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Die Henkerstochter und der schwarze M�nch

Titel: Die Henkerstochter und der schwarze M�nch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
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in Jerusalem aufstellen. Doch das Kreuz wurde von den Sassaniden gestohlen und kehrte erst viele Jahre später in die Heilige Stadtzurück. Seit dieser Zeit wurde das Kreuz in allen Schlachten gegen die Ungläubigen mitgeführt. Und es gab eine bestimmte Gruppe, die diese mächtige Reliquie vor einem weiteren Raub schützen sollte ...«
    »Die Templer! «, rief Benedikta. »Das Kreuz ist der Schatz der Templer! « Sie zögerte. »Aber warum glaubt Ihr, dass unser Kreuz wirklich das echte ist? Es könnten doch ebenso gut zwei morsche Holzbalken sein, wie so viele andere Fälschungen auch.«
    Simon blätterte eine Seite weiter. Sie zeigte ein buntes Bild, auf dem jeweils zwei Ritter auf einem Pferd in eine Schlacht ritten. Ganz vorne trug jemand ein großes Kreuz vor den Kämpfern her. Der Medicus deutete auf das Bild.
    »Die Schlacht von Hattin«, flüsterte er. »Auch hier war das Kreuz mit dabei. In jener Schlacht im Jahre 1187 unseres Herrn siegte der Sarazenenfürst Saladin über die Heere der Kreuzfahrer. Zehntausende Christen starben, Hunderte Templer fanden den Tod. Man zog den Gefangenen bei lebendigem Leib die Haut ab …«
    Von irgendwoher war ein Pochen zu hören. Simon hielt kurz inne, doch das Geräusch war schon wieder verstummt. Nach kurzem Zögern sprach er weiter.
    »Die Schlacht von Hattin war der Anfang vom Ende des Kreuzfahrerreiches. Noch im gleichen Jahr fiel Jerusalem. Das Schlimmste aber war, dass in dieser Schlacht das Heilige Kreuz verlorenging! Es heißt, einige Templer hätten das Kreuz während der Schlacht im Sand vergraben, um es später wieder zu holen. Doch es wurde nie mehr gefunden.«
    »Und Ihr glaubt, die Templer haben dieses Kreuz damals versteckt?«, fragte Benedikta.
    »Ich glaube es nicht nur, ich weiß es.« Simon grinste. »Seit Tagen habe ich schon gerätselt, wo ich den Namen des deutschen Tempelmeisters Friedrich Wildgraf schon mal gelesen habe. Als jetzt vom Heiligen Kreuz die Rede war, ist es mir plötzlich wieder eingefallen.«
    »Und?«, fragte Benedikta. »Redet schon!«
    Simon klappte mit Genugtuung den großen Wälzer zu und zog unter seinem Rock das kleine Büchlein über die Templer hervor, das ihm der Patrizier Jakob Schreevogl geliehen hatte. »Auch im Buch Wilhelm von Sellings wird die Schlacht von Hattin erwähnt«, flüsterte er und blätterte eine fleckige Seite auf, die mit Kritzeleien versehen war. »Es ist nur eine Randnotiz, die mir zunächst gar nicht weiter aufgefallen war. Sie bezieht sich auf einige Kämpfer der Schlacht. Wie es in jedem Heer einen Bannerträger gibt, so gab es auch bei den Templern einen einzelnen, der das Heilige Kreuz in den Kampf trug.« Er grinste und machte absichtlich eine lange Pause, bevor er weitersprach.
    »Bei der Schlacht von Hattin war das kein anderer als ein gewisser Carolus Wildgraf . Ich gehe jede Wette ein, dass Friedrich Wildgraf ein direkter Nachfahre vom damaligen Träger des Heiligen Kreuzes ist.«
    Nur einen Augenblick später brach krachend das Regal über ihnen zusammen. Simon sah eine Woge von Büchern auf sich niederrauschen, dann traf ihn ein besonders dickes Exemplar an der Stirn, und er stürzte zu Boden. Weitere Bücher prasselten auf ihn, bis die Welt um ihn nur noch aus Schwärze und Buchstaben bestand.
     
    Magdalena taumelte durch die plötzlich entstandene Öffnung und stürzte mit den Händen voran ins Ungewisse. Ein Krachen, Scheppern und das dumpfe Geräusch fallender Gegenstände waren zu hören. Als sie die Augen wieder öffnete, sah sie vor sich einen großen Raum, der bis zur Decke mit Bücherregalen vollgestellt war. Ein Teil der Regalwand war samt Inhalt nach vorne gekippt und hatte die Öffnung dahinter frei gemacht. Staub sank in dicken Wolken zu Boden, dahinter wurde ein Berg heruntergefallener Bücher in der Mitte des Raumes sichtbar.
    Der Berg bewegte sich.
    Magdalena griff nach einem besonders schweren Folianten und machte sich auf das Äußerste gefasst. Wer auch immer aus dem Bücherberg hervorkriechen würde, sie würde ihn mit Platons Symposion ins sichere Jenseits befördern.
    Zwei Köpfe schoben sich aus dem Haufen. Magdalena schloss die Augen und öffnete sie wieder.
    Ich träume ... Das alles ist ein Traum …
    Vor ihr wühlten sich Benedikta und ein kreidebleicher Simon aus dem Bücherberg. Ein feines Rinnsal Blut floss dem Medicus von der Stirn her übers Gesicht. Mit Staub, Gips und kleinen Pergamentfetzen bedeckt, sahen die beiden aus wie zwei Wiedergänger aus der

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