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Die Henkerstochter und der schwarze M�nch

Titel: Die Henkerstochter und der schwarze M�nch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
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Krankheiten würden nicht durch üble Gerüche und Miasmen, sondern durch kleine, mit dem bloßen Auge nicht mehr zu erkennende Tierchen von Mensch zu Mensch übertragen. In Schongau war man noch der Ansicht, dass Rotz Gehirnschleim sei und ein Schnupfen den Menschen innerlich austrocknen und verblöden ließ.
    Simon fluchte. Bis letzte Woche hatte er noch ein Quentchen Jesuitenpulver gehabt, gewonnen aus der Rinde eines exotischen Baumes, der jenseits des großen Ozeans wuchs. Das Fieber war daraufhin zurückgegangen, aber jetzt war der letzte Rest verbraucht, und der nächste venezianische Händler würde erst wieder im Frühjahr über die Passstraßen nach Norden kommen.
    Als Simon um die Ecke in die Weinstraße einbog, verstummte das Geschrei seines Vaters. Vermutlich spülte Bonifaz Fronwieser seinen Ärger bereits mit einem Glas billigen Weißweins hinunter. Simon hoffte, dass er sich bis zum Abend hin wieder beruhigt hatte. Auch Magdalena war bis dahin hoffentlich zur Vernunft gekommen. Er hatte gestern Abend noch bei ihr vorbeigesehen, aber niemand hatte ihm geöffnet. Mehrmals hatte er laut an die Haustür geklopft, bis Anna Maria Kuisl einen gefüllten Nachttopf aus dem Fenster gekippt und ihm damit unmissverständlich klargemacht hatte, dass seine Anwesenheit nicht erwünscht war. Nun, in den nächsten Tagen würden sich die Wogen sicherlichglätten, und bis dahin hatte er vielleicht herausgefunden, was es mit den Rätseln rund um den Templerschatz auf sich hatte. Möglicherweise würde er nach seinem Besuch in Peiting schon klarer sehen.
    Als er im frostigen Morgennebel aus dem Lechtor trat, kam ihm eine Gestalt entgegen, die sich im Schatten der Stadtmauer verborgen hatte. Es war Benedikta.
    »Ich finde, unsere Unterhaltung ist gestern viel zu schnell zu Ende gewesen«, sagte sie und lächelte ihn an. Sie trug eine Fellmütze und einen schweren, groben Wollmantel, der nicht zu ihrem zierlichen Körper passte. Sie musste sich die Kleider im Ort gekauft haben, als sie gemerkt hatte, dass sie wohl doch noch länger bleiben würde. Als Benedikta Simons fragendes Gesicht sah, zuckte sie entschuldigend mit den Schultern.
    »Das Begräbnis meines Bruders ist erst morgen. Ich dachte, ich könnte Euch begleiten. Zu Euerem eigenen Schutz...« Bei den letzten Worten zwinkerte sie, und Simon spürte, wie ihm die Röte ins Gesicht stieg.
    Beschützt von einer Frau. Hoffentlich erfährt das nie der Henker …
    Jetzt erst bemerkte er unter Benediktas schweren Mantel links in Hüfthöhe eine Ausbeulung. Er vermutete, dass sich dort die Pistole befand, mit der die Händlerin den Räuber zusammengeschossen hatte.
    »Warum nicht?«, sagte er. »Aber bitte diesmal ohne Pferde. Mir tut immer noch jeder Muskel weh.«
    Benedikta lachte laut auf und schritt im knirschenden Schnee voran, so dass Simon Mühe hatte, sie einzuholen.
    »Keine Angst«, sagte sie. »Ich habe meinem Aramis heute eine Ruhepause verordnet. Und der Weg ist ja nicht weit, nicht wahr?«
    Simon nickte und ging nun neben ihr her.
    »Seht Ihr den großen Hügel?« Er deutete auf die andere Seite des Lechs. »Dahinter ist Peiting, das Nachbardorf, unddirekt daneben ist der Schlossberg mit der alten Welfenburg. Zumindest das, was die Schweden noch davon übrig gelassen haben.«
    »Wohnt denn keiner mehr dort oben?«, fragte Benedikta.
    Simon lachte. »Höchstens noch ein paar Schlossgespenster. Früher haben dort die Welfen gelebt, ein Herzogsgeschlecht, das hier vor Urzeiten herrschte. Aber das ist lange her. Als sich im Großen Krieg die Bevölkerung dort oben verschanzt hat, haben die Schweden auch noch den letzten Rest der Burg zusammengeschossen. Jetzt treiben sich höchstens noch ab und zu ein paar Bauern herum, die sich Steine für ihre Feldmauern und Scheunen holen.«
    »Und Ihr glaubt, dass wir dort oben tatsächlich noch etwas finden?«
    Simon zuckte mit den Schultern. »Wahrscheinlich nicht, aber dann haben wir es wenigstens versucht.«
    Der Weg stieg am anderen Ufer des Lechs sanft an. Schon bald waren sie von Bäumen umgeben, die Mauern und Häuser von Schongau tauchten noch einmal kurz zwischen den Wipfeln auf, dann hüllte sie der Wald ein. Simon sah sich vorsichtig um. Peiting war zwar nur eine knappe Stunde von der Stadt entfernt, trotzdem glaubte er nach dem Erlebnis vor drei Tagen, hinter jedem Stamm einen Wegelagerer zu sehen. Doch außer einem müden Bauern, der einen Ochsen vor sich hertrieb, begegnete ihnen niemand.
    Von fern waren bereits

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