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Die Henkerstochter und der schwarze M�nch

Titel: Die Henkerstochter und der schwarze M�nch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
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ängstlich umherhuschenden Augen. Sie hustete rasselnd und spuckte roten Schleim. Die Henkerstochter erkannte sofort, dass es sich um das gleiche Fieber handelte, das schon so viele Schongauer in den letzten Wochen dahingerafft hatte. Sie beugte sich über das Mädchen und strich ihm über die heiße Stirn.
    »Alles wird gut werden«, murmelte sie. Die Augen des Mädchens schlossen sich, ihr Atem ging ruhiger.
    »Gib mir heißes Wasser!«, rief Magdalena nach hinten. Die besorgte Schwarzfärberin eilte davon und kam mit einem dampfenden Becher zurück. Aus den Tiefen ihres Rockes zog die Henkerstochter einen Lederbeutel und schüttete ein graues Pulver in den Becher.
    »Gib ihr davon drei Tage lang morgens und abends einen Schluck«, sagte sie. »Jetzt gleich drei Schlucke. Es ist Arnika, Immergrün, Johanniskraut und ein paar Kräuter, die du nicht kennst. Es wird ihr helfen, einzuschlafen und den Husten zu vergessen.« Sie zuckte mit den Schultern. »Mehr kann ich nicht tun.«
    Die Schwarzfärberin sah Magdalena ängstlich an. Ihre Hände krallten sich um den Becher.
    »Wird sie wieder gesund? Sie ist alles, was mir noch geblieben ist. Meinem Mann, dem Josef, haben die Dämpfe beim Färben letzten Sommer die Eingeweide zerfressen. Blut gespuckt hat er zum Ende hin, wie jetzt die Lisbeth.«
    »Hast du keine anderen Kinder?«, fragte Magdalena mitfühlend.
    »Alle, alle haben mir die Blattern genommen. Lisbeth ist die Letzte ...«
    Die Augen der Frau wurden wässrig. Sie presste die Lippen zusammen und richtete den Blick starr geradeaus. Das Mädchen schien jetzt zu schlafen, aber bei jedem Atemzug rasselte es in seinem schmächtigen Brustkorb.
    Einer plötzlichen Eingebung folgend, griff sich Magdalena an den Hals und löste eine Kette, an die in regelmäßigen Abständen Amulette geknotet waren. Ein in Zinn gefasster Wolfszahn, ein Blutstein, ein silberner Sebastianpfeil, eine Maulwurfspfote, ein Bergkristall, ein winziges, geweihtes Stoffsäckchen ... Es war eine sogenannte Fraisenkette, die vor Unheil und bösen Zauber schützen sollte. Die Henkerstochter riss den Wolfszahn von der Kette, beugte sich zu dem Mädchen hinunter und drückte ihm den Zahn in die schlaffe Hand. Im Schlafen schloss sich die Hand des Mädchens zu einer Faust.
    »Was ist ... ? «, fragte die Mutter ängstlich.
    »Er wird sie beschützen«, beruhigte Magdalena. »Es liegen ein paar mächtige Schutzzauber darauf, von meinem Vater gesprochen.«
    Das stimmte zwar nicht, aber die Henkerstochter wusste, dass Glaube, Liebe und Hoffnung oft mehr bewirken konnten als die stärkste Medizin. Ihr Vater hatte ihr die Fraisenkette geschenkt, als sie noch ein kleines Kind gewesen war. Immer wenn sie Angst hatte oder sich bedroht fühlte, hielt sie sich daran fest. Sie gab ihr Kraft, und ein Teil dieser Kraft sollte nun auf das kleine Mädchen übergehen.
    »Ich kann das niemals bezahlen«, warf die Frau ein. »Ich bin eine arme Schwarzfärberin ...«
    Magdalena winkte ab.
    »Den Wolf hat mein Vater letztes Jahr geschossen. Wir haben noch genug Zähne zu Hause für ganz Schongau.« Sie zwinkerte verschwörerisch. »Wichtig sind die Zaubersprüche, die darauf liegen. Du wirst mich doch nicht verraten, oder?«
    Die Frau schüttelte den Kopf, immer noch sprachlos über das Geschenk. Dann fiel ihr etwas ein, ihr Gesicht hellte sich auf.
    »Ich habe zwar kein Geld«, sagte sie. »Aber vielleicht kann ich dir helfen. Dein Vater war doch drüben in Altenstadt wegen des toten Pfaffen.«
    Magdalena wurde hellhörig. »Woher weißt du...?«
    Die Frau zuckte mit den Schultern. »So etwas spricht sich herum. Es heißt, er sei vergiftet worden. Nun, hör zu ...«
    Sie sah sich vorsichtig um und senkte die Stimme.
    »Ich war vor ein paar Tagen noch drüben beim Koppmeyer. Musste ihm ein paar gefärbte Leintücher bringen für die Messe. Als ich vor dem Pfarrhaus steh, seh ich drinnen einen Mann mit dem Pfarrer reden. Ein Mönch war das, mit schwarzer Kutte. Darunter aber feines, weißes Tuch, nicht so grobe Fetzen, wie sie unsereins trägt.«
    »Und?«, fragte Magdalena.
    »Der Mönch hat auf den Koppmeyer leise eingeredet. Der Pfarrer hat richtig Angst gehabt, das hat man gesehen. Die Augen sind ihm schier aus dem Gesicht gefallen. Dann hat der Mann noch was gezischt und ist rausgegangen zu seinem Pferd. Ich hab mich gleich hinter dem Holzstapel verkrochen.«
    »Wie sah er denn aus?«, hakte Magdalena nach.
    »Viel war nicht zu sehen wegen der Kapuze und der Kutte

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