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Die Henkerstochter und der schwarze M�nch

Titel: Die Henkerstochter und der schwarze M�nch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
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wohl nicht mehr ausgehalten in Augsburg, hm? Hast zu deinem Liebsten wollen?« Er schmunzelte. »Ihr Weiber seid’s doch alle gleich.«
    »Ganz so ... ist es nicht gewesen, Vater«, erwiderte Magdalena. »Ich bin …«
    »Das kannst mir später erzählen«, unterbrach sie Jakob Kuisl und sprang vom Grabstein herunter. »Jetzt sagt ihr mir erst mal, warum der Steingadener Abt dort drinnen zu Asche verbrannt ist.« Er deutete auf das prasselnde Feuer hinter ihm, dessen Schein sein Gesicht rot erleuchtete. »Ich spür in meinen Knochen, dass ihr damit was zu schaffen habt. Hab ich recht?«
    »Bonenmayr ist also wirklich tot?«, fragte Simon.
    Der Henker nickte. »So tot wie eine Hex auf dem Scheiterhaufen. Also, was ist? Rückt’s schon raus.«
    »Es ging immer um das Kreuz«, fing Simon an. »Der Templer hatte das Kreuz Christi unter dem Komödienhaus versteckt. Die Rätsel haben uns hierhergeführt ... « Er berichtete in kurzen Worten, was sich seit ihrer letzten Zusammenkunft zugetragen hatte.
    Jakob Kuisl hörte schweigend zu. Als Simon geendet hatte, stieß der Henker eine große Rauchwolke aus.
    »Die ganze Sucherei nur für ein altes morsches Kreuz«, knurrte er. »Und jetzt ist dieses vermaledeite Kruzifix auch noch verbrannt. Ich hab’s deutlich gesehen. Asche zu Asche, Staub zu Staub. Wahrscheinlich ist es das Beste so. Dieses Kreuz hat nichts als Tod und Unglück gebracht.«
    »Lasst uns von hier weggehen«, sagte Benedikta und stand von ihrem Schneehügel auf. »Bevor die Mönche noch auf uns aufmerksam werden.«
    »Du gehst nirgendwohin, Mädchen«, erwiderte der Henker plötzlich. »Höchstens auf den Galgenbichl.«
    »Was redet Ihr da?« Simon sah Jakob Kuisl erstaunt an. »Diese Frau ist eine anständige Dame aus Landsberg. So spricht man nicht ...«
    »Einen Dreck ist sie.« Kuisl klopfte seine erkaltete Pfeife am Grabstein aus. »Sie ist keine anständige Dame und sie kommt auch nicht aus Landsberg.«
    Eine Zeitlang sagte keiner etwas. Schließlich ergriff Magdalena zögernd das Wort.
    »Nicht aus Landsberg? Ich versteh nicht ... « Doch ihr Vater unterbrach sie sofort wieder.
    »Vielleicht will sie uns ja selber sagen, wie sie wirklich heißt. In Augsburg war sie Isabelle de Cherbourg, in München Charlotte Le Mans und in Ingolstadt Katharine weiß der Kuckuck! Aber ich glaub kaum, dass einer davon ihr richtiger Name ist.«
    Drohend näherte der Henker sich der Händlerin, nur einen Schritt vor ihr blieb er stehen. »Kruzifix, deinen richtigen Namen will ich wissen! Auf der Stelle! Oder ich steck dir glühende Kienspäne unter deine sauber lackierten Fingernägel, bis du wimmerst!«
    Simon und Magdalena blickten beide Benedikta an, die sich mit beiden Händen an einen Grabstein klammerte. Mit funkelnden Augen und zusammengebissenen Lippen fuhr sie den Henker an:
    »Wie könnt Ihr es wagen, mich derart zu verleumden! Würde mein Bruder noch leben, dann …«
    »Schweig, du verludertes Frauenzimmer!«, herrschte Jakob Kuisl sie an. » Du hast den guten Namen unseres Pfaffen lang genug besudelt! Ich hab die Brieftasche des Kuriers gefunden, von da an musst ich nur ein bisserl nachbohren. Jetzt ist es aus, verstehst du! Aus!«
    »Welche... Brieftasche denn?«, warf Simon ein.
    Der Henker sog an seiner kalten Pfeife. Erst als er sich wieder ein wenig beruhigt hatte, fuhr er fort:
    »Beim Ausräuchern vom Scheller und seiner Bande hab ich bei der Beute in der Höhle eine Ledertasche gefunden. Sie hat einem der Kuriere gehört, die die Briefe zu uns in die Gegend bringen. Der Scheller hat mir dann erzählt, dass sie die Tasche einer anderen Räuberbande abgenommen haben.« Wieder machte er eine lange Pause, um seine Pfeife neu zustopfen. Simon wollte gerade etwas sagen, da sprach der Henker weiter:»Ich hab mir die Briefe angesehen, besonders das Datum. Sie sind alle zu einer Zeit geschrieben worden, in der auch der fette Koppmeyer den Brief an seine ach so geliebte Schwester Benedikta geschrieben haben muss. Wenn diese Briefe allerdings allesamt gestohlen wurden ...«
    »Dann kann Benedikta in Landsberg auch keinen Brief von ihrem Bruder erhalten haben!«, stöhnte Simon. »Aber wie hat sie dann...?«
    »Ein dummer Zufall, weiter nichts«, sagte Benedikta und lächelte Simon an. »Ihr glaubt doch nicht …«
    »Ich will euch sagen, wer diese siebengscheite Dame wirklich ist«, unterbrach sie Jakob Kuisl. »Unter falschem Namen gibt sie sich in bayerischen Städten als Händlerin aus. Sie spioniert die

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