Die Herren der Unterwelt 02 - Schwarzer Kuss
verletzen. Das ist der Grund, warum ich Maddox und Ashlyn nicht helfen konnte, bevor sie nicht irgendetwas getan hatten und dadurch sozusagen meine Fesseln gelöst hatten.“
Luciens riss die Augen auf. Anya sah in seinem blauen und in seinem braunen Auge, wie sehr er ihre Massage genossen hatte. „Das muss wirklich ein gut gehütetes Geheimnis sein, denn davon wusste ich nichts.“ Er hielt inne. „Maddox und Ashlyn mussten beide etwas opfern, damit sie deine Hilfe bekommen konnten.“
„Ja.“ Sie strahlte ihn an. „Jetzt denkst du wie ein Gott.“
„Wenn ich also etwas erfahren möchte, muss ich zuerst ein Opfer bringen.“ Er nickte, dann griff er hinter sich, um eine ihrer Hände zu nehmen. Er zog sie über seinen Kopf und legte sie auf Anyas Brust. Dort hielt er sie fest, ließ nicht los. Nein, er fuhr sogar die Konturen ihrer Finger nach.
Sie spürte, wie ein warmes Prickeln durch ihre Adern lief.
Er war hart. Sie konnte seine Männlichkeit zwischen ihren Beinen spüren. Sicherlich war er nicht der erste Mann, der auf ihr lag, aber er war mit Abstand der größte. Der erotischste. Und der faszinierendste. Und trotz ihres Fluchs war er der erste, den sie auch wirklich haben wollte.
Endlich erkannte sie den Sinn in dem, was Themis ihr prophezeit hatte.
Anya hatte auf dem Weg nach Hause die Göttin getroffen. Weinend war sie von einem Rendezvous mit einem süßen jungen Gott zurückgekommen. Themis hatte sie nur angesehen und ihren Augen nicht trauen wollen. Anya war, ohne ein Wort zu sagen, weitergeeilt. Am nächsten Tag hatte Themis vor ihrer Tür gestanden.
„Du hast meinen Ehemann verführt“, hatte die Göttin der Gerechtigkeit ihre Mutter angeschrien.
Dysnomia reckte nur das Kinn vor und nahm die Schultern zurück. Keine Silbe brachte sie zu ihrer eigenen Verteidigung hervor.
„Deine Tochter sieht genau so aus wie mein Mann. Sie ist seine Tochter. Leugnest du es?“
„Nein. Ich leugne es nicht.“
Anya war zutiefst erschüttert gewesen. Sie hatte sich schon immer gefragt, wer wohl ihr Vater sein mochte. Jetzt zu erfahren, dass der mächtige Wärter des Gefängnisses, Tartarus selbst, sie gezeugt hatte, erfreute sie, denn sie würde nie wieder eine Sterbliche genannt werden. Aber zugleich machte es sie auch wütend. Warum hatte er sich all diese Jahre nicht bei ihr gemeldet?
„Du wusstest, dass er verheiratet war“, schrie Themis. „Und dennoch bist du mit ihm ins Bett gegangen. Dafür, dass du seinen Bastard ausgetragen hast, wirst du büßen. Ich werde für Gerechtigkeit sorgen.“
Dysnomias hübsches Gesicht verzog sich vor Schreck, aber sie sagte nur: „Ich bin die, als die ich geboren wurde.“
„Das ist keine Entschuldigung. Von heute an, wirst du jedes Mal, wenn du einen Mann in dir aufnimmst, krank werden. Du wirst für viele Tage nicht in der Lage sein aufzustehen. Niemals wirst du die Zuneigung eines Mannes ungestraft stehlen. So habe ich gesprochen, so wird es geschehen.“
Jammernd fiel ihre Mutter auf die Knie.
„Und du …“, wandte sich Themis mit zusammengekniffenen Augen an Anya, die zitternd um die Ecke schaute.
„Nein!“, rief Dysnomia und versuchte aufzustehen. „Lass sie. Sie ist unschuldig.“
„Unschuldig?“, fuhr die Göttin gnadenlos fort. „Das glaube ich nicht. Sie ist deine Tochter – das ist schon Schuld genug. Eines Tages wirst du einen Mann begehren, und auch er wird dich begehren. Euch wird alles gleichgültig sein, solange ihr zusammen seid. Dir wird es gleichgültig sein, wer er ist, was er ist oder zu wem er gehört. Du wirst ihn dir nehmen. Genau wie deine Mutter wirst du ihn dir nehmen.“
„Und du wirst einsam sterben, denn du bist gemein und voller Hass“, warf ihr Anya entgegen. Sie konnte sich nicht vorstellen, jemals so für einen der jungen schmierigen Götter zu empfinden, geschweige denn, das zu lieben, was eine andere Frau ihr übrig gelassen hatte.
„Dir wird es vergönnt bleiben, in die Fußstapfen deiner rücksichtslosen Mutter zu treten. Wenn du es einem Mann erlaubst, in dich einzudringen, wirst du bis in alle Ewigkeit an ihn gebunden sein. Du wirst für ihn und nur noch für ihn leben. Seine Lust wird deine Lust sein. Sein Schmerz deiner. Wenn er dich verstößt und sich eine andere nimmt, wirst du den Horror des Verlusts spüren, aber du wirst nicht in der Lage sein, ihn zu verlassen. Wenn er stirbt, wirst du dich nie von der Trauer erholen können. Das Erbe deiner Mutter ist heute zu Ende. So habe ich
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