Die Herren der Unterwelt 01 - Schwarze Nacht
seine Aktion nicht richtig. Der Dämon musste sich wirklich eng mit Ashlyn verbunden fühlen, wenn selbst er bei dem Gedanken, sie zu verlieren, jemanden umbringen wollte. Geh und hol sie. Sie gehört uns. Nur uns.
Fast immer waren er und sein Dämon verschiedener Ansicht gewesen. Mann und Bestie, einer gegen den anderen. Daher war es geradezu erschreckend, einen gemeinsamen Wunsch zu hegen. Er schlug von Neuem gegen die Wand, und Steinbrocken fielen zu Boden.
„Wie ich sehe, beruhigt uns das Frauchen nicht gerade“, kommentierte Torin sein Gebaren und lachte dabei.
Maddox wandte sich gerade noch rechtzeitig von ihm ab, um die bedeutungsschweren Blicke abzufangen, die Aeron und Lucien tauschten. „Was ist?“, blaffte er sie an.
Lucien hielt unschuldig die Hände hoch.
„Nichts“, antwortete Aeron. „Gar nichts.“
„Wie oft musst du es denn noch hören? Sie ist ein Köder.“ Reyes warf sein Messer ein letztes Mal hoch, und die Spitze landete knapp über Maddox’ Schulter in der Wand. „Aber inzwischen weißt du das bestimmt.“
„Und wenn nicht, bist du ein Idiot“, pflichtete Aeron ihm beiläufig bei. „Vielleicht werde ich ja auch deine werte Ashlyn umbringen, wenn ich die anderen Frauen töte, und ihren Bann über dich ein für alle Mal brechen.“
Ohne Vorwarnung brach der Dämon aus Maddox heraus und verzehrte ihn. Niemand bedroht unsere Frau. Niemand. Schwarze Punkte trübten seinen Blick, gefolgt von roten.
„Zum Teufel“, meinte Lucien. „Seht euch sein Gesicht an. War das wirklich nötig, Aeron?“
Maddox warf Tische und Stühle um und bahnte sich seinen Weg zu Aeron. Er hinterließ einen Pfad der Zerstörung und schmetterte sogar den Flachbildschirm auf den Boden, wo er mit einem lauten Krachen zerschellte.
„He“, protestierte Paris, als sein Spiel keinen Mucks mehr von sich gab. „Ich war gerade dabei zu gewinnen.“
Maddox’ Kopf wurde von einem einzigen Wort beherrscht: töten. Töten, töten, töten. Töten. Wehe, wenn sich ihm jemand in den Weg stellte. Als er vor Aeron stand, hatte dieser bereits zwei Dolche aus der Scheide gezogen. Maddox hielt sich nicht damit auf, sich eine Waffe zu besorgen. Er würde dem Bastard mit bloßen Händen das Fell abziehen. Er wollte seine Finger in Blut baden, er wollte Knochen brechen … Auf einmal sah er Ashlyn vor sich.
Sie hatte den Kopf in den Nacken gelegt, und die nassen goldbraunen Haare klebten an ihrem Rücken. Wassertropfen rannen über ihren Bauch und sammelten sich im Bauchnabel. Ihr Körper bebte vor Lust.
Reyes und Lucien sprangen mit einem Satz auf ihn, zogen Maddox mit sich zu Boden und verscheuchten die Bilder von Ashlyn. Er brüllte und heulte so laut, als wollte er die Fensterscheiben zum Bersten bringen. Fäuste flogen – ob seine oder die der anderen, wusste er nicht. Jemand rammte ihm das Knie in den Magen. Er bekam keine Luft mehr. Doch er beruhigte sich nicht.
Töten. Töten.
Hätte er Vampirzähne gehabt, er hätte zugebissen – so sehr sehnte er sich nach dem Geschmack von Blut. Er hätte sein Gegenüber ausgesaugt. Aber so hob er nur einen gestiefelten Fuß und trat einen seiner Freunde ins Gesicht. Er grunzte zufrieden, als der andere aufheulte.
„Halt seine verfluchten Beine fest.“
„Geht nicht. Hab schon seine Arme.“
„Schlag ihn k. o., Paris.“
„Sonst noch was? Soll ich dabei vielleicht auch noch Diamanten scheißen?“
Eine Faust traf Maddox am Kiefer. Seine Zähne knirschten, und er schmeckte das heiß ersehnte Blut.
„Das ist dafür, dass du mein Spiel kaputt gemacht hast.“ Paris. „Bunny wollte gerade das Öl auf Electra verteilen.“
„Ich bringe euch um. Ich …“ Abermals tauchte Ashlyns verzücktes Gesicht vor ihm auf. Ihre Augen glühten vor Leidenschaft. Sie warf den Kopf zurück, während sie seine Zunge auf ihrem Körper genoss, die jeden Tropfen ihrer Weiblichkeit aufnahm.
In der nächsten Sekunde traf ihn die Realität wie ein Blitzschlag, und er hielt in seinen Bewegungen inne. Was machte er da? Was zum Teufel machte er nur? Er wollte seine Hände nicht mit Blut und Tod beschmutzen. Nein. Er war kein Ungeheuer. Er war nicht die Verkörperung von Gewalt.
Mit einem Mal schämte er sich für sein Benehmen. Er hätte sich besser zügeln müssen. Er war doch nicht dumm.
Er atmete schwer, während er versuchte, sich aufzusetzen. Die Männer packten fester zu. Er entspannte sich, um die Situation nicht weiter zu verschärfen. Nie wieder, schwor er sich. Nie wieder
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