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Die Henkerstochter und der schwarze M�nch

Titel: Die Henkerstochter und der schwarze M�nch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
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Zeit für eure Streitereien! Wenn nicht bald ein Wunder geschieht, ersticken wir hier wie der Fuchs im Bau. Ich muss diese verdammte Tür aufbekommen!«
    Er nahm einen noch längeren Anlauf als beim letzten Mal und rannte schreiend auf das Portal zu.
    Viel zu spät bemerkte er, dass sich die Tür lautlos geöffnet hatte und ihn ein entgeisterter Mönch entgegenstarrte. »Was in aller Welt ...«
    Simon taumelte im vollen Lauf auf den Mönch zu und riss ihn zu Boden.
    »Verzeiht die Störung«, keuchte der Medicus und richtete sich schnell wieder auf. »Aber das ist ein Notfall. Euer Kloster brennt!«
    Der Gesichtsausdruck des Mönchs wechselte von Verwunderung zu Entsetzen.
    »Feuer im Kloster? Das muss ich sofort dem Abt melden!«
    Simon lief bereits hinter den beiden Frauen her, die eine schmale Steintreppe emporeilten. »Ich fürchte, das ist kein guter Gedanke«, rief er dem Mönch nach. »Hochwürden hat zurzeit sehr viel zu tun!«
    Sie rannten die Treppe hinauf, bis sie an eine weitere Türkamen. Im Gegensatz zu der vorigen ließ sich diese problemlos öffnen. Sie traten hinaus, und Simon sah, dass sie wieder in dem Kreuzgang standen, wo er und Benedikta vor einer Ewigkeit Augustin Bonenmayr zum ersten Mal begegnet waren.
    Eine Gruppe weißgekleideter Prämonstratenser kam ihnen aufgeregt entgegengelaufen, doch zu Simons Überraschung beachteten sie die Eindringlinge kaum, sondern eilten zum hinteren Ausgang des Kreuzganges. Von fern begann eine Glocke schrill zu läuten.
    »Feuer! Feuer!«, ertönte es plötzlich von allen Seiten. »Das Komödienhaus brennt!«
    Das allgemeine Chaos nutzend, rannten die drei den Mönchen hinterher. Als sie ins Freie hinauseilten, sahen sie hinten an der Mauer des Klostergeländes einen hellen Schein. Flammen züngelten in den Nachthimmel, Menschen liefen schreiend hin und her.
    »Das Komödienhaus!«, schrie Benedikta. »Das Kreuz war offenbar gar nicht in der Johanneskapelle, sondern im Theater! Der unterirdische Gang muss von dort bis zum Kreuzgang führen. Was für ein Labyrinth!«
    Schnell erkannte Simon, dass für das brennende Gebäude jede Rettung zu spät kam. Von dem zweistöckigen Haus war nur noch ein glühendes Gerippe übrig. Soeben fiel das Dach berstend in sich zusammen. Kopfschüttelnd blickte der Medicus auf das Inferno. Das Komödienhaus! Irgendetwas hatte er bei der Lösung des letzten Rätsels übersehen. Doch im Grunde war das jetzt alles egal. Simon fragte sich, ob es der Abt noch aus dem Theater herausgeschafft hatte oder ob er im Inneren verbrannt war.
    Und mit ihm das Kreuz Christi …
    Plötzlich fühlte er sich schwer wie Blei, die ganze Last der vergangenen Tage brach über ihn zusammen. Auch Magdalena und Benedikta wirkten müde und leer. Gemeinsam schleppten sie sich zu einem kleinen, verschneiten Friedhofin der Nähe des brennenden Gebäudes und beobachteten von dort aus den gewaltigen Scheiterhaufen.
    »Die ganze Sucherei für die Katz!«, fluchte Simon schließlich. Er warf einen Eisbrocken hinaus in die Nacht. »Aus der Traum vom großen Geld! Nun werd ich wohl doch als armer Schongauer Stadtmedicus enden …«
    Benedikta sagte nichts. Ihre Hand krallte sich um einen Schneeball, bis ihr das Wasser über die Finger lief.
    »Ob dieser wahnsinnige Bonenmayr davongekommen ist?«, fragte Magdalena.
    Simon starrte weiter auf den Brand. »Ich weiß nicht. Wenn nicht, befinden wir uns jedenfalls in großen Schwierigkeiten. Falls der Abt die Wahrheit gesagt hat, dann weiß jetzt alle Welt, dass Benedikta und ich die Rottenbucher Reliquien geschändet haben. Bonenmayr ist der Einzige, der uns hätte helfen können.«
    Benedikta spuckte auf den Boden, offenbar hatte sie ihre Stimme wiedergefunden. »Glaubt Ihr allen Ernstes, das würde er tun, falls er noch lebt? Ich sage Euch, was er tun wird. Er nimmt das Kreuz und schaut genüsslich zu, wie uns der Henker einzeln die Knochen bricht.«
    »Ich brech schon keine Knochen«, tönte es plötzlich hinter ihnen. »Jedenfalls nicht die vom Simon.«
    Die drei fuhren herum und sahen den Schongauer Henker rittlings auf einem verwitterten Grabstein sitzen. Er hatte den Kragen seines Mantels gegen die Kälte hochgeschlagen, sog an seiner Pfeife und ließ kleine schwarze Wolken in die kalte Januarnacht steigen.
    Simon starrte Jakob Kuisl an wie einen Geist.
    »Wie ... wie kommt Ihr hierher ... ? «, stotterte er.
    »Das wollte ich grad meine Tochter fragen«, sagte der Henker und wandte sich Magdalena zu. »Hast es

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