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Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler

Titel: Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
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deiner ach so geliebten Anna-Maria. Schließlich erkannte ich, dass der liebe Herrgott mir ein Geschenk gemacht hatte. Ein wahrhaft großes Geschenk! Dich!« Wieder lachte Lettner. Es klang schrill, fast weibisch, kleine Tränen glitzerten in seinen Augenwinkeln. Doch von einem Moment auf den anderen hatte er sich wieder beruhigt.
    »Ich bin dein Schicksal und dein Untergang«, fuhr er mit schneidender Stimme fort. » Ich hab diesen Brief nach Schongau geschickt und dich so nach Regensburg gelockt. Ich hab deiner Schwester und deinem Schwager die Kehle durchgeschnitten und dich in die Falle laufen lassen. Ich war der dritte Fragherr, und jetzt bin ich dein Tod,dem du ins Auge siehst.« Er verneigte sich wie ein billiger Zauberkünstler und machte mit dem Katzbalger einen Ausfallschritt.
    »Zum Töten gehören immer zwei«, knurrte Philipp Teuber, der bislang schweigend zugehört hatte. »Mit dem kranken Kuisl hast du vielleicht leichtes Spiel, aber du vergisst, dass du es auch mit mir zu tun hast.«
    Auf Lettners Gesicht zeigte sich gespieltes Erstaunen. »Stimmt, Henkerlein, dich hätte ich fast vergessen.«
    Der Floßmeister hob die linke Hand, fast so, als würde er jemanden zaghaft grüßen. Kurz erkannte Kuisl einen Schatten oben im Kirchturmfenster, dann war ein Sirren in der Luft zu hören. Nur einen Moment später fuhr ein Armbrustbolzen durch Philipp Teubers Brust und ließ ihn zurücktaumeln. Der Regensburger Scharfrichter ruderte mit den Armen wie ein Ertrinkender, den Mund zum lautlosen Schrei geöffnet. Schließlich fiel er wie ein Baum nach hinten, der mächtige Brustkorb hob und senkte sich, seine Augen blickten fragend in den blauen Himmel.
    »Nun ist’s gerecht, nicht wahr, Jakob?«, flüsterte Philipp Lettner. »Nur ich und du. Hier in Weidenfeld. Ich hoffe, es macht dir nichts aus, wenn mein Bruder Friedrich uns beiden zuschaut. Er hat viel an dich gedacht in den letzten Jahren.«
    Jakob Kuisl blickte nach oben und sah im verbrannten Fensterloch der Turmruine eine Gestalt stehen. Der Mann war groß und breit und hielt eine Armbrust wie ein Spielzeug in den Händen. Es war der Fremde, den er vor fast zwei Wochen auf dem Floß nach Regensburg gesehen hatte. Sein Gesicht war ein einziger Narbenkrater.
    Kuisl brauchte einige Zeit, bis er erkannte, dass eine der Narben ein Mund war, der lächelte.
    Simonhatte große Mühe zu atmen. Das schmutzige Tuch, das ihm Silvio Contarini in den Mund geschoben hatte, stank nach Schimmel und Mäuseköttel. Seine Nase war durch den Mehlstaub leicht verstopft, so dass er immer wieder niesen musste. Nur unter großer Anstrengung gelang es ihm, den Kopf so weit zu drehen, dass er sehen konnte, was um ihn herum passierte.
    Neben ihm lag Magdalena, die ebenso geknebelt und gefesselt war wie er selbst. Dahinter erkannte er in einem dunstigen Nebel aus aufwirbelnden Spelzen und Mehl die fünf Helfer des Venezianers, die damit beschäftigt waren, Säcke auf ein Fuhrwerk vor der Mühle zu laden. Die letzten paar Stunden hatten sie damit zugebracht, das übrige Mutterkorn zu mahlen, bis von dem verräterischen Getreide nichts mehr übrig war. Jetzt, am frühen Nachmittag, waren die Hemden der Männer nass vor Schweiß, in der Mühle herrschte eine Hitze wie in einem Backofen. Nur Silvio Contarini schien nicht zu schwitzen. In sauberem roten Wams, Rock und Hut saß er auf einem Mühlstein und biss sich auf die Lippen. Er wirkte zunehmend nervös.
    »Ich glaube mittlerweile, dass du recht hast, Fronwieser«, sagte Silvio, während er konzentriert an einem Strohhalm kaute. »Selbst ein so neunmalkluger Quacksalber wie du hätte meinen Plan nicht erraten können. Nicht in allen Einzelheiten. Karl Gessner muss geplaudert haben. Warum habe ich mich nur auf diesen Idioten eingelassen! Ich verfluche den Tag, an dem ich ihn auf einer Reise nach Wien kennengelernt habe!« Er drehte den Kopf, ob ihn irgendeiner der Flößer belauschte, dann flüsterte er: »Diese Freien sind nichts weiter als ein Haufen wahnsinniger Dummköpfe! Und Gessner ist der Wahnsinnigste von ihnen.«
    Plötzlichspürte Simon, wie ihm der feuchte Mehlstaub die Nase verschloss. Verzweifelt rang er nach Luft, in seiner Panik begann er immer hektischer ein und aus zu atmen. Er zappelte und zuckte, bis neben ihm ein Mehlsack zu Boden fiel. Vom Geräusch aufgeschreckt sah Silvio zu ihm herüber, doch der Venezianer machte keine Anstalten, den Knebel zu entfernen. Stattdessen beobachtete er interessiert Simons

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