Die Herren der Unterwelt 02 - Schwarzer Kuss
Anya rekelte sich wie eine zufriedene Katze. Unter den dicken Decken war es warm und ihre Haut war mit Feuchtigkeit bedeckt. „Wie geht es dir?“ Ihre Stimme war heiser.
„Besser. Heute Nacht ist die Kugel von allein aus der Wunde gekommen und alles ist verheilt.“ Er streichelte ihre Wange. „Danke. Für deine Liebe. Es war wunderbar.“
„Oh, gern geschehen. Jederzeit.“
„Tut es dir leid?“ Was war, wenn sie jetzt auch an seinen Dämonen gebunden war? Götter! Bei dem Gedanken erschauderte er.
„Auf keinen Fall!“ Sie drehte sich auf den Bauch und legte ihr Kinn auf ihre Hände. Als sie zu ihm herüberschaute, sah er die Liebe in ihren blauen Augen.
„Ich bin … irgendwie verrückt vor Glück. Das war ja wohl unglaublich, absolut wahnsinnig. Ich hatte das Gefühl, ich wäre unverwundbar. Aber ich weiß, was du denkst. Das kannst du lassen. Dein Dämon kann von mir nicht genug bekommen, und ich stehe auf böse Jungs. Bist du sicher, dass wir nicht noch ein bisschen bleiben können? Für eine zweite Runde? Wir könnten einen flotten Dreier machen, du und ich und dein Dämon.“
Wodurch hatte er sie nur verdient? „Klar.“
Schmollend stand sie auf, um sich anzuziehen. „Also, dass das mal klar ist: Wir müssen es mindestens zwei Mal am Tag machen.“
„Nein, damit bin ich nicht einverstanden. Wir müssen es vier Mal am Tag tun.“
Sie lachte leise in sich hinein.
Erfreut setzte er sich auf. „Hast du jemals diesen Zwangskäfig zu Gesicht bekommen?“
Während sie sich die Hosen hochzog – es war eine Schande, diese hübschen Beine zu bedecken –, antwortete sie: „Nein, aber wenn ich mich richtig an meinen Geschichtsunterricht entsinne, dann hat Cronus Hephaistos, den Schmied, damit beauftragt, ihn zu bauen. Er hatte Gerüchte gehört, denen zufolge eine Revolte geplant wurde. Mit dem Käfig hoffte er Kampfpläne aus den Leuten herauszubekommen, die er dort einsperren wollte.“
Als er das hörte runzelte Lucien die Stirn. „So ein Ding scheint mit keine große Hilfe zu sein, wenn wir die Büchse der Pandora suchen.“
„Na, wer auch immer im Käfig eingesperrt ist, ist dazu verdammt, die Befehle des Besitzers zu befolgen. Ich kann nur annehmen, dass wenn wir den Käfig haben, jemanden dort hineinsetzen, um aus ihm herauszubekommen, wo sich die Büchse befindet. Vielleicht können wir Hydra fangen und einschließen.“
Er überlegte einen Moment, die Furche auf seiner Stirn wurde tiefer. „Wenn du dort hinter Gittern wärest, und der Besitzer würde dir befehlen, dich umzubringen …“
„Also erstmal kann mich niemand einschließen, denn ich habe ja meinen …“ Sie wurde bleich, schuldbewusst sah sie ihn an.
Lucien wollte nicht, dass sie sich wegen des Schlüssels schuldig fühlte. „Anya.“
„Ja.“ Weniger begeistert fuhr sie fort: „Ohne den Schlüssel würde ich gezwungen sein, mich selbst zu töten. Ich könnte mich selbst nicht davon abhalten.“
Das klang nicht gut. Er ballte seine Hände zu Fäusten. Nicht vorzustellen, was passierte, wenn Cronus diesen Käfig zuerst fand. Was sollte er dann für Anyas Leben eintauschen?
Sie lächelte ihn an, wirkte dabei ein wenig traurig, als könnte sie seinen Unmut spüren. Ja, das konnte sie wirklich, wurde ihm einen Moment später klar, denn er konnte plötzlich ihre Sorge wahrnehmen, denn er sah nicht mehr so gesund aus wie letzte Nacht.
Die Verbindung sorgte augenscheinlich dafür, dass sie die Gefühle des anderen aufnahmen. Vielleicht wäre er sogar in der Lage, ihre Gedanken zu lesen, wenn er es nur versuchte?
„Auf die Plätze, fertig los.“ Sie klang nicht wirklich fröhlich, bevor sie sich wegportierte.
Er spannte alle Muskeln an. „Anya?“ Wo war sie hin? Und warum war sie weggegangen? „Anya!“
Kurz bevor er sich fertig machte, um sie zu suchen, tauchte sie wieder auf. Sie hatte einen Stapel Kleidung in der Hand, die sie ihm zuwarf. „Ich weiß, wo William seine Waffen aufbewahrt. Willst du auch welche?“
Lucien entspannte sich und nickte.
Überrascht zwinkerte sie ihm zu. „Wirklich? Aber dann stehlen wir sie.“
Er lächelte. „Ich habe festgestellt, dass es mir gar nicht so viel ausmacht.“
„Weiter so, Zuckerstückchen!“ Ohne eine Spur von Traurigkeit lächelte sie ihn an.
Und wieder einmal hatte er das Gefühl, ihm gehörte die Welt.
„Ich muss schon sagen, deine Erziehung zum Kriminellen macht gute Fortschritte.“
„Das liegt daran, dass meine Lehrerin eine starke und strenge
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