Die Herren der Unterwelt 01 - Schwarze Nacht
„Die Kreaturen aus der Unterwelt müssen vernichtet werden, Ashlyn. Sie haben Athen gestürzt. Sie haben zahlreiche Menschen getötet und unbeschreibliches Leid über sie gebracht …“
„Aber wenn Sie ihnen etwas antun, sind Sie am Ende genauso böse wie Sie es ihnen vorwerfen zu sein. Haben Sie auf der Jagd nach ihnen nicht schon genug Menschen umgebracht?“
Ohne Vorwarnung schnellte sein Arm hervor, und er rammte ihr die Spritze in den Hals. Ein stechender Schmerz, ein warmer Schwall. Sie versuchte, den Kopf wegzuziehen. Zu spät. Plötzlich war sie so benommen, dass sie sich kaum noch bewegen konnte. Eine seltsame Schwere breitete sich in ihrem Körper aus und ließ die Umgebung immer dunkler werden. Alles drehte sich.
„Schlaf jetzt“, hörte sie McIntosh noch sagen.
Im nächsten Moment war sie bewusstlos.
20. KAPITEL
M addox traute seinen Augen kaum. War es eine Halluzination? Ein Albtraum? Er hatte die verletzten Krieger allein gelassen, um nachzusehen, ob Torin schon wieder da war. Zu seinem Entsetzen hatte er Blutspuren in den Fluren vorgefunden. Jetzt stand er in der Tür zu Torins Zimmer und musste feststellen, dass sein Freund tatsächlich zurück war. Er lag auf dem Boden in einer dunkelroten, teils geronnenen Blutlache. Das Rot war so dunkel, dass es beinahe schwarz wirkte. Selbst Torins silberblonde Haare waren von der tödlichen Flüssigkeit verfärbt.
In seinem Hals klaffte eine tiefe Wunde.
Irgendjemand hatte entweder erfolglos versucht ihn zu köpfen oder ihn erfolgreich außer Gefecht gesetzt. Torins Augen waren geschlossen, doch sein Brustkorb hob sich in regelmäßigen Abständen. Er lebte. Aber wie lange noch?
Maddox kam die Galle hoch – Galle und Wut und Entschlossenheit. Hatte Torin sich nach dem Angriff noch vom Friedhof nach Hause geschleppt? Oder war jemand in die Burg eingedrungen und hatte ihn im Flur hinterrücks überfallen? War Kane der Täter? Oder ein Jäger? Mit wachsender Panik sah Maddox sich im Zimmer um. Keine Spur von Jägern oder von Kane.
Während er darüber nachdachte, was er tun sollte, rief er nach seinen Freunden. Torin war wie ein Bruder für ihn; er konnte ihn nicht so leiden lassen. Aber er konnte ihn auch nicht anfassen. Er selbst würde zwar nicht erkranken, aber er würde die Krankheit unweigerlich an Ashlyn übertragen.
Ashlyn. Hatte der Schuldige sie auch erwischt? Nein. Nein! Hilf Torin und finde sie!
Erneut rief er nach den Kriegern.
Einen direkten Hautkontakt mit Torin konnte er nicht riskieren. Er brauchte Handschuhe. Da die Zeit drängte, rannte Maddox zum Schrank und nahm eins der vielen Paar schwarzer Handschuhe heraus, die Torin dort aufbewahrte. Hastig riss er sie aus der versiegelten Verpackung und schlüpfte hinein, bevor er sich ein schwarzes Hemd um den Hals knotete, um dem Hautkontakt auch dort vorzubeugen.
Er bückte sich und hob den verletzten Mann hoch. Dann brachte er ihn zum Bett, wickelte ihm ein schwarzes T-Shirt um den Hals und übte etwas Druck aus, um die Blutung zu stillen. Es war seltsam, ihm nach Jahrhunderten der Distanz so nah zu sein.
Langsam flackerten Torins Lider, und Maddox blickte in zwei grüne Augen, in denen sich der Schmerz spiegelte. Im Nu machte sich Gewalt zum Kampf bereit, schärfte seine Krallen und hätte am liebsten sofort angefangen.
„Jäger“, gluckste Torin. Das Wort war kaum hörbar. „Auf Hügel. Kommen her. Kämpfen. Wollen Büchse. Mich berührt. Haben Kane.“ Dann wurde er bewusstlos, und sein Arm fiel schlaff herunter.
Verdammt. Maddox hatte getan, was er konnte. Also rannte er aus dem Zimmer, um Ashlyn und die anderen zu finden. Bleib ruhig. Es geht ihr bestimmt gut. Der Gedanke jedoch, dass sie verletzt sein könnte oder gar Schlimmeres …
„Ashlyn!“ Wenn die Jäger sie nach dem Kontakt mit Torin in ihrer Gewalt hatten, könnte sie der Krankheit erliegen.
Ein vertrauter schwarzer Schleier trübte seinen Blick.
Sie war nicht in seinem Zimmer, und allem Anschein nach war sie auch überhaupt nicht dort gewesen. Die Handtücher waren unberührt. Sie war auch nicht in dem Zimmer der vier Frauen. Und die Frauen selbst auch nicht. Nein. Nein!
Aus dem Augenwinkel sah er etwas Silbernes aufblitzen. Er stürzte auf den Balkon, wobei er fast die Glastüren durchbrochen hätte. Ein Kletterseil hing vom Geländer bis zum Boden hinunter.
Mann und Dämon brüllten im Chor. Auf dem Hügel war keine Spur von den Jägern zu sehen, was bedeutete, dass sie bereits einen ordentlichen
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