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Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler

Titel: Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
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»Irgendetwas, das den wahren Grund des Mords verraten hätte. Und jetzt …«
    »Und jetzt glaubt dieser Jemand, dass wir davon wissen!«, unterbrach sie Simon aufgeregt. »Dass wir etwas im Baderhaus gefunden haben, das ihn verraten könnte.« Er sprang von seinem Hocker auf. »So könnte es gewesen sein!«
    »Das würde auch den Fremden mit der Kapuze erklären, der gestern gleich zwei Mal versucht hat, mich umzubringen«, sagte Magdalena. »Im Kaffeehaus und später in Silvios Garten. Dieser Mämminger, der mit dem Fremden geredet hat, ist immerhin der Regensburger Stadtkämmerer, also ein Patrizier! Ich wette, Mämminger hat den Mann als Meuchelmörder gedungen, um uns zum Schweigen zu bringen.«
    Simon nickte. »Mit Sicherheit ist dieser Fremde der gleiche, der uns im Keller des Baderhauses eingesperrt und beinahe verbrannt hat. Wir müssen so schnell wie möglich …«
    Plötzlich hielt ihm Magdalena den Finger vor den Mund. Schweigend deutete sie auf den Vorhang und zog ihn dann mit einem festen Ruck zur Seite. Dahinter tauchte das grinsende Gesicht Nathans auf.
    »Äh, mir war so, als hätte jemand nach mir gerufen«, lispelte der Bettlerkönig. »Braucht ihr etwa Hilfe?«
    Simon stöhnte leise. Vermutlich hatte Nathan ihr ganzes Gespräch belauscht! Noch immer konnte er nicht sagen, wie weit er dem Herrn der Bettler trauen konnte.
    »Ich bin sicher, wenn wir Hilfe bräuchten, hättest du davon gehört«, murmelte der Medicus und deutete auf denschlummernden Mathis. »Wie auch immer. Dieser Patient hier benötigt Ruhe, und wir auch. Wir sterben fast vor Hunger.«
    Nathan klatschte in die Hände. »Ah, das trifft sich! Ich habe einige Leckereien für euch besorgen können. Unter der Hand, sozusagen. Es ist nicht viel, die Stadtknechte waren heute auf dem Haidplatz besonders wachsam. Aber für eine kleine Mahlzeit dürfte es reichen.«
    Er führte Simon und Magdalena zu dem großen Tisch in der Mitte des Saals, wo einige Schüsseln mit Brot, Käse und Äpfeln sowie eine prächtige Schinkenkeule auf sie warteten. Auch einen Krug schäumendes braunes Bier hatten Nathans Helfer unter den Augen eines Gastwirts stibitzt.
    »Langt zu!«, sagte der Bettlerkönig. »Ihr habt es euch verdient.«
    Simon biss in die Schinkenkeule und spülte den Happen mit einem Schluck Bier herunter. Erst jetzt spürte er, wie hungrig er war. Auch Magdalena hatte seit dem Ball des Venezianers gestern Abend nichts Vernünftiges mehr gegessen. Sie stürzte sich auf die Äpfel, die sie gierig, einen nach dem anderen, verzehrte.
    Nathan setzte sich neben die beiden und beobachtete sie beim Essen. Er erinnerte Simon an eine schlaue alte Krähe, die mit wachen Augen ihre Umgebung musterte, in der Hoffnung, dass irgendwo ein Krümel vom Tisch fiel.
    »Zufällig konnte ich euer kleines Gespräch eben belauschen«, sagte Nathan, nachdem er sich ausgiebig zwischen seinen goldenen Zähnen gepult hatte. Dabei blinzelte er Simon verschwörerisch zu. »Ihr glaubt also wirklich, der Mämminger hat einen Meuchelmörder auf euch angesetzt, was?«
    Der Medicus zuckte nur mit den Schultern, während er weiterkaute.Doch Magdalena nickte dem Bettlerkönig zu. »Alles deutet darauf hin«, erwiderte sie und griff nach einem Humpen Bier. »Der Kämmerer glaubt offenbar, dass wir einen Beweis für seine Schuld gefunden haben, und will uns aus dem Weg räumen.«
    Nathan kicherte und biss in ein Stück Käse. »Einen Beweis?«, fragte er spöttisch. »Was soll das denn sein? Vielleicht hat der Mämminger seinen Siegelring im Baderhaus fallen lassen, hä? Oder ihr findet ein blutiges Silbermesser mit Initialen aus seiner Küchenschublade, oder …«
    »Unsinn«, murmelte Simon. »Es muss etwas sehr Schwerwiegendes sein. Etwas, das auf keinen Fall entdeckt werden darf. Irgendein Geheimnis.«
    Grübelnd fuhr er mit den Fingern über die Tischplatte, wo vom frischen Brot noch eine dünne Schicht Mehl lag. Nachdenklich zerrieb er es zwischen den Fingerkuppen.
    Mehl?
    Simon fuhr herum und fasste Magdalena an den Schultern, so dass sie sich am Bier verschluckte.
    »Die Spuren im Keller!«, rief er. »Wie konnte ich die nur vergessen!«
    »Spuren?«, fragte Nathan verdutzt. »In welchem Keller?«
    Der Medicus hielt ihm seinen rechten, mit Mehl bestäubten Zeigefinger unter die Nase. Vorsichtig sah er sich um und senkte die Stimme.
    »Es gibt im Brunnen des Baders einen Vorratskeller. Wir haben dort ein paar von Ratten angefressene Mehlsäcke gefunden. Ich hab sie mir

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