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Die Henkerstochter und der schwarze M�nch

Titel: Die Henkerstochter und der schwarze M�nch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
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Querbalken.
    Genauso eines, wie der Mönch trug.
    Beinahe hätte Magdalena laut aufgeschrien. Die Gedanken rasten durch ihren Kopf, doch sie hatte keine Zeit, sie zu ordnen. Der Mönch war mit seinem Gebet fertig. Er stand auf, schlug ein Kreuz und verbeugte sich. Schließlich ging er in Richtung des Kreuzganges und verschwand durch ein steinernes, uralt wirkendes Portal. Kein einziges Mal hatte er sich umgeblickt. Magdalena warf einen letzten Blick auf den jungen Bischof direkt über ihr, dann folgte sie dem Fremden. Sie hatte das Gefühl, als würden sich die Augen von Bischof Sigismund Franz direkt in ihren Rücken bohren.
     
    Es war früh am Morgen, als es an der Tür von Jakob Kuisl so heftig klopfte, als sollte der Henker selbst zur Hinrichtung geführt werden. Draußen herrschte noch stockfinstere Nacht, die Hähne hatten gerade erst geschrien, und Kuisl lag neben seiner warmen, weichen Frau, die sich beim dritten energischen Pochen verschlafen und mit blinzelnden Augen zu ihrem Gatten umdrehte.
    »Egal, wer es ist, dreh ihm den Hals um«, murmelte sie und steckte ihren Kopf wieder unter das Daunenkissen.
    »Worauf du dich verlassen kannst.« Der Henker schwang sich ächzend aus dem Bett und wäre beinahe die Stiege hinuntergefallen, als das Klopfen zum vierten Mal ertönte. Nebenan wachten die Zwillinge auf und fingen an zu plärren.
    »Ja doch!«, brüllte der Henker. »Ich komm ja schon!«
    Während er barfuß und nur mit dem Nachthemd bekleidet die eiskalte Treppe nach unten stolperte, schwor er sich zum wiederholten Mal, dem Störenfried mindestens Daumenschrauben anzulegen. Wahrscheinlich würde er ihm auch noch brennende Schwefelhölzer unter die Fingernägel schieben.
    »Ja doch!«
    Jakob Kuisl hatte eine anstrengende Nacht hinter sich. Zuerst hatten die Kleinen gehustet zum Gotterbarmen und waren auch durch heiße Milch mit Honig nicht zu beruhigen gewesen. Als Georg und Barbara endlich eingeschlafen waren, hatte sich Kuisl noch stundenlang im Bett gewälzt und an die zweite Räuberbande gedacht. Beim Grübeln über den mysteriösen vierten Mann war er schließlich eingeschlafen.
    Nur um gefühlte fünf Minuten später von irgendeinem Trottel, der ihm die Tür einschlug, wieder aufgeweckt zu werden.
    Wutschnaubend erreichte Jakob Kuisl den Eingang. Er schob den Holzriegel zurück, riss die Tür auf und brüllte sein Gegenüber an, so dass dieser beinahe in einen dahinterliegenden Schneehügel kippte.
    »Was um alles in der Welt fällt dir Sauhund von einem Bauernschädel ein, mich mitten in der Nacht …«
    Erst viel zu spät bemerkte er, dass vor ihm Bürgermeister Karl Semer stand.
    »Kreuzkruzitürken ... «,murmelte Kuisl.
    Erschrocken blickte der Patrizier zu dem Henker empor, der ihn um gut einen Kopf überragte. Augenringe hatten sich in Semers bleiches Gesicht gegraben, die linke Backe war stark angeschwollen.
    »Verzeih die frühe Störung, Kuisl«, flüsterte er und deutete auf die Backe. »Aber ich hab es einfach nicht mehr ausgehalten. Die Schmerzen ...«
    Der Henker runzelte die Stirn, dann hielt er die Tür auf. »Kommt erst einmal rein.«
    Er führte den Bürgermeister ins Haus und entzündete in der noch warmen Glut des Herdfeuers ein paar Kienspäne, die er in Haltern auf dem Tisch befestigte.
    Im trüben Licht betrachtete Karl Semer die Stube des Henkers. Das Richtschwert neben dem Herrgottswinkel, die grobbehauenen Schemel, der abgewetzte, massige Tisch, die Galgenleiter in der Ecke. Auf dem Tisch lagen ein paar aufgeschlagene Bücher.
    »Du liest ... ? «, fragte der Bürgermeister.
    Der Henker nickte. »Das Werk des Dioscurides. Ein alter Schinken, aber es gibt nichts Besseres, wenn du etwas über Kräuter wissen willst. Und das hier ... « Er hielt ein ziemlich neu aussehendes Buch in die Höhe. »Athanasius Kircher. Ein verdammter Jesuit. Doch was der über die Pest schreibt, allerhand! Kennt Ihr ihn?«
    Der Bürgermeister zuckte mit den Schultern. »Nun, offen gestanden ... Ich lese meist Bilanzen.«
    An einem der Kienspäne entzündete der Henker seine Pfeife, dann fuhr er fort: »Kircher glaubt, dass die Pest von winzigen geflügelten Tierchen übertragen wird, die er mit einem sogenannten Mikroskop gesehen hat. Keine Ausdünstungen der Erde oder weiß der Kuckuck, was die Quacksalber sonst noch schwadronieren, sondern kleine, mit dem bloßen Auge nicht sichtbare Tierchen, die von Mensch zu Mensch überspringen ... « Kuisls schwärmerische Ausführungen wurden vom Greinen

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