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Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler

Titel: Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
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verzweifeltes Ringen um Atem.
    »Wie lange ein Mensch wohl ohne Luft auskommt? Was meinst du, hm? Ich sollte dich einfach verrecken lassen wie einen Fisch auf dem Trockenen. Seitdem du und la bella signorina in der Stadt sind, gerät alles aus den Fugen. Aber ich lasse mir von euch nicht meinen Plan kaputtmachen!« Er schlug auf einen der Säcke, so dass Staub aufwirbelte und ihn in eine weiße Wolke hüllte. »Nicht von euch und auch nicht von diesem wahnsinnigen Gessner!«
    Simon bekam nun gar keine Luft mehr, das Mehl hatte ihm die Nase vollständig verstopft. Die Augen traten ihm hervor, er lief blau an. Der Venezianer starrte währenddessen in die Ferne, er schien seine Gefangenen kurzzeitig vergessen zu haben.
    »Karl Gessners größte Leistung war, dass er seinen Stellvertreter, diesen Bader Hofmann, für unsere Pläne gewinnen konnte«, murmelte er. »Ein genialer Alchimist! Seit Jahren schon erforschte er die Gifte von Pflanzen. Ohne ihn hätten wir das Mutterkorn niemals in dieser Reinheit züchten können!« Die Stimme des Gesandten bekam etwas Schwärmerisches. »Irgendwie hatte es dieser kleine Bader geschafft, dass der Pilz die Ähren nahezu vollständig überwucherte. Grandios! Aber Hofmann bekam plötzlich ein schlechtes Gewissen und war nah dran, alles dem Rat zu erzählen.« Silvio nahm den Strohhalm aus dem Mund und zerriss ihn in kleine Fetzen. »Wir hättenihn einfach auf der Straße abstechen sollen! Kurz und schmerzlos. Ein Raubmord, niemand hätte Verdacht geschöpft. Aber nein, es musste ja besonders raffiniert sein …«
    Der Medicus spürte, wie er langsam ohnmächtig wurde, bunte Schwaden wirbelten durch seinen Kopf. Nur noch bruchstückhaft konnte er dem Venezianer folgen.
    »Karl Gessner hatte durch Zufall erfahren, dass Hofmanns Frau die Schwester seines Erzfeindes ist«, fuhr Silvio Contarini fort. »Seitdem war er wie ausgewechselt, hat darauf bestanden, dass wir diesen Kuisl mit einem Brief nach Regensburg locken, das Testament fälschen und ihm den Mord in die Schuhe schieben. Weiß der Teufel, was dieser Schongauer Henker dem Gessner im Krieg angetan hat. Aber es hat ausgereicht, ihn Jahre später zu einem wahnsinnigen Racheengel werden zu lassen. Er hat mich überredet, sprach von einem genialen Plan, aber dann seid ihr zwei gekommen und … Oh, stimmt etwas nicht?«
    »Mmmmhhhh …«
    Besinnungslos kippte Simon zur Seite und landete in einem Haufen Mehl. Staubwolken stiegen zur Decke und hüllten ihn und Magdalena ein. Silvio Contarini wirkte zunächst irritiert, dann stand er seufzend auf und trat zu seinen zwei Gefangenen.
    »Was meint Ihr?«, wandte er sich an die gefesselte und geknebelte Henkerstochter, die ihn mit angstgeweiteten Augen anstarrte. »Sollen wir die Menschheit von diesem besserwisserischen, eifersüchtigen Quacksalber befreien? Oder darf er uns beide noch ein wenig belästigen?«
    Magdalena warf sich wild hin und her, sie schien laut zu fluchen, doch ihre Stimme wurde gänzlich vom Knebel verschluckt.
    »Ichnehme an, das heißt ja«, sagte Silvio Contarini und entfernte mit spitzen Fingern das Tuch aus Simons Mund. Sofort begann der Medicus wie ein Ertrinkender Luft einzusaugen, nur langsam kehrte wieder Farbe zurück in sein Gesicht. Keuchend lag er am Boden, unfähig, auch nur ein Wort zu sprechen.
    »Glaub ja nicht, dass du meine Pläne durchkreuzt hast, Fronwieser!«, zischte der Venezianer. »Ein Silvio Contarini hat immer noch ein Ass im Ärmel. Nun werde ich eben auf meine ursprüngliche Idee zurückgreifen müssen. Sie gefiel mir zunächst nicht so gut, weil sie vermutlich wesentlich mehr Opfer fordern wird. Aber jetzt sehe ich leider keine andere Möglichkeit mehr.« Er deutete auf die fünf Flößer, die mittlerweile fast alle Mehlsäcke auf den Karren geladen hatten. »Wenigstens hat Gessner mir seine Jungs dagelassen. Wir werden das Mutterkorn schleunigst an einen sicheren Ort bringen, wo wir es auf andere Weise verwenden können. La bella signorina nehmen wir mit. Die übrigen Beweise vernichten wir.« Silvio lächelte. »Ich muss dir leider mitteilen, dass auch du ein solcher Beweis bist. Arrivederci! «
    Er klatschte in die Hände und wandte sich an seine Helfer. »Beeilung, bevor hier die Wachen auftauchen! Seid ihr endlich fertig?«
    Die Männer nickten ergeben, offenbar waren die ungebildeten Flößer noch immer von Silvios Plänen überzeugt. Simon vermutete, dass der Venezianer jedem von ihnen mindestens einen Sitz im Rat und sein

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