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Die Henkerstochter und der schwarze M�nch

Titel: Die Henkerstochter und der schwarze M�nch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
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verbrennen!« Sein Gesicht war krebsrot angelaufen, die Brille drohte zu beschlagen. Bonenmayr schloss die Augen und atmete tief durch. Schließlich breitete sich wieder ein Lächeln auf seinem Gesicht aus.
    »Dass wir so plötzlich Kunde vom größten Schatz der Christenheit bekamen, noch dazu durch den Brief eines einfältigen kleinen Pfarrers, ist ein Zeichen Gottes. Er will, dass wir schon bald in den größten aller heiligen Kriege ziehen. Der Schatz ist hier! Hier direkt vor unseren Augen!« Bonenmayr blieb stehen und reckte die Arme in den Himmel. »Er wird diese Kirche schmücken, Pilgerströme werden sich endlich wieder nach Steingaden ergießen! Ein zweites Santiago de Compostela wird hier im Pfaffenwinkel entstehen! Ich habe vom Bischof bereits die Zusage, dass wenigstens ein Teil des Schatzes hier aufbewahrt wird.«
    Lächelnd näherte er sich Simon und Benedikta, die Hand zum Segensgruß ausgestreckt.
    »Ihr habt uns geholfen, ihn wiederzufinden und in den Schoß der Kirche zurückzuführen«, flüsterte er. »Dafür gebührt Euch ewiger Dank. Ich bin sicher, Gott hat im Himmel einen ganz besonderen Platz für Euch vorgesehen.«
    »Fahrt Ihr meinetwegen zur Hölle, ich will noch nicht in den Himmel!«, rief Benedikta und rannte zur Tür. Sie riss sie auf, stürmte nach draußen und prallte direkt gegen die beiden stämmigen Novizen, die dort noch immer Wache hielten. Die muskulösen Finger Bruder Nathanaels krallten sich von hinten in Benediktas Schulter und zogen sie zurück in die Bibliothek. Der Dolch des Mönchs kratzte an ihrer Kehle, so dass ein dünner Blutfaden ihren Hals hinunterrann.
    »Soll ich ... ? «, fragte Nathanael, doch Bonenmayr schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Ich möchte zuerst den Schatz in den Händen halten. Wir lassen sie hier in der Bibliothek. Die Fenster sind zu klein, um zu entkommen, und die Tür hat ein massives Schloss. Wir werden uns ihnen später widmen.«
    Simon setzte zu einem letzten verzweifelten Versuch an. »Hört, Hochwürden! Ihr macht einen großen Fehler. Man wird uns vermissen. Sicher ist der Schongauer Henker bereits auf der Suche nach uns, und ...«
    »Der Schongauer Henker?«, unterbrach ihn Bonenmayrund lachte leise. »Das glaube ich kaum. Niemand weiß, dass Ihr hier seid. Und selbst wenn ... « Er schien nachzudenken. »Wer weiß, vielleicht übergebe ich Euch auch den Rottenbucher Augustinern. Dann kann dieser Kuisl Euch wegen Kirchenschändung vierteilen und rädern. Eine gerechte Strafe für die Zerstörung der Reliquien des heiligen Felicianus, findet Ihr nicht?«
    »Wir können schweigen!«, rief Benedikta. »Und was den Templerschatz angeht, behaltet das Geld! Wir wollen es ohnehin nicht, es klebt zu viel Blut daran.«
    »Geld?« Der Steingadener Abt sah sie verwundert an. »Glaubt Ihr wirklich, wir sind auf Geld aus?« Er schüttelte fast bedauernd den Kopf. »Ich hatte Euch für klüger gehalten. Ihr enttäuscht mich.«
    Immer noch kopfschüttelnd, verließ Bonenmayr gemeinsam mit Bruder Nathanael die Bibliothek. Krachend fiel die Tür ins Schloss, und Simon und Benedikta starrten auf meterhohe Regale, vollgestopft mit verstaubten Büchern, Folianten und Pergamenten.
    Mein Grab, dachte Simon.
    Dann überlegte er, was Augustin Bonenmayrs letzte Bemerkung bedeutet hatte.
    Glaubt Ihr wirklich, wir sind auf Geld aus...?
    Tief in seinem Inneren klopfte etwas an eine Tür. Simon war sich plötzlich sicher, dass er alle Mosaiksteine in den Händen hielt. Nun musste er sie nur noch richtig zusammensetzen.
    Ein zweites Santiago de Compostela ... Pilgerströme nach Steingaden... die Schätze der Christenheit...
    »Natürlich! Das muss die Lösung sein!«
    Der Medicus sprang auf und fing an, in den endlosen Regalen nach einem bestimmten Buch zu suchen.
    Wenn er schon sterben sollte, dann wollte er wenigstens wissen, warum.
     
    Bereits kurz hinter Rottenbuch spürte Jakob Kuisl, dass er verfolgt wurde. Er war von der breiten Straße in einen Wald abgebogen und hatte sich für einen schmalen Pfad entschieden, der nur wenigen Einheimischen bekannt war. Trotzdem war er nicht alleine.
    Es war das bekannte Gefühl zwischen den Schulterblättern; hinzu kamen ein leises, immer wiederkehrendes Rascheln in den Zweigen und das dumpfe Platschen kleiner Schneelawinen von Tannen, die er nicht berührt hatte – all das zusammen ließ seine Instinkte hellwach werden. Die Männer hinter ihm waren gut, aber sie waren nicht gut genug.
    Abrupt verließ der Henker den

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