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Die Henkerstochter und der schwarze M�nch

Titel: Die Henkerstochter und der schwarze M�nch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
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das Bild des heiligen Fridericus.
    »Er hat alle an der Nase herumgeführt, viele hundert Jahre lang!«, rief er lachend, so dass sich einige der betenden Weiber vorwurfsvoll zu ihnen herumdrehten. »Der heilige Fridericus! «, fügte er flüsternd, aber immer noch grinsend hinzu. »Er hat einfach seinen eigenen Namen verwendet! Was für eine herrliche Blasphemie!«
    »Aber was will uns dieser Templer damit sagen?«, fragte Magdalena und blickte ratlos auf das Fresko. »Macht er sich nur lustig über uns?«
    Jakob Kuisl näherte sich der Zeichnung bis auf wenige Zentimeter. Schließlich tippte er auf die Burg unterhalb des Heiligen. Ein brauner Fleck zeichnete sich dort ab, nicht viel größer als ein Fliegenschiss.
    »Hier«, sagte er. »Hier steht es.«
    Aus den Tiefen seines Mantels holte er eine geschliffene Linse und hielt sie über den Fleck. Zwei Wörter waren plötzlich zu erkennen, geschrieben mit dünnen, krakeligen Pinselstrichen.
    Castrum Guelphorum …
    »Die alte Burg der Welfen«, flüsterte Simon. »Oben auf dem Schlossberg über Peiting. Mein Gott, da stehen doch nur noch Ruinen!« Er seufzte und rieb sich die müden Augen. »Ich fürchte, die Suche wird doch länger dauern als zunächst erwartet.«
     
    Der Fremde mit der schwarzen Kutte und dem süßen Geruch nach Veilchen stand draußen auf dem Friedhof der Basilika. Mit zitternden Händen hielt er die Steinplatte des Templers in den Händen, die Jakob Kuisl dort liegen gelassen hatte.
    War das möglich? Der Henker weilte noch unter den Lebenden und hatte offenbar einen Hinweis entdeckt! Vielleicht war es ja eine Fügung Gottes, dass dieser Kuisl nicht im Sarkophag erstickt war. Der Fremde hatte das für eine angemessene Todesart gehalten für jemanden, der selbst schon so viele unter die Erde gebracht hatte. Sei’s drum, der Mann lebte und hatte das Rätsel gelöst. Er ,seine Tochter und dieser neunmalkluge Feldscher! Warum war ihnen das nicht gelungen? Hatten sie nicht einen Spezialisten in den eigenen Reihen? Auch sie hatten den Spruch auf der Marmorplatte in der Krypta gelesen, waren daraus aber nicht schlau geworden.
    Seit Tagen schon verkrochen sie sich wie fahrendes Pack in den umliegenden Scheunen der Bauern, nur um keinen Verdacht zu erregen. Sie lebten allein von trocken Brot und ihrem Glauben, sie froren, sie beteten, und alles, was sie aufrecht hielt, war das Wissen, dass sie die Auserwählten waren. Die von Gott Geschickten. Deus lo vult …
    Der Fremde fluchte auf Lateinisch und murmelte gleich darauf ein kurzes Gebet, um den Herrn für diese kleine Sünde um Verzeihung zu bitten. Dann ordnete er seine Gedanken.
    Eigentlich war alles ganz einfach. Sie würden sich weiter an die Fersen der drei heften, wie Bluthunde. Sie würden den Schatz finden, und der Meister würde ihnen den Segen erteilen. Das Paradies war ihnen gewiss, auch wenn der Weg dorthin ein kalter und steiniger war.
    Der Fremde schlug ein Kreuz und lächelte. Vorsichtig legte er die Steinplatte auf den Boden und wartete hinter den Grabsteinen darauf, dass die drei wieder aus der Basilika kamen.
     
    Simons anfängliche Freude über den gefundenen Hinweis in der Basilika schlug schnell in Verwirrung und Wut um. Der Grund dafür lief trotzig neben ihm her. Schweigend schritten er und Magdalena den schmalen Steig nach Schongau hinab. Ein paarmal wäre die Henkerstochter fast ausgeglitten, doch als Simon ihr helfen wollte, hatte sie seine Hand brüsk weggedrückt. Was war nur mit ihr los? Kein Wort der Anerkennung über seinen Fund, nur dieses Schweigen.
    Jakob Kuisl hatte sie bereits in Altenstadt verlassen. Brummend war er in einer schmalen Gasse verschwunden und hatte ihnen nur kurz zugerufen, er habe beim Schmied unten am Mühlenweg noch etwas zu besorgen. Für morgen früh hatte ihn der Schreiber zum Marktplatz bestellt, um mit einem Trupp Bürger die Wälder rund um Schongau nach Räubern abzusuchen. Simon wusste, dass er deshalbauf den Henker in den nächsten Tagen nicht zählen konnte. Außerdem glaubte der Medicus noch einen weiteren Grund zu kennen, warum Kuisl sich bereits in Altenstadt von ihnen trennte. Er vermutete, dass der Henker ihn und Magdalena alleine lassen wollte; wohl weil er spürte, dass zwischen ihnen etwas im Argen war. Doch dieser Schuss war nach hinten losgegangen. Seit dem Beginn ihres Fußmarschs hatten er und Magdalena kein Wort miteinander gewechselt. Als vor ihnen schon das Hoftor von Schongau auftauchte, platzte Simon der

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