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Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler

Titel: Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
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die Augen auf. »Aber dann ist ja Paulus Mämminger …«
    »Ein kreuzbraver Patrizier, der mit dem Kaiser zusammenarbeitet und der uns in die Suppe spucken wollte.« Silvio Contarini nickte. »Er hatte einen Verdacht, mehr nicht. Heinrich von Bütten sollte mehr über unsere Pläne herausfinden.«
    Magdalenas Augen wurden kleine Schlitze. »Wer bist du? Der Teufel? Wer kann so dämonisch sein, eine halbe Stadt in den Wahnsinn treiben zu wollen?«
    Der Venezianer schwieg, doch Simon hakte nach. »Wollt Ihr’s ihr nicht selber sagen? Warum so schüchtern? Es ist doch eigentlich ganz offensichtlich.«
    »Ich weiß wirklich nicht, wovon Ihr sprecht.« Silvio spielte weiter mit seinen Ringen.
    »Dann lasst mich raten, ja?«, sagte Simon. »Ich vermute, dass er für den türkischen Großwesir arbeitet. Das Osmanische Reich ist schließlich der größte Gegner des Deutschen Reichs.«
    »Natürlich!«, rief Magdalena. »Paulus Mämminger hat mir auf dem Fest im Haus Heuport ja selbst erzählt, dass der Kaiser auf dem kommenden Reichstag Geld sammeln und die Länder für die Türkenkriege rüsten will. Wenn der Reichstag nicht stattfindet, hat der Großwesir leichtes Spiel!«
    Der Gesichtsausdruck des Venezianers verriet Simon, dass sie beide recht hatten.
    »Was für ein teuflischer Plan«, sagte der Medicus mit leiserBewunderung. »Das Rathaus, wo die Verhandlungen stattfinden, ist schwer bewacht. Aber an das Brot denkt keiner, niemand wird Verdacht schöpfen. Und der Reichstag versinkt im Chaos, zum Wohle des türkischen Reiches.« Er deutete auf die Flößer, die sich wieder ausgiebig ihrer Flasche Branntwein widmeten. »Nur Eure dummen Spießgesellen hier haltet Ihr weiter zum Narren und gebärdet Euch als tolldreister Kämpfer für die armen Leute. Vermutlich habt Ihr ihnen ein gerechtes Himmelreich auf Erden versprochen. Der venezianische Gesandte ein Freier , was für ein Witz! Keiner darf Eure Verbindung zum Großwesir auch nur erahnen. Hab ich nicht recht?«
    Die Lippen des Gesandten verschlossen sich zu zwei dünnen blutleeren Linien, ein leichtes Lächeln war darauf zu sehen. Simon wandte sich an Magdalena.
    »Fällt dir nicht auf, wie unser lieber Venezianer plötzlich akzentfrei deutsch sprechen kann. Er hat dir die ganze Zeit den liebeshungrigen, leicht tollpatschigen Silvio vorgespielt, und du bist drauf reingefallen! Vielleicht ist er wirklich der venezianische Gesandte, auf alle Fälle arbeitet er für mehrere Seiten.«
    Ein leises Zischen war zu hören. Plötzlich hielt Silvio Contarini seinen Degen in der Hand und berührte damit sachte Simons Kehle.
    »Sag mir einen Grund, warum ich dich nicht hier auf der Stelle wie ein Schwein abstechen sollte!«, zischte er. »Keiner wird je von deinen possierlichen Gedankenspielen erfahren. Keiner, auch die Flößer hier nicht! Warum sollte ich dich also nicht sofort umbringen?«
    »Umbringen wie den Bader, seine Frau, den Bäcker, den bischöflichen Braumeister und all die anderen?«, keuchte Simon, die Augen starr auf den Degen an seiner Kehle gerichtet.
    SilviosAugen wurden für einen Moment gläsern. »Den … Braumeister?« Seine Stimme klang plötzlich unsicher. »Maledizione!« , knurrte er schließlich. »Das war jemand anders. Auch die sonstigen Morde.« Er schloss die Augen und atmete einmal tief durch, bevor er weitersprach. »Ich hätte nie mit ihm zusammenarbeiten sollen. Wegen ihm steht nun alles auf dem Spiel. Der Narr! Er hätte in Saus und Braus leben können, aber er lässt sich leiten von seinen Gefühlen!« Verächtlich spuckte er zu Boden. Die Schminke in seinem Gesicht war zerronnen, darunter zeigte sich eine Fratze des Hasses.
    Simons Atem setzte einen Augenblick lang aus.
    Es gab noch jemand anders …
    Jemand, der Magdalenas Tante und ihren Mann auf dem Gewissen hatte und der in Silvios Pläne eingeweiht war! Jemand, der für ihn die Drecksarbeit übernommen hatte. Wer konnte das sein? War es derselbe, der sich an Magdalenas Vater rächen wollte? Offensichtlich wusste der Venezianer noch gar nicht, was sich letzte Nacht im Bischofshof tatsächlich abgespielt hatte. Fieberhaft überlegte Simon, wie er aus dieser Erkenntnis Gewinn schlagen konnte.
    Mit einem Mal wandte sich der kleine Gesandte wieder Simon zu, die Spitze des Degens wanderte langsam über den Brustkorb seines Gefangenen. »Sei’s drum. Darum kümmer ich mich später. Nun erst mal zu dir, du neunmalkluger Quacksalber.«
    »Der Rat weiß Bescheid!«, keuchte Simon

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