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Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler

Titel: Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
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wieder zurück an Bord. Magdalena strampelte und schlug um sich, doch die Männer waren zu stark. Gleich darauf lag sie verschnürt wie ein Ballen Tuch am Boden des Kahns, im Mund ein muffiges Stück Leinen. Stöhnend warf sie sich hin und her.
    »Wenn Ihr versprecht, nicht zu schreien, kann ich den Knebel auch entfernen lassen«, sagte Silvio mitfühlend. »Glaubt mir, es würde Eurem Teint guttun.«
    Magdalenanickte, und einer der Burschen riss ihr das Tuch aus dem Mund. Sie spuckte stinkendes Flusswasser und Speichel.
    »Wer …?«, flüsterte sie schließlich. Für mehr Worte fehlte ihr die Kraft.
    »Wer er war?« Der kleine Venezianer starrte hinaus auf den Fluss, wo die Leiche des Fremden nur noch als kleiner Punkt zu erkennen war.
    »Heinrich von Bütten.« Silvio nickte anerkennend. »Der beste Agent des Kaisers, ein grandioser Fechter. Er war der Einzige, der Euch hätte helfen können.« Ein feines Lächeln zog sich über sein Gesicht. »Und Ihr schlagt ihn im Dom halb tot. Was für eine Ironie!«
    Er blickte hinaus auf die Donau, wo sich das blutrote Licht der aufgehenden Sonne zu spiegeln begann. »Es wird Zeit für unser Experiment«, sagte er in Richtung seiner Helfer. »Wir wollen ablegen.«
    Langsam setzte sich der Kahn in Bewegung.

13
    Regensburg, am Morgen des 26 . August anno domini 1662
    V or Jakob Kuisl tauchte als dunkler Schemen das Jakobstor auf. Auf den obersten Zinnen leuchtete bereits das Licht der Morgendämmerung, weiter unten herrschte noch Nacht.
    Fast zwei Stunden hatte der Henker vom Bischofshof hierher gebraucht; immer wieder war er dabei Wachen begegnet, vor denen er sich verstecken musste. In den kleinen Gassen war er mehrmals im Kreis gelaufen oder in einen Hinterhof geraten, der sich als Sackgasse erwies. Einmal marschierten zwei Büttel nur eine Handbreit an ihm vorbei, während er im Schatten eines Eingangs kauerte, ein anderes Mal ließ er sich hinter einen Haufen Mist fallen, weil plötzlich Wachen vor ihm auftauchten. Nun stand er vor dem Tor, durch das er diese Stadt vor einer Ewigkeit betreten hatte, hier wollte er sie auch wieder verlassen. Teuber hatte ihm in der Zelle erzählt, dass das Jakobstor von vielen Bauern mit ihren Karren befahren wurde. Kuisl hoffte, auf einen davon aufspringen und sich dort zwischen Kisten, Ballen oder Fässern verbergen zu können.
    Von seinem Versteck hinter einem Brunnen aus beobachtete er die erste Wachablösung am Morgen. Die Soldaten salutierten voreinander, doch ihre Bewegungen wirktenmüde, einige gähnten und streckten sich. Kuisl grinste und ließ seine Fäuste knacken. Wenigstens hatte nicht nur er eine lange Nacht gehabt.
    Unter Knarzen und Quietschen wurde nun ein Riegel groß wie ein Balken zur Seite geschoben, das fast vier Schritt hohe Tor öffnete sich, und der erste Karren eines Bauern aus dem Umland rumpelte in die Stadt. Ihm folgten zerlumpte Tagelöhner und mit Kraxen beladene Hausierer, die offenbar die Nacht vor der Stadtmauer verbracht hatten. Hähne krähten, von den Kirchen dröhnten die Glocken; Regensburg erwachte.
    Nachdem Jakob Kuisl das Treiben am Tor einige Zeit stirnrunzelnd verfolgt hatte, verwarf er seinen ursprünglichen Plan. Es war einfach zu gefährlich, sich auf einem der Wagen aus der Stadt herauszuschmuggeln. Trotz ihrer Müdigkeit machten die Büttel einen wachsamen Eindruck. Jeder, der die Stadt verließ, wurde genauestens kontrolliert. Immer wieder stießen die Wachmänner mit ihren Spießen in Kornsäcke oder ließen Weinfässer aufbrechen, wobei sie das Geschimpfe der Händler und Bauern neben sich schweigend ertrugen.
    »Halt dein gottverfluchtes Maul«, knurrte einer der Wachen plötzlich, als ein kleiner Tuchlieferant sich gar zu laut darüber beschwerte, dass er jeden einzelnen Ballen aufschnüren musste. »Meinst du, mir macht das Spaß? Wir suchen das Monstrum aus Schongau, du Rindvieh! Sei froh, wenn wir aufpassen, dass der Werwolf dir nicht während der Fahrt von hinten die Kehle durchschneidet.«
    »Pah!«, blaffte der Händler und wickelte seine Tücher grimmig wieder zusammen. »An der Nase hat euch dieses Scheusal rumgeführt! Entkommen ist er euch, und jetzt müssen wir die Zeche zahlen. Wenn ihr nicht ständig im Dienst saufen würdet …«
    »Passbloß auf, du!«
    Der Tuchhändler trollte sich, während Kuisl krampfhaft überlegte, wie er auf andere Weise aus der Stadt fliehen konnte. Sein Blick glitt über die Stadtmauer in nordwestlicher Richtung, wo Rauch aus den

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