Die Herren der Unterwelt 01 - Schwarze Nacht
kommen“, insistierte Lucien.
„Woher willst du das wissen?“
Er schwieg und warf Aeron wieder einen Blick zu. „Das sagt mir mein Bauch.“
Maddox schnaubte. „Und wenn sich dein Bauch irrt? Wir sollten den Hügel wenigstens absichern, bevor du gehst. Nicht dass sich jemand hochschleicht, während du weg bist und ich tot.“
„Also gut“, seufzte Lucien. „Dann mal an die Arbeit.“
14. KAPITEL
Hotel Taverna, Budapest
A bin, der Träger des Dämons des Zweifels, lag auf seinem Bett und starrte an die jungfräulich weiße Decke seiner Suite. Er war mit einem bestimmten Ziel von New York nach Budapest gereist: die Büchse der Pandora finden und sie zerstören. Okay, das waren zwei Ziele, und bis jetzt hatte er bei keinem Glück gehabt. Aber immerhin hatte er die Krieger aufgespürt, die ihn vor Tausenden von Jahren verlassen hatten. Die Männer, an deren Seite er einst gekämpft hatte. Die Männer, die er einst geliebt hatte.
Die Männer, die ihn jetzt hassten.
Er seufzte. Seit seiner Ankunft vor drei Tagen hatte er hin und wieder Paris gesehen, jedoch nicht auf sich aufmerksam gemacht, da er nicht wusste, wie der Krieger reagieren würde. Würde er ihn sofort angreifen oder wie den verlorenen Sohn umarmen?
Verdammt, er hatte fast Angst, es herauszufinden. Er hätte Aeron beinahe enthauptet, als dieser versucht hatte, ihn davon abzuhalten, Athen bis auf die Grundmauern niederzu brennen. Dabei hatte er doch nur die Jäger vernichten wollen, die ihren gemeinsamen Freund Baden auf dem Gewissen hatten.
Seitdem er hier war, hatte er mehrmals heimlich versucht, in ihre Mitte einzudringen, um alles über die Krieger in Er fahrung zu bringen, die er einst als Brüder betrachtet hatte und die ihm jetzt fremd waren. Sie hatten nichts verraten. Deshalb richtete er seine Aufmerksamkeit auf die Menschen in ihrer Umgebung. Nur eine hörte ihn. Eine Frau. Aber auch sie half ihm nicht weiter.
Alles, was er wusste, war, dass sechs Krieger gesund und munter in der Burg auf dem Hügel lebten und bis zu den Zähnen bewaffnet waren.
Das hatte er von einem Jäger erfahren, den er bereits vor einem Monat befragt hatte. Derselbe Jäger hatte ihm auch widerwillig von ihrer Suche nach der Büchse der Pandora erzählt. Er sagte, dass es für die Herren der Unterwelt das Ende bedeute, wenn die Jäger die Schatulle fänden, da die Dämonen wieder eingesperrt würden und die Krieger ohne sie nicht überleben könnten.
Allem Anschein nach planten die Jäger schon seit Wochen, die Burg zu stürmen und die Krieger gefangen zu nehmen, hatten bislang jedoch noch keinen Weg gefunden. Die Tatsache, dass sie die Krieger gefangen nehmen und nicht töten wollten, gab Sabin arg zu denken. Wussten die Herren der Burg, wo die Büchse war? Interessierte es sie überhaupt? Wie standen sie den Jägern heute gegenüber? Damals waren sie dem Kampf ausgewichen. Würden sie wieder so handeln?
Er stieß noch einen Seufzer aus. Er hätte später noch genügend Zeit, darüber nachzudenken. Im Augenblick musste er ein anderes Rätsel lösen. Es ging um den Führungswechsel. Ja, so konnte man es nennen. Von den gleichgültigen Griechen zu den kontrollsüchtigen Titanen. Damit hatte er nicht gerechnet.
Er kannte die neuen Götter zwar nicht. Aber er glaubte, sie nicht zu mögen. Als sie ihn zu sich in den Himmel beordert hatten, hatte er Gerede über einen Krieg und die Vorherrschaft gehört. Sie zwangen ihn, in einem Kreis zwischen lauter unbekannten Gesichtern zu stehen und ihre Fragen zu beantworten.
Welches Ziel verfolgst du?
Was bist du bereit, zu tun, um es zu erreichen?
Hast du Angst vor dem Tod?
Er hatte keine Ahnung, warum sie ihn vorgeladen hatten und die anderen nicht. Eigentlich wusste er gar nichts. Nicht mehr. Er war sich nicht mal sicher, ob Maddox seinen Freunden ausrichten würde, dass sie zum Friedhof kommen sollten.
Er hoffte, dass sie kämen. Jetzt war es so weit. Er würde sich zu erkennen geben. Er wollte dabei einfach nur kein Risiko eingehen.
Wenn ich doch nur lügen könnte … Das hätte das Ganze wesentlich vereinfacht.
Aber Sabin konnte einfach nicht lügen. Wann immer er es versuchte, drehte sein Dämon durch, und Sabin fiel in Ohnmacht. Eine sonderbare Reaktion auf unmoralisches Verhalten, aber er konnte nichts dagegen tun. Dafür hatte er die Fähigkeit, seine Gedanken in den Kopf eines anderen zu projizieren und Misstrauen und Sorgen zu erzeugen, indem er mithilfe von Fragen und Beobachtungen ein Netz aus
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