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Die Henkerstochter und der schwarze M�nch

Titel: Die Henkerstochter und der schwarze M�nch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
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Fahrtwege der anderen Händler aus, und dann steckt sie es ihren Komplizen, damit sie die Fuhrleute ausrauben können.«
    »Wie kommt Ihr auf so einen Unsinn?«, fuhr ihn Benedikta an.
    »Einer deiner Gesellen hat’s mir selber gesagt.«
    »Schwachsinn!«, blaffte Benedikta. » C’est impossible !«
    »Glaub mir«, sagte der Henker und zündete seine Pfeife mit einem glimmenden Kienspan an. »Irgendwann redet bei mir jeder.« Er paffte, bis die Pfeife Zug bekam. »Und danach nie wieder.«
    Benedikta starrte ihn einen Augenblick entsetzt an. Dann warf sie sich auf den Henker und trommelte mit ihren Fäusten auf seine breite Brust ein.
    »Du hast sie umgebracht!«, schrie sie. »Du Scheusal hast sie umgebracht!«
    Jakob Kuisl packte sie an den Händen und stieß sie von sich weg, so dass sie wie eine Puppe gegen einen Grabstein prallte.
    »Es waren Räuber und Mörder«, sagte er. »Genau wie du.«
    In dem Schweigen, das eintrat, waren nur das ferne Prasselndes Feuers und die Schreie der Mönche zu hören, die verzweifelt versuchten, wenigstens die umliegenden Gebäude zu retten.
    Ungläubig musterte Magdalena die vermeintliche Händlerin, die immer noch keuchend neben dem Grabstein kauerte und sie mit kalten, hasserfüllten Augen ansah.
    »Ihre Bande hat den Kurier ausgeraubt und den Brief gelesen!«, rief Magdalena. »So muss es gewesen sein! Sie hat gelesen, dass der fette Koppmeyer was Wertvolles gefunden hat, und dann hat sie sich als seine Schwester ausgegeben, um uns hinterherschnüffeln zu können.«
    »Nicht nur sie, ihre ganze Bande hat uns verfolgt.« Simon fasste sich an den Kopf und stöhnte leise. »Es waren Eure Komplizen, die ich im Wessobrunner Wald gesehen hatte, nicht wahr? Und Eure Komplizen waren es auch, die im Rottenbucher Kloster den Kampf mit den Mönchen anfingen. Wie konnte ich nur so dumm sein!«
    Die Frau, die kurze Zeit zuvor noch Benedikta Koppmeyer gewesen war, lächelte. Es war ein trauriges Lächeln. Alle Kampfeslust schien plötzlich von ihr abzufallen. Sie lehnte an dem Grabstein wie eine leere Hülle.
    »Sie sollten uns beschützen«, sagte sie leise. »Nicht nur mich, auch dich, Simon. Wir wussten früher als ihr, dass auch andere hinter dem Templerschatz her waren. Wir wussten, dass mit ihnen nicht zu spaßen war.«
    »Damals im Wald auf dem Weg nach Steingaden, als wir von Wegelagerern angegriffen wurden«, murmelte Simon. »Es waren Eure Freunde, die mir wieder aufs Pferd halfen. So war es doch, oder? Ich habe gedacht, es wäre ein Traum gewesen, doch die Männer waren wirklich da.«
    Die Frau, die ihm gegenüberstand, nickte. »Sie haben immer auf uns aufgepasst.«
    »Schmarren!«, blaffte der Henker. »Sie waren da, damit ihnen die Beute nicht durch die Lappen geht. Simon, sei gscheit! Wenn ihr den Schatz gefunden hättet, hätten dirihre Spießgesellen ohne Zögern die Kehle durchgeschnitten, und sie hätte dabei zugesehen. Deshalb bin ich nach Steingaden gekommen – um dich vor diesem Weibsbild zu warnen! «
    Simon sah die rothaarige Frau mit den feinen Gesichtszügen an, die er so lange für das Ideal gebildeter Weiblichkeit gehalten hatte. »Ihr seid also gar nicht aus Frankreich?«, fragte er leise.
    Sie lächelte kurz, und für einen Moment blitzte die alte Benedikta Koppmeyer wieder auf. »Doch. Ich stamme tatsächlich von einer Hugenottenfamilie ab. Aber ich habe mich schon als Kind für das Leben auf der Straße entschieden. Ich wollte frei sein und nicht als brave Ehefrau an der Seite irgendeines fetten, selbstzufriedenen Händlers enden.«
    »Mord, Täuschung und Totschlag, dafür hast du dich entschieden!«, knurrte der Henker. »Ich hab den Herrn Bürgermeister auskundschaften lassen, wie toll es dieses Weibsbild getrieben hat. Die Spur ihrer Bande zieht sich durch ganz Bayern. München, Augsburg, Ingolstadt... Immer hat sie sich als feurige Händlerin ausgegeben und den Pfeffersäcken im Wirtshaus ihre Routen aus der Nase gezogen. Später ist dann einer ihrer Komplizen ins Wirtshaus gekommen und hat sich von ihr alles erzählen lassen. Und wenn Madame Lust hatte, ist sie sogar selbst mit auf Raubzug gegangen.« Jakob Kuisl trat auf die vermeintliche Händlerin zu. »Wie oft warst du wohl in Schongau mit von der Partie? Einmal? Zweimal? Sag selbst, wie viel Leut du auf dem Gewissen hast! Den Weyer aus Augsburg? Die Knechte vom Holzhofer?«
    Die Frau schwieg, und der Henker fuhr fort: »In Landsberg gibt’s nebenbei wirklich eine Benedikta Koppmeyer. Sie lebt

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