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Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler

Titel: Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
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die Kammer, so dass der Medicus blinzeln musste. Kurze Zeit sah er gar nichts mehr.
    »Wenn ihr etwas Neues rausfindet, sag mir auf alle Fälle Bescheid«, sagte der Floßmeister, während ihn das Sonnenlicht umflirrte. »Und was diese Kammer hier angeht …« Er zog Simon ganz nah zu sich heran. »Du weißt von nichts, klar?«
    Simon spürte den heißen, schnapsdurchtränkten Atem Gessnersim Gesicht. »Kein Wort kommt über meine Lippen. Versprochen.«
    »Gut«, erwiderte Karl Gessner und klopfte dem Medicus auf die Schultern. »Vielleicht lass ich dir ja mal eine Kiste Tabak zukommen. Rauchst du?«
    Lächelnd schüttelte Simon den Kopf. »Ich nicht. Aber ich kenne jemanden, der sich über ein solches Geschenk mehr als freuen würde. Zuerst müssen wir ihm allerdings erst mal das Leben retten.«

11
    Regensburg, am Mittag des 24 . August
anno domini 1662
    D ie stickige Luft hinderte Jakob Kuisl daran, in der versteckten Kammer des Dirnenhauses den nötigen Schlaf zu finden. Philipp Teuber mochte erst seit ein paar Stunden fort sein, doch dem Schongauer Henker kam es vor, als säße er bereits eine halbe Ewigkeit in diesem Loch. Zwar stank es nicht nach Urin und Exkrementen wie in der Zelle des Rathauses, doch gab es hier kein Licht und keine Luft, nur ihn und seine Gedanken.
    Der Henker stöhnte leise und tastete den Boden um sich herum ab, bis er gegen etwas Hartes stieß. Eine Weinkaraffe! Fast hätte er sie umgeworfen, doch im letzten Moment konnte er den Krug festhalten. Vorsichtig führte er ihn an den Mund, bis die kalte, belebende Flüssigkeit seinen Gaumen benetzte. Neue Kraft strömte durch seinen Körper. Der Wein war mit Wasser vermengt, aber trotzdem noch so stark, dass er ihn schläfrig und benommen machte.
    Schon wollte er wieder die Augen zumachen, als ein knirschendes Geräusch ertönte. Das Weinfass vor dem Eingang wurde zur Seite geschoben. Im Licht einer Laterne sah der Schongauer Henker das schweißüberströmte Gesicht Dorotheas, die beleibte Kupplerin hatte offenbar das schwere Fass ganz allein zur Seite gewälzt. Sie sah ihn mit einer Mischung aus Skepsis und Neugierde an.
    »Wolltnur sehen, ob du noch da bist«, murmelte sie. »Dann kannst du es wohl nicht gewesen sein.«
    »Was?«, krächzte Kuisl und richtete sich auf, so dass er sitzend an der kühlen, feuchten Wand der kleinen Kammer lehnte. »Was kann ich nicht gewesen sein?«
    »Dieser Mord im Badehaus heute Vormittag«, erwiderte Dorothea. »Oder hast du doch was damit zu schaffen?«
    Jakob Kuisl blinzelte, als ihn das Licht der Laterne traf. »Heute Vormittag? Ich verstehe nicht … Die Lisl und der Hofmann sind doch schon vor Tagen …«
    »Trottel«, unterbrach ihn die Kupplerin. »Ich mein nicht das Baderhaus der Hofmanns, sondern die Badestube im Hackengässchen. Der Bäckermeister Haberger ist dort erwürgt worden. Die Baderin Marie Deisch hat man mit aufgeschnittener Kehle in einem der Holzzuber gefunden. Warst du’s wirklich nicht?«
    Der Henker schüttelte schweigend den Kopf.
    »Wenn ich dich so anschau, kann ich mir das eigentlich auch nur schwer vorstellen«, knurrte die Dicke Thea. »Kannst dir vermutlich zurzeit nicht mal selber die Kehle durchschneiden.« Sie stellte die Laterne auf den Boden und betrat die dunkle Kammer. »Dabei wären viele froh, wenn sie einen Schuldigen für all die Morde finden würden, die hier in letzter Zeit passieren. Meine Mädchen trauen sich schon gar nicht mehr auf die Straße, seitdem dieser Unbekannte sein Unwesen treibt.«
    »Welcher Unbekannte?«, fragte Kuisl stockend.
    Die Dicke Thea sah ihn misstrauisch an. »Bist du so blöd oder spielst du das nur? Seit ein paar Wochen verschwinden in der Stadt immer wieder Dirnen. Du musst doch davon gehört haben!«
    Jakob Kuisl schüttelte den Kopf, und die Kupplerin seufzte tief.
    »Wieauch immer«, fuhr sie fort. »Drüben in der Garnison ist jedenfalls die Hölle los. Sämtliche Büttel in Regensburg suchen dich mittlerweile, die Tore werden bewacht, als wenn der Teufel selbst ausgebrochen wäre! Sie wollen dir alle Morde anhängen, die sich in den letzten Wochen hier ereignet haben. Eine echte Sauhatz wird das.«
    »Woher weißt du das alles?«, flüsterte Jakob Kuisl.
    »Einer der Soldaten aus dem Peterstor hat’s mir gesteckt«, erwiderte Dorothea. »Zuerst wollten sie deinen Ausbruch ja geheim halten, wegen der Blamage. Aber jetzt, nach dem Mord am Haberger, sind alle Büttel auf den Beinen. Noch wissen die Regensburger nichts davon,

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