Die Herren der Unterwelt 02 - Schwarzer Kuss
Vorstellung allein so erotisch für ihn war, dass er nach Luft rang und seine Knie weich wurden wie bei einem Menschen, wie würde es sein, wenn er ihr tatsächlich dabei zusehen durfte?
„Bleib hier“, brachte er hervor, „und verhalte dich still. Ich komme zurück zu dir. Das verspreche ich dir.“
„Du kommst zurück?“ Ihre Augen wurden groß. „Wohin willst du? Und außerdem besorgst du besser noch eine Peitsche und ein Stachelhalsband, denn du wirst mein Hund sein.“
„Ich gehe zurück zum Tempel. Ich werde zurückkommen, sobald die Jäger besiegt sind.“
Erschüttert stöhnte sie auf. Vielleicht war sie auch verletzt, aber daran wollte Lucien jetzt gar nicht denken. „Ich kann mich mit dir zusammen dorthin teleportieren. Die Ketten werden mich daran nicht hindern.“
„Diese schon. Sie sind für Unsterbliche gemacht.“
Mit zusammengepressten Lippen starrte sie ihn an. Um wie vieles lieber mochte er doch ihren Mund, wenn er sich ihm weich öffnete. Aber er hatte keine Aussicht darauf. Das hatte er sich gründlich vermasselt. Keine Chance!
Es war besser so, redete er sich ein, aber er konnte nichts dagegen tun, dass er es gleichzeitig bitter bereute.
„Sagst du mir gerade, dass ich nicht verschwinden kann?“, brachte sie zerknirscht hervor.
„Genau das wollte ich sagen.“
„Und du willst mich hier liegenlassen?“
„Ja. Sei brav.“ Er verließ sie und landete an genau der Stelle, von wo er gekommen war.
Sobald er sich zwischen den üppigen Büschen wiederfand, überkam ihn sowohl das schlechtes Gewissen als auch Verlangen. Er dachte noch einmal daran, wie er auf ihrem Körper lag, und die Erinnerung daran war frisch und verlockend, wundersam.
Und sie schien ihn zu wollen. Bis er es vermasselt hatte. Und was sollte er nun mit ihr machen? Diese Frau verstand es, ihn zu verwirren.
Wahrscheinlich hasste sie ihn jetzt. Niemals würde sie ihm vergeben. Sie … landete genau neben ihm und boxte ihn ins Gesicht.
„Mistkerl“, schleuderte sie ihm entgegen.
Während er sie ansah, spürte Lucien sowohl den Schmerz als auch die Überraschung. Verdammt, sie war aber auch stark. Sie hatte es wieder geschafft, ihm den Knochen zu brechen, vermutete er, denn er spürte, wie sein Auge anschwoll. „Wie hast du dich befreien können?“ Diese Fesseln waren jahrhundertelang nicht gesprengt worden.
„Ich habe so meine Methoden.“
„Wie?“ Er ließ nicht locker.
„Man kann mich nicht einsperren, weißt du. Egal, welche Mittel man benutzt. Ich lasse mich einfach nicht einsperren. Und falls du so etwas noch einmal machst …“ Sie ballte die Fäuste. „Die Freiheit ist alles. Das weißt du am besten, denn du wurdest ja gezwungen, einen Dämon in dir zu beherbergen. Du wurdest sogar dazu gebracht, die Seele deines Freundes jahrhundertelang jede Nacht zu holen. Es war ein Zwang, von dem ich dich befreit habe. Erinnerst du dich? Dass ausgerechnet du versuchst, mir meine Freiheit zu nehmen … Oh! Ich würde dich am liebsten mit bloßen Händen in Stücke reißen.“
Lieber so als anders … „Diese Fesseln haben sogar Göttern widerstanden. Man kann sie nur mit einem Schlüssel öffnen, den ich in der Tasche trage.“
„Na toll, du Mistkerl! Ich habe dir doch gesagt, dass ich stark bin. Es ist nicht meine Schuld, dass du mir nicht zugehört hast. Ich versuche jetzt, dir dabei zu helfen, die Jäger zu besiegen, und du kannst von Glück sagen, dass meine Bemühungen sich nicht rein zufällig gegen dich richten, denn sonst würde ich dich töten. Um genau zu sein, ich warte nicht länger auf dich.“ Sie sah kurz zu dem Tunnel hinüber und reckte den Zeigefinger in die Höhe. „Wir sehen uns in … in dem zweiten Tunnel, Süßer. Als ich das letzte Mal nachgesehen habe, verbarg sich dort der mächtigste und schlimmste Jäger. Ich tue einfach so, als sei er du, und mach ihn fertig.“
Einen Augenblick später war Anya verschwunden und hinterließ nur eine Duftwolke aus Erdbeeren mit Sahne. Verdammt selbstgerecht und wütend war sie abgezogen.
Lucien pfiff durch die Zähne und machte einen Satz nach vorn. Im selben Moment stürzten die ungeduldigen Krieger aus den Büschen, als habe man sie von der Leine gelassen.
Als Lucien den zweiten Tunnel erreichte, für den Gideon zuständig war, warf er das improvisierte Dach zur Seite und ließ sich in die Öffnung hineinfallen. Er wollte sich nicht dorthin zaubern, denn er hatte Angst, seine Männer zu erschrecken. Gideon verzog das Gesicht, aber
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