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Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler

Titel: Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
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Mörderbande mit gestreckten Waffen vor ihnen. Lettner schaut Jakob mit kalten, spöttischen Augen an. Neben ihm stehen seine zwei Brüder, der fette Friedrich und der kleine schmächtige Karl. Karlchen, das Monstrum, das noch ein Kind ist. Wie viele der Knaben an Jakobs Seite werden so werden wie er?
    »Was soll das, Feldweibel?«, knurrt Lettner mit der Stimme eines Wolfes. »Ein bisschen Spaß, mehr nicht. Bind uns los.«
    »Ihr habt um sie gewürfelt …«
    »Warum nicht? Das sind nur Bauernweiber. Wen schert’s?«
    »Ihr habt um sie gewürfelt, sie vergewaltigt und dann erschlagen …«
    »Sind noch welche übrig. Bedien dich, Jakob.«
    Lettner grinst, weiße Zähne leuchten wie bei einem Wolf im Schein des Feuers. Wie oft hat Jakob dieses Grinsen schon im Kampf gesehen, wie oft hat er die Augen vor dem Grauen verschlossen! Wie oft? Neben Lettner kauert das Mädchen, schwarze Haare, buschige Brauen, die Augen glasig vor Angst. Ein stummes Bitten liegt darin, ihre Lippen formen ein leises Gebet.
    Sie soll die Nächste sein.
    Plötzlich geht ein Zorn durch Jakob hindurch, wie er ihn noch nie zuvor gespürt hat. Er holt die aus Knochen geschnitzten Würfel aus seinem Beutel und drückt sie Lettner in die Hand.
    »Spielt.«
    »Was soll das?« Philipp Lettner mustert ihn ratlos, die klaren blauen Augen zucken hin und her. Er riecht die Falle.
    »Spielt um euer Leben. Jeder Dritte hängt.«
    »Du verfluchter Sauhund!«
    Der fette Friedrich springt auf und will Jakob seinen Dolch in den Bauch rammen. Doch der junge Feldweibel weicht aus und schlägt dem Dicken den Schwertknauf ins Gesicht. Wieder und wieder schlägt er zu. Friedrich taumelt auf ein brennendes Haus zu, er greift Halt suchend um sich, schließlich stolpert er über die Türschwelle und verschwindet schreiend im tosenden Inferno. Balken stürzen zu Boden, dann herrscht Stille.
    Jakob dreht sich um, geht zurück zum Lagerfeuer und deutet mit seinem Schwert zuerst auf Philipp Lettner und dann auf die Würfel.
    »Ich sagte, spielt.«
    Plötzlich spürt er, dass das schwarzhaarige Mädchen ihn anstarrt. Ihre Augen sind dunkle Strudel, die ihn hinabziehen. Er kann den Blick nicht von ihr wenden. Ein Feuer brennt in seiner Magengrube, viel heißer als die Flammen auf den Dächern.
    Erst später, als die letzten Beine nur noch schwach im Wind zappeln, die letzten heiseren Todesschreie verstummt sind und er mit ihr davonreitet, weit fort, nach Hause, dorthin, wo kein Krieg mehr ist; erst dann, als er beschlossen hat, kein Söldner mehr zu sein, wird er ihren Namen erfahren.
    Anna-Maria.
    Sie wird die Frau seines Lebens.
    »Verflucht, Kuisl! Was ist mit dir? Komm zur Besinnung!«
    Ein Schmerz in seiner linken Schulter holte Jakob Kuisl zurück in die Wirklichkeit. Es war Philipp Teuber, der ihn hart angepackt hatte und nun hin und her schüttelte.
    »Wach auf, bevor der Sauhund dir den Katzbalger in den Bauch rammt!«
    Kuisl schüttelte sich, bis sein Blick wieder klar wurde. Nur wenige Schritte vor ihm stand Philipp Lettner mit erhobenem Schwert, er lächelte noch immer.
    »Lass ihn, Henker«, schnurrte Lettner beinahe zärtlich. »Es ist die Erinnerung, die dich einholt, nicht wahr, Jakob? All die Toten, die deinen Weg gepflastert haben. Hast wohl geglaubt, dass du mit deinem hübschen Bauerntöchterlein glücklich und zufrieden in Schongau leben kannst? Nein!« Seine Stimme wurde plötzlich schneidend kalt,sie klang jetzt genauso wie noch vor ein paar Tagen unten in der Fragstatt. »Ich habe Rache geschworen! Ich wusste, dass ich dich irgendwann einmal kriegen würde. Und jetzt endlich ist es so weit!«
    Der Henker wischte sich den Schweiß von der Stirn. Brechreiz stieg in ihm hoch, die Schmerzen kamen zurück. Die Sonne stand mittlerweile direkt über dem Dorf und brannte wie mit Nadeln auf ihn herab. Trotzdem ließ er sich nichts anmerken.
    »Warum hast du meine Schwester umgebracht?«, flüsterte er. »Die Lisl hat dir nichts getan.«
    Philipp Lettner lachte laut auf. »Dummkopf!«, rief er. »Hast du’s immer noch nicht begriffen? Erst deine Schwester hat mich zu dir geführt! Als klar war, dass ihr Mann beseitigt werden musste, hab ich ein bisschen rumspioniert, wie wir’s anstellen. Dabei bin ich auf ihren Mädchennamen gestoßen. Kuisl .« Er spuckte den Namen aus wie ein Stück Dreck. »Da bin ich natürlich hellhörig geworden und hab nachgefragt. Die Kleine hat dich gemocht, sie hat gern von dir erzählt. Von dir, von deiner goldigen Tochter und

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