Die Herren der Unterwelt 03 - Schwarze Lust
Gespräch mit Danika hatte er sich kurz an seinem Punchingball ausgetobt. Dann war ein Anruf aus vertrauenswürdiger Quelle eingegangen und hatte unerwartete Neuigkeiten übermittelt. Neuigkeiten, die das Potenzial hatten, alles zu zerstören, wofür er in den vergangenen zehn Jahren gearbeitet hatte.
Daraufhin hatte er selbst einen Anruf tätigen müssen. Diesen Anruf. Sein Puls würde sich so schnell nicht beruhigen.
„Nein“, antwortete er. „Sie machte überhaupt nicht den Eindruck, als würde sie gewaltsam festgehalten. Sie war mit dem weiblichen Dämon Cameo unterwegs und schien ihr bereitwillig zu folgen. Sie machte einen selbstbestimmten Eindruck. Vielleicht arbeitet sie jetzt sogar mit denen zusammen.“ Es wäre eine Schande, wenn das zuträfe. Er hatte so viel Hoffnung in die junge Danika gesetzt.
Sein Boss schwieg eine Weile. Sie waren nun schon seit zehn Jahren ein Team, und Stefano wusste, wie unbeirrbar Galen sein Ziel, die Ausrottung der Herren der Unterwelt, verfolgte. Galen war absolut unerbittlich und rücksichtslos in seinem Kampf. Ein durch und durch aufrechter Typ.
So sollte es auch sein. Galen war ein Engel, vom Himmel gesandt. Ein lebender Engel aus Fleisch und Blut, der auf den Schwingen des Ruhms durch den Himmel segelte. Stefano hatte ihm anfangs nicht geglaubt. Dann hatte er die Flügel gesehen. Danach hatte er dem Mann tief in die Augen geschaut – Augen, die ebenso unergründlich waren wie der Himmel; Augen, die einer verzweifelten, gequälten Welt Hoffnung versprachen. Stefano hatte sich mit jeder Faser seines Seins an diese Hoffnung geklammert.
Galen hatte Stefano prophezeit, dass die Welt ein friedvoller Ort sein würde, wenn sie erst einmal von den Dämonen befreit wäre. Schmerz und Elend, Seuchen und Krankheiten würden der Vergangenheit angehören und bald schon in Vergessenheit geraten. Zehn Jahre hatte er sich in diesem Kampf engagiert und es nicht einen Moment bereut. Der Tod seiner Frau würde gerächt werden, und nie wieder müsste ein glückliches Paar Angst haben, entzweit zu werden, so wie es ihnen passiert war.
„Behalte sie im Auge. Vertraue dem Mädchen nicht und lass nicht zu, dass sie sie irgendwo anders hinbringen. Wenn sie das versuchen, dann töte das Mädchen.“
„Du kannst dich auf mich verlassen.“ Kein Krieg ohne Opfer. „Da ist noch etwas anderes.“ Stefano schluckte. „Das Mädchen … sie ist kein reiner Mensch. Meine Quelle behauptet, dass sie eine Art lebende Waffe ist. Übernatürlich, wie die Dämonen. Was sie genau ist, wusste meine Quelle nicht. Aber wenn sie tatsächlich gemeinsame Sache mit den Herren macht und tatsächlich außergewöhnliche Kräfte hat …“
Wieder entstand eine Pause. „Warum hast du sie dann überhaupt gehen lassen? Nicht nur gehen lassen, sondern sie auch noch in Geschenkpapier eingewickelt dem Feind überlassen?“
Weil du es mir befohlen hast, dachte er, sagte es aber nicht. Sie verfolgten dasselbe Ziel, und Meinungsverschiedenheiten würden nur unnötige Energie kosten. „Es tut mir leid. Wie soll ich weiter vorgehen?“
„Hol sie zurück. Und wenn das nicht geht, dann töte sie. Besser sie stirbt, als dass sie denen hilft.“
Danika ließ ihren Blick staunend durch den Nachtclub schweifen. Eine silberne Kugel, die Stroboskopblitze in alle Richtungen schoss, hing von der Decke. Sie durchzuckten wie Sternschnuppen den mit schwarzem Samt ausgekleideten Raum und luden zum Träumen und Hoffen ein.
Aus den Lautsprechern hämmerte ungarische Rockmusik. In einer riesigen Wellenbewegung schwappten die Körper der Tanzenden zu den hypnotisierenden Rhythmen auf und ab. Hände strichen umher, streichelten, massierten … suchten sich. Der Geruch nach Sex lag in der Luft. Kellnerinnen schleppten Getränke von der Bar zu den Tischen und hetzten zurück, um Nachschub zu holen.
Wo war Reyes?
Auf der Tanzfläche? Rieb er seinen erregten Unterleib gerade an dem einer anderen Frau? Fragte er diese andere Frau, ob sie ihn kratzen, beißen, verletzen würde?
Danika ballte die Fäuste. Sie hatte die Skizzen für zwei Bilder fertiggestellt und sogar schon etwas Farbe aufgetragen. Eine der beiden Skizzen hatte sie versteckt, die war nur für ihre eigenen Augen bestimmt. Die andere hatte sie im Atelier aufgestellt, bevor sie sich auf die Suche nach Reyes begab, weil sie wusste, dass er das Bild würde sehen wollen. Aber sie hatte ihn nicht gefunden. Stattdessen war sie Cameo begegnet, der wunderhübschen Frau, bei deren
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