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Die Henkerstochter und der schwarze M�nch

Titel: Die Henkerstochter und der schwarze M�nch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
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hören. Unter ihr kroch etwas die Treppe hoch, ein Schleifen und Ziehen, ein abgehacktes Keuchen wie von einem großen, schweren Tier. Verzweifelt presste sie sich an die Holzwand. Dahinter waren gedämpft Stimmen zu hören. Sollte sie klopfen? Um Hilfe schreien?
    Noch nie in ihrem ganzen Leben hatte Magdalena so viel Angst gehabt. Vor ihr warteten vermutlich diese Wahnsinnigen auf sie, und hinter ihr kroch etwas Keuchendes, Schleifendes die Treppe hinauf. In ihrer Verzweiflung machte sie sich ganz klein und drückte sich gegen die Holzwand, als könnte sie darin verschwinden.
    Ein Klicken ertönte.
    Die Bretterwand kippte quietschend nach vorne, und Magdalena stürzte unter lautem Getöse in den dahinterliegenden Raum. Holzsplitter und ziegelförmige Brocken regneten von der Decke.
    Als der Staub sich schließlich gelegt hatte und Magdalena den Kopf hob, wusste sie nicht, ob sie lachen oder weinen sollte.
    gale entlangschritt. Seine Augen glitten über die unzähligen Bände der Klosterbibliothek.
    »Ich suche ein Buch.«
    »Na wunderbar! Der Steingadener Abt stellt uns vor die Wahl, von seinen Schergen erdolcht oder vom Schongauer Scharfrichter gerädert zu werden, und der Herr Medicus sucht ein Buch!«
    Simon hielt kurz inne. »Ich suche nicht irgendein Buch, sondern ein ganz bestimmtes. Ich habe einen Verdacht. Wenn wir endlich wissen, hinter was dieser Abt eigentlich her ist, haben wir zumindest die Möglichkeit ... Ah, hier ist es!«
    Er zog einen ledergebundenen Wälzer aus einem der unteren Regale. »Ich wusste, dass ein Kloster wie das der Prämonstratenser ein derartiges Werk besitzen muss. Nun wollen wir mal sehen, ob ich recht hatte ... «
    Benedikta blickte ihm neugierig über die Schulter. »Darf ich erfahren, was Ihr sucht?«
    Simon blätterte schnell durch die Seiten, während er sprach. »Dies ist ein Standardwerk über die Geschichte des Heiligen Kreuzes. Das De Sancta Cruce des Jesuiten Francisco de Borja. In der Bibliothek von Jakob Schreevogl befindet sich auch ein Exemplar. Ich bin sicher, dass wir in dem Buch fündig werden …«
    Er blätterte zu einer fleckigen Seite, auf der unterschiedliche Kreuze abgebildet waren. Benedikta erkannte das byzantinische Kreuz, das schräggestellte Andreaskreuz und das Malteserkreuz mit den acht Spitzen. Sogar das Templerkreuz war darunter. Ganz unten war noch ein Kreuz abgebildet. Als Benedikta es erkannte, hielt sie den Atem an.
    Das Kreuz hatte zwei Querbalken.
    Der obere Querbalken war kürzer als der untere. Es war exakt das Kreuz, das Bruder Nathanael an einer Halskette und der Steingadener Abt als Siegelring mit sich führten.
    »Das Kreuz von Caravaca«, flüsterte Simon. »Auch spanischesKreuz oder Patriarchenkreuz genannt. Der obere Querbalken steht für das INRI-Schild auf dem Kreuz Jesu. Es wird getragen von Erzbischöfen und soll einst im Kampf gegen die Mauren von zwei Engeln vom Himmel heruntergebracht worden sein.«
    Benedikta nickte aufgeregt. »Es ist eindeutig das Zeichen dieses merkwürdigen Ordens. Aber warum?«
    Über Simons Gesicht zog sich ein breites Grinsen. »Ah, jetzt kommen wir zum interessanten Teil! Das echte Kreuz von Caravaca soll nämlich einen Splitter des Kreuzes Christi enthalten. Ich habe mich gefragt, warum sich der Orden genau dieses Erkennungszeichen gewählt hat. Und ich kam zu dem Schluss, dass es eigentlich nur eine Erklärung geben kann …«
    »Sie suchen das Kreuz Christi«, hauchte Benedikta. »Natürlich! Der Abt und seine Jünger suchen das Heilige Kreuz! Der größte Schatz der Christenheit! Kein Gold, kein Silber, keine Juwelen ... nur ein verfluchtes, morsches altes Holzkreuz.« Enttäuschung zeigte sich auf dem Gesicht der Händlerin. »Wenn ich mich nicht irre, gibt es Hunderte von Splittern, die angeblich vom Heiligen Kreuz stammen sollen. Jede zweite Dorfkirche hat so ein Holzstück, eine ganze Stadt könnte man damit bauen! Dieses vergammelte Kreuz wird nur eines von vielen sein.« Sie seufzte. »Wir hätten uns die ganze Suche sparen können.«
    Simon schüttelte den Kopf und blätterte auf eine weitere Seite im Buch des Jesuiten. »Das glaube ich nicht. Ich habe dieses Buch schon einmal bei den Schreevogls in der Hand gehabt. Eine bestimmte Stelle ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Seht hier ... « Er deutete auf einen bestimmten Abschnitt, der mit Illustrationen versehen war, bevor er mit heiserer Stimme vorlas. »Helena, die Mutter von Kaiser Konstantin, fand das Heilige Kreuz und ließ es

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