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Die Henkerstochter und der schwarze M�nch

Titel: Die Henkerstochter und der schwarze M�nch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
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seiner Kinder unterbrochen. Auch seine Frau war jetzt lautstark von oben aus der Bettkammer zu hören.
    »Was in drei Teufels Namen ist da unten los?«, fluchte sie. »Geht’s zum Saufen doch zum Semer-Wirt, verdammt noch mal, und lasst die Kinder hier in Ruhe schlafen!«
    »Anna«, zischte Jakob Kuisl. »Hier unten steht der Semer-Wirt.«
    »Was?«
    »Der Bürgermeister steht hier unten und hat Zahnweh.«
    »Zahnweh oder nicht, seid’s gefälligst leise, Himmelherrgott!«
    Eine Tür fiel krachend zu. Der Henker sah Karl Semer an und rollte die Augen. »Weiber«, flüsterte er, aber so leise, dass es seine Frau nicht hören konnte. Schließlich wurde er wieder ernst. »Also, was führt Euch zu mir?«
    »Meine Gattin meint, du bist der Einzige, der mir helfen kann«, sagte der Bürgermeister und deutete auf die geschwollene Backe. »Die Zahnschmerzen trag ich nun schon seit Wochen mit mir herum, aber diese Nacht ... « Er schloss die Augen. »Mach, dass sie weggehen. Ich zahl jeden Preis.«
    »Nun, dann wollen wir mal sehen.« Jakob Kuisl drückte den Bürgermeister auf einen der Schemel. »Macht den Mund auf.«
    Mit einem brennenden Kienspan leuchtete er in den Rachen. »Kann ihn schon sehen, den Hundling«, murmelte er. »Tut das weh?« Er tippte mit seinem Finger auf einen schwarzen Stumpen weit hinten im Mundraum. Der Bürgermeister zuckte zusammen und schrie laut auf.
    »Psst«, sagte Kuisl. »Denkt an meine Frau. Die versteht keinen Spaß.«
    Er ging hinüber in die Kammer und kam bald darauf mit einem kleinen Fläschchen wieder zurück.
    »Was ist das? «,murmelte der Bürgermeister ,vom Schmerz noch halb benommen.
    »Nelkenöl. Das wird die Schmerzen lindern.« Der Henker gab ein paar Tropfen auf ein Tuch und tupfte damit auf den wunden Zahn. Karl Semer stöhnte erleichtert auf.
    »Tatsächlich, der Schmerz lässt nach. Was für ein Zaubermittel!«
    Jakob Kuisl grinste. »Ich kann Schmerzen zufügen, ich kann sie aber auch nehmen. Alles hat seinen Preis. Hier, nehmt!« Er reichte dem Bürgermeister das kleine Fläschchen. »Ich überlass Euch die Tinktur für einen Gulden.« Kuisl goss dem Bürgermeister einen Schnaps ein, den dieserauf einen Schluck austrank. Auch den zweiten nahm er dankend an.
    Die beiden Männer saßen sich eine Zeitlang schweigend gegenüber. Neugierig geworden, ließ Semer schließlich seinen Blick noch einmal durch die Stube gleiten, er blieb an der Galgenleiter hängen.
    »Wir werden dem Scheller voraussichtlich schon morgen den Prozess machen«, sagte der Bürgermeister und deutete auf die Leiter. Befreit von Schmerzen, fühlte er sich jetzt wunderbar entspannt, sogar im Haus des Henkers. »Dann kannst du in drei Tagen an die Arbeit gehen.«
    Zornig fuhr Semer hoch. »Diese verdammte zweite Räuberbande! « Er schlug mit der Hand auf den Tisch, so dass Schnaps aus dem Glas schwappte. »Wenn’s die nicht gäb, könnte ich wunderbar meinen Muskateller nach Landsberg und weiter schaffen. Den Schwaben dürstet’s nach Wein, und ich kann nicht liefern!«
    »Vielleicht doch.« Der Henker schenkte sich jetzt selbst ein großes Glas Schnaps ein und nippte daran.
    Karl Semer sah ihn verwundert an. »Wie meinst du das? Red keinen Unsinn! Solange wir nicht wissen, wer unsere geheimen Routen verrät, ist’s dort draußen mehr als gefährlich. Soll’s mir so ergehen wie dem Holzhofer und den anderen?«
    Jakob Kuisl grinste. »Ich kenn Wege, die kennen nicht mal die Strauchdiebe. Mit einem Pferdeschlitten wär’s ein Leichtes, dort durchzukommen. Außerdem könnt ich Euch auf den ersten Meilen Geleitschutz geben. Mit meinen Männern bin ich in den nächsten Tagen sowieso draußen auf Räuberjagd.«
    »Geleitschutz, hm? « Der Bürgermeister runzelte die Stirn. »Und was soll mich das kosten?«
    Jakob Kuisl kippte den Schnaps herunter, als wäre er Milch. »Fast nichts«, sagte er. »Nur eine kleine Auskunft.« Er beugte sich über den Tisch. »Alles, was ich will, ist, dass Ihr auf Eurem Weg nach Schwaben für mich etwas nachfragt.Für einen Mann wie Euch ist das, was ich wissen will, leicht zu bekommen.«
    Er nannte dem Bürgermeister seine Bitte. Dieser hörte sie sich aufmerksam an und nickte dann.
    »Ich weiß zwar nicht, für was das gut sein soll, aber bitte schön, wenn’s weiter nichts ist. Und wir könnten morgen schon aufbrechen?«
    Der Henker zuckte mit den Schultern. »Sobald der Schneesturm aufgehört hat. Aber bis dahin ... « Er deutete auf die Backe seines Gegenübers. »Ich

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