Die Herren der Unterwelt 03 - Schwarze Lust
Langeweile. Und, na ja …“, fügte er nach kurzem Nachdenken hinzu, „… Anya war vor nicht allzu langer Zeit bei mir zu Besuch und hat mich in eine peinliche Lage gegenüber dem neuen König der Götter gebracht. Ich habe ihn enttäuscht, also hat er im Gegenzug mein Haus bis auf die Grundmauern niedergebrannt – obwohl er letztlich das, was er haben wollte, gekriegt hat. Ich habe jetzt keine Bleibe mehr, und Anya ist mir einen gewaltigen Gefallen schuldig.“
Reyes erstarrte, jeder Muskel seines Körpers war bis zum Zerreißen angespannt. „Wenn du gekommen bist, um ihr etwas anzutun, werde ich …“
„Entspann dich.“ Der Krieger hob beschwichtigend eine Hand. Seine blauen Augen blitzten, als er mit der anderen Hand sein Hemd hochzog. „Ich könnte sie gar nicht verletzen, selbst wenn ich wollte. Und glaub mir, ich wollte. Sie hat mich nämlich hier reingestochen.“
Reyes Blick wanderte nach unten zu Williams Bauch. Eine lange, dicke Narbe zog sich bis über den Bauchnabel. „Hübsch.“
„Das Mädel konnte immer schon gut mit Messern umgehen.“ William zog das Hemd wieder herunter und grinste.
Abgesehen von der Wunde war William wohl eines der schönsten, makellosesten Geschöpfe, das man sich vorstellen konnte. Seine Haut war perfekt – glatt und gebräunt. Seine Nase war perfekt – gerade, mit einem kühnen Schwung. Er hatte perfekte Zähne, perfekte Wangenknochen, einen perfekten Kiefer. Er hatte schlanke Muskeln und strotzte vor Selbstbewusstsein. Reyes wollte den Mann nicht in Danikas Nähe haben.
Beim Gedanken an Danika krampfte sich sein Magen zusammen. „Du hast gesagt, dass du scharf auf eine Frau bist?“, fragte Reyes.
William setzte sich auf, sein Gesicht strahlte in freudiger Erwartung. „Hast du eine in petto?“
„Komm zur Vordertür. In einer Viertelstunde.“
Ohne ein weiteres Wort ging Reyes aus dem Raum und zu seinem Schlafzimmer. Danika stand wie vorhin an der gleichen Stelle, immer noch ganz in ihre Skizze vertieft. Sie hatte noch nicht begonnen Farben aufzutragen, sondern war noch mit den Umrissen beschäftigt.
Reyes verstand nicht viel von der Kunst des Malens, vermutete aber, dass Danika noch einige Stunden beschäftigt sein würde. Sein Körper stand in Flammen, mehr noch als zuvor, und er brauchte Schmerzen. Die Dinge in die eigene Hand zu nehmen hatte nicht viel gebracht – eigentlich nichts, außer Danika zu schockieren und sich selbst zu beschämen.
Morgen würden sie miteinander verreisen. Dann würde er ihren süßen Duft ununterbrochen einatmen. Er würde sich verzweifelt nach ihr sehnen und sich vielleicht nicht in dem Maße ritzen können, wie er es benötigte. Wenn er seine Bedürfnisse heute nicht ausreichend befriedigte, würde er Danika morgen verletzen oder sie zumindest sehr schocken. Schmerz könnte versuchen, sie zu Dingen zu verleiten, die sie freiwillig nicht tun würde. Dinge, die sie für den Rest ihres Lebens verfolgen würden. Und das wollte Reyes unter allen Umständen verhindern.
Vielleicht sollte er sich eine andere Frau nehmen.
Der Gedanke quälte ihn während des Duschens. Als er endlich wieder frisch und trocken war, befestigte er seine Waffen am Körper, zog ein sauberes Hemd an und warf sich seinen Ledermantel über. Während er seine Stiefel zuschnürte, beobachtete er Danika beim Malen. Jetzt mit einer Frau zu schlafen wäre gefährlich, möglicherweise würde es sogar in einem Desaster enden. Wie viele Leben hatte er bereits zerstört?
Vielleicht war es ja gar nicht mehr so schlimm? Vielleicht hatte der Dämon, nach so langer Zeit, ja etwas an Kraft eingebüßt und zog seine Partnerinnen nicht mehr in Mitleidenschaft? Vielleicht. Außerdem hatte Reyes selbst sich inzwischen besser unter Kontrolle. Aber der Gedanke, sich auf eine andere Frau einzulassen, machte ihn krank. Er wollte diese hier, und nur sie. Er wollte ihren Körper unter sich spüren, wollte, dass sich ihre Beine um seine Hüfte schlangen, wollte ihr lustvolles Stöhnen hören.
Aber er konnte sie nicht haben, das wusste er. Zumindest nicht jetzt. Noch nicht. Sollte die Frau, mit der er heute Abend schlief, keine Anzeichen von Blutrausch zeigen, … dann vielleicht. Alles, was er tun konnte, war, Danikas Duft tief zu inhalieren. Bei den Göttern, dieser Geruch nach Sturm über dem Meer würde ihn noch in den Wahnsinn treiben. Er atmete erneut tief ein, dann verließ er den Raum.
William schritt bereits ungeduldig vor der Haustür auf und ab. Als er Reyes
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