neugierig. »Wo ist dieser Stein jetzt?«
    Simon setzte sich seufzend wieder auf eine Kiste. »Wir werden es womöglich nie erfahren. Vielleicht ist der Stein noch dort unten, vielleicht hat Hofmann ihn irgendwo anders hingebracht. Das Baderhaus ist jedenfalls eingestürzt. Da findet niemand mehr etwas. Aber ich bin mir sicher, dass es etwas mit diesem Pulver zu tun hat.«
    Der Floßmeister nickte nachdenklich und nestelte an seinem roten Halstuch. »Mag sein, dass es so gewesen ist. Womöglich krieg ich ja selbst noch was raus. Ich hab da so meine Quellen …« Er strich sich über den rabenschwarzen Bart. »Wenn ich was höre, lass ich es euch mitteilen. Logiert ihr eigentlich noch im ›Walfisch‹?«
    Simon schüttelte den Kopf. »Das war uns … aus verschiedenen Gründen zu gefährlich. Nein, wir wohnen derzeit bei der Bettlergilde.«
    »Bei der Bettlergilde?«
    »Ich habe ein Abkommen mit dem Bettlerkönig«, erwiderte Simon kurz angebunden. »Ich heile seine Kranken, dafür sorgt er für unsere Sicherheit.«
    »Hm.«Gessner wog bedächtig den Kopf. »Nicht dass es mich was angeht, aber weiß der Bettlerkönig von der Alchimistenküche?«
    »Wir haben Nathan davon erzählt«, erwiderte Simon. »Warum fragt Ihr?«
    Der Regensburger Floßmeister schnalzte mit der Zunge. »Wenn ich an eurer Stelle wär, würd ich ihm nicht über den Weg trauen. Für Geld tut Nathan alles. Was glaubst du denn, warum er und seine Leute so unbehelligt hier in Regensburg leben können, hm?«
    »Ihr meint …?«
    »Ich meine nicht, ich weiß. Nathan liefert immer wieder Leute an die Stadt aus oder versorgt die Wachen mit Informationen. Und für so einen Stein lassen manche bestimmt ein hübsches Sümmchen springen.«
    »Daran hab ich noch gar nicht gedacht.« Simon runzelte die Stirn. »Ihr könntet recht haben. Wir sollten vielleicht wirklich das Quartier wechseln.«
    »Ihr könnt bei mir unterschlüpfen, wenn ihr wollt.« Der Floßmeister deutete hinter sich. »Hier drin seid ihr so sicher wie in Abrahams Schoß. Da findet euch keiner.«
    »Danke, aber ich glaube, ich weiß schon eine bessere Lösung«, erwiderte Simon leise und stand auf.
    »Wie du meinst.«
    Karl Gessner öffnete die Regalwand. Licht strömte in

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