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Die Henkerstochter und der schwarze M�nch

Titel: Die Henkerstochter und der schwarze M�nch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
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den Mund und bedeutete ihr, still zu sein. Nur wenige Zentimeter trennten die beiden Frauen. So nah war Magdalena ihrer Nebenbuhlerin noch nie gewesen. Auch in Benediktas Gesicht war jetzt nackte Angst zu lesen. All das vornehme Gehabe, die guten Manieren und das französische Parlieren waren verschwunden. Schweiß stand auf ihrer Stirn, das Haar fiel ihr wirr ins Gesicht, das vornehme Kleid mit den teuren Spitzen hing rußig und in Fetzen an ihr. Doch hinter alldem erblickte Magdalena noch etwas anderes, etwas, das offenbar erst jetzt zum Vorschein gekommen war. In Benediktas Augen glomm ein wildes Feuer; die Henkerstochter erkannte darin die Bereitschaft zu kämpfen, einen unbeugsamen Willen und eine innere Stärke, die die Landsberger Händlerin vielen Männern ohne Zweifel überlegen machte. Magdalena hatte solche Augen schon einmal gesehen.
    Im Spiegel.
    Einige Sekunden starrten sich die beiden Frauen an. Dann schreckte sie ein knirschendes Geräusch aus ihren Gedanken.Magdalena blickte erschrocken zur Seite, als sie spürte, wie der Schrank kippte.
    »Benedikta, pass auf! «
    Durch die Rückwand hörte Magdalena das Schnaufen Bruder Lothars, der sich offenbar dagegenstemmte. Kurz stand der Schrank schräg auf der hinteren Kante, dann wurden die beiden Frauen unter dem schweren Möbelstück und den staubigen Kostümen begraben. Außerdem roch es ganz in der Nähe verbrannt, irgendwo neben ihnen musste der Kostümstoff Feuer gefangen haben.
    Verzweifelt drückte Magdalena gegen die Schranktür, doch diese war blockiert. Der Rauch wurde immer stärker, neben sich hörte sie Benedikta husten. In ihrer Panik schlug die Henkerstochter wild um sich. Plötzlich sah sie einen Streifen von Licht durch eine Ritze im oberen Teil des Schranks schimmern. Sie drückte mit den Armen gegen das Oberteil, das sich schließlich mit einem Knarzen löste und krachend zu Boden fiel. Licht und Luft drangen in das stickige Innere. Als die beiden Frauen hustend herauskrochen, sahen sie gerade noch, wie der Steingadener Abt samt Kreuz mit dem Aufzug in die Höhe fuhr. Unten in der Krypta stand Bruder Lothar und drehte wie ein Besessener an der Kurbel.
    »Das Kreuz! Es ist gerettet!«, schrie Augustin Bonenmayr und blickte von seiner Plattform hinauf zur Öffnung. »Es steigt hinauf in den Himmel, während die Ketzer zur Hölle fahren! Schade, dass dieses Stück nie zur Aufführung kommt. Es hätte wirklich Zuschauer verdient!«
    Mit diesen Worten verschwand der Abt in den schwarzen Rauchwolken. Erste Teile des Bühnenbodens begannen auf die Eingeschlossenen herabzuregnen.
     
    Kurz vor dem Hauptportal wandte sich Jakob Kuisl noch einmal um und sah eine in einen weißen Talar gehüllte, blutbefleckte Gestalt aus der Tiefe der Bühne auftauchen. Sie hielt ein etwa schulterhohes Kreuz in der Hand und rief etwas,was Kuisl wegen des stetig zunehmenden Feuerprasselns nicht genau verstehen konnte. Die Worte Himmel und Hölle schienen darin vorzukommen. Der Henker war kein sonderlich gläubiger Mensch, doch einen Augenblick lang glaubte er wirklich, den Heiland zu sehen, der mit Blut und Feuer auf die Erde kam, um über die Menschen zu richten.
    War etwa das Jüngste Gericht angebrochen?
    Jakob Kuisl blinzelte, jetzt erst erkannte er in der weißen Gestalt den Steingadener Abt, der, offenbar verletzt, über die brennende Bühne taumelte. Bonenmayr suchte einen Weg hinunter in den Zuschauersaal, doch die Treppe stand bereits in Flammen. Der Henker stutzte. Was in Dreiherrgottsnamen war dort unter der Bühne geschehen? Gerade erst hatte Kuisl einen Schuss gehört, es schien einen Kampf gegeben zu haben. Doch mit wem?
    Mittlerweile hatte Augustin Bonenmayr den Henker hinter dem Rauch erkannt. Der Abt kreischte, mit seinen dünnen Fingern deutete er auf Jakob Kuisl.
    »Du wirst mich auch nicht aufhalten können!«, schrie er. »Der Teufel hat dich geschickt, Kuisl! Doch Gott ist auf meiner Seite!«
    Mit dem Kreuz in der Hand eilte Bonenmayr zur linken Seite der Bühne, wo eine schmale Wendeltreppe in die oberen Galerien führte. Das obere Drittel der Stufen war bereits zu einem glühenden Gerippe verkohlt, doch der Abt ließ sich davon nicht aufhalten. Er setzte zu einem gewaltigen Sprung an, und tatsächlich gelang es ihm, sich mit der Linken an der Balustrade festzuhalten. Das Kreuz noch immer unter den rechten Arm geklemmt, baumelte er mit nur einer Hand am Geländer über dem brennenden Zuschauersaal.
    »Kruzitürken, werft endlich das verdammte

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