Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler

Titel: Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
Vom Netzwerk:
meiner Familie aufs Spiel gesetzt hab, bloß dass du jetzt verreckst, du Sauhund! Wart gefälligst!«
    Nur Augenblicke später war auch von ihm nichts mehr zu sehen.
    Die Goldgräber schüttelten kurz den Kopf, dann griffen sie wieder zu den Schaufeln und befreiten die Stadt von ihrem Dreck. Es würde ein heißer, stinkender Tag werden.
    Simon stand im Schatten des großen Salzstadls neben der Schiffslände und wartete darauf, dass die Steinerne Brücke geöffnet wurde. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Nervös beobachtete er die Brückenwächter, die gerade begonnen hatten, gemächlich das Tor aufzumachen.
    Wie vor ihm Jakob Kuisl und seine Tochter war Simon durch den verborgenen Gang bis in den Abstellkeller und von dort weiter in die Stadt geschlichen. Einen Augenblick lang hatte er gehofft, irgendwo vor dem Bischofshof Magdalena anzutreffen, doch die Henkerstochter war bereits verschwunden gewesen. Ein Umstand, der Simon noch vor kurzem zur Weißglut getrieben hätte, der ihn jetzt aber eher beruhigte. Er wusste ja, wo er sie finden würde – bei dem zwergwüchsigen, blasierten Venezianer. Nun, dort war sie wenigstens in Sicherheit. Für das, was er nun vorhatte, sollte er ohnehin besser allein sein.
    Auf dem schnellsten Weg war Simon durch die dämmrigen, noch menschenleeren Gassen geeilt, in Richtung des Ortes, von dem er annahm, dass er dort dem Geheimnis des Pulvers auf die Spur kommen würde. Nun, am Torhaus der Steinernen Brücke, dessen Gatter noch immerverschlossen waren, wurde seine Geduld jedoch einer schweren Prüfung unterzogen.
    Während Simon mit den Fingern der rechten Hand gegen die Steinmauer trommelte, starrte er weiter auf die Wächter, die in aller Gemütsruhe einen Torriegel nach dem anderen zur Seite schoben. Warum konnten sich diese Rindviecher nicht beeilen! Das Schicksal der Stadt stand vermutlich auf dem Spiel, und diese versoffenen Provinzbüttel bekamen ihren Arsch nicht hoch! Simon bemerkte plötzlich, dass er bereits seit längerem an seinen Fingernägeln kaute.
    Im Grunde war der Medicus froh, dass Magdalena zu Silvio gegangen war. Die Sache war einfach zu gefährlich, keiner wusste, wer oder was ihn wirklich an diesem Ort erwartete. Simon konnte nur hoffen, dass es nicht schon zu spät war. Auf der anderen Seite – hätte man dann nicht schon etwas merken müssen? Die Folgen des Pulvers waren so monströs, so sichtbar grausam, dass sein Einsatz bestimmt aufgefallen wäre. Simon atmete auf. Offenbar hatten die Verschwörer ihren Plan also noch nicht in die Tat umgesetzt. Doch er musste sichergehen, dass er mit seiner Vermutung richtig lag. Sollte sie zutreffen, würde er schnurstracks zu den Mächtigen der Stadt gehen und …
    Siedendheiß fiel Simon ein, dass Paulus Mämminger ja als Kämmerer einer der mächtigsten Männer Regensburgs war. Wem konnte er eigentlich noch vertrauen? Noch immer war ihm nicht klar, welche Rolle Mämminger in diesem Spiel innehatte. Von Nathan und diesem glatzköpfigen Meuchelmörder ganz zu schweigen! Aus diesem Grund hatte Simon auch darauf verzichtet, den Tunnel unter der Donau zu benutzen. Vielleicht lauerte ihm dort Nathan mit seinen Spießgesellen auf, gedungen von mächtigen Männern, in deren Augen Simon nur einlästiger Käfer war, den man im Vorübergehen zerdrückte.
    Der Medicus biss sich auf die Lippen. Er musste zuerst feststellen, ob er recht hatte. Danach konnte er immer noch entscheiden, wen er ins Vertrauen zog.
    Endlich hatten die Wachen das Tor geöffnet. Mit einem Dutzend kleiner Händler, Bauern und Tagelöhner strebte Simon der Steinernen Brücke zu. Fünfzehn Rundbögen spannten sich bis zum gegenüberliegenden Ufer, wo das Reich des bayerischen Kurfürsten begann. Im sich langsam lichtenden Morgennebel konnte der Medicus auf der anderen Seite die Zollschranke erkennen, die nun hochgezogen wurde. Mit schnellen Schritten, den Kopf abgewandt, eilte er an den Wachleuten vorüber. In der Kammer des Braumeisters hatte Simon gestern eine braune Filzkappe gefunden, die er nun tief in die Stirn zog. Er konnte nur hoffen, dass die Wachen noch zu müde waren, um genauer hinzuschauen.
    Es schien zu klappen, kein Ruf ertönte hinter ihm. Der Medicus atmete erleichtert aus und ging weiter über die Brücke; sein Blick glitt über die Brüstung, wo sich unten zwischen den künstlichen Inseln große Strudel gebildet hatten. Flöße und Fischerkähne glitten unter den Bögen hindurch und fuhren an der unteren Wöhrd-Insel vorüber.
    Bald

Weitere Kostenlose Bücher