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Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler

Titel: Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
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Ich mein es ernst.«
    BevorSimon etwas erwidern konnte, fuhr sie hastig fort: »Der Berchtholdt wird nie Ruhe geben. Wenn die Sach mit der Resl rauskommt, fliegt er aus dem Rat. Das will er nicht riskieren, also wird er dafür sorgen, dass ich mein Maul halte. So oder so.«
    »Du meinst, wir sollen Schongau verlassen?« Simon hielt sie ganz fest. »Weißt du, was das bedeutet? Wir werden nichts mehr besitzen, keiner wird uns kennen. Wir werden …«
    Magdalena schloss ihm den Mund mit einem weiteren Kuss. »Hör auf, so daherzureden«, flüsterte sie. »Ich weiß selbst, dass es schwer werden wird. Aber hier können wir jedenfalls nicht mehr bleiben. Du hast ja gehört, was der Lechner gesagt hat. Ein Medicus und eine Henkerstochter, das passt nicht zusammen …«
    »Und wohin sollen wir gehen?«
    Magdalena zögerte nur kurz, bevor sie antwortete.
    »Nach Regensburg. Dort ist alles möglich.«
    Es donnerte, und ein weiterer Regenschauer ging über der Stadt nieder. Simon zog Magdalena zu sich heran und küsste sie, bis sie eng umschlungen in eine Pfütze aus Matsch, Blut und Pferdepisse sanken.
    Ein Bündel Mensch, auf das dicke, schwere Gewittertropfen fielen.

4
    Regensburg, 19 . August
anno domini 1662
    D er Henker trat gegen die mit Eisen verstärkte Tür, so dass ein Zittern durch die Zellenwand ging. Wie ein gefangenes Raubtier war er während der letzten Stunden gebückt in der kleinen Kammer auf und ab gegangen. Mit ihm wanderten seine Gedanken im Kreis, immer rundherum.
    Seit fünf Tagen hielten sie ihn nun in diesem Loch gefangen. Der Raum war ganz aus Holz gefertigt, beinahe würfelförmig und so niedrig, dass Kuisl darin nicht aufrecht stehen konnte. Außer einer verschlossenen Luke, durch die einmal täglich eine stinkende Suppe und etwas Brot geschoben wurden, gab es keine Fenster. Die Dunkelheit war so undurchdringlich, dass die Augen selbst nach Stunden nur Schemen ausmachen konnten. Eine Kette schloss sich um Kuisls rechten Knöchel und klirrte, wenn er von einer Ecke der Zelle in die andere schlich.
    Das einzige Möbelstück war ein ausgehöhlter Holzblock, der als Abort diente. Den Block hatte Jakob Kuisl schon vor einiger Zeit wütend an die Wand geworfen. Eine Tat, die er mittlerweile bereute, denn der übel stinkende Inhalt hatte sich über die halbe Zelle verteilt und auch Kuisls Mantel besprenkelt. Noch nie in seinem ganzen Leben hatte sich der Schongauer Henker so machtlos gefühlt.Er war sich mittlerweile sicher, dass man ihm eine Falle gestellt hatte. Eine Falle, in die er wie ein alter Tanzbär getappt war. Irgendjemand hatte seine Schwester und seinen Schwager auf bestialische Weise umgebracht, und nun wollte man ihm dieses Verbrechen in die Schuhe schieben.
    Es hatte nichts genutzt, dass er noch im Baderhaus seine Unschuld beteuert hatte, dass er bei seinem Seelenheil geschworen hatte, die beiden Toten selbst gerade erst gefunden zu haben. Das Urteil hatte von vornherein festgestanden. Kuisls letzte Zweifel daran waren zerstreut worden, als er das feiste Grinsen des Hauptmanns gesehen hatte. Plötzlich passte alles zusammen. Sein kurzer Arrest im Torturm, das Gefühl beobachtet zu werden, die offene Tür zum Baderhaus. Sie hatten den Köder vorbereitet, und er hatte zugebissen.
    Nur warum?
    Seitdem ihn die Regensburger Stadtwachen in diese Zelle neben dem Rathaus gesperrt hatten, zermarterte er sich das Hirn, wer hinter dieser Verschwörung stecken konnte. Er kannte hier niemanden, vermutlich wussten die Leute nicht einmal, dass Lisbeth Hofmann aus einer Schongauer Henkersfamilie stammte. Oder war dies alles nur die Rache dafür, dass er die Stadtwachen am Jakobstor angepöbelt hatte? War seine Begegnung mit dem hasserfüllten Flößer nur ein Zufall gewesen?
    Polternde Schritte, die durch den Gang vor seiner Zelle hallten, rissen ihn aus seinen Gedanken. In der kleinen Luke neben der Tür tauchte das Gesicht des Hauptmanns auf. Der Soldat mit dem blitzenden Kürass zwirbelte seinen Schnurbart und lächelte ihn an.
    »Na, Bayer«, tönte er. »Schon mürbe geworden? Ein paar Tage in dieser Zelle haben noch jeden gefügig gemacht.Und wenn nicht, dann kennt der Scharfrichter Mittel und Wege, dich zum Reden zu bringen.«
    Als Kuisl nicht antwortete, fuhr der Hauptmann fort. »Wir haben mittlerweile die Zeugen befragt und deinen Reisesack durchsucht.« Er schüttelte mit gespielter Strenge den Kopf. »Ich kenn mich mit Kräutern ja nicht aus, aber für einen Hustentee ist das ein bisserl

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