Die Herren der Unterwelt 03 - Schwarze Lust
entscheiden. Egal ob es Dämonen gab oder nicht. „Ich werde darüber nachdenken.“ Aber sie wusste, dass sie das nicht tun würde. Sie würde sich nicht für ihn prostituieren, egal was auf dem Spiel stand. Wenn sie mit Reyes schlafen würde, dann nur, weil sie selbst es wollte.
„Wir haben die Burg beobachtet“, sagte Stefano, „haben im Inneren jedoch keinerlei Aktivität feststellen können. Hast du eine Ahnung, was sie treiben?“
Wenn sie ihm erzählte, dass die meisten Krieger in Rom waren, würden die Jäger glauben, leichtes Spiel mit der Burg zu haben und sich einschleusen. Torin und Cameo – und wer immer sonst noch zurückgeblieben war – würden sich gegen eine solche Übermacht nicht verteidigen können.
„Ich weiß es nicht“, sagte sie schließlich. Mein Gott, bin ich jetzt vom Dämon der Lüge besessen? „Aber ich versuche es herauszufinden.“
„Hast du gehört …?“
„Warten Sie. Da kommt jemand. Ich muss auflegen.“ Schon wieder eine Lüge. Sie unterbrach die Verbindung und stopfte das Handy in ihre Hosentasche zurück. Eine Weile saß sie einfach nur da, am ganzen Körper zitternd. Dann sackten ihre Schultern nach vorn, und sie bedeckte ihre Augen mit den Händen. Sie bekam kaum Luft.
Was ist los mit mir?
Sie hatte das Gefühl, sich diese Frage schon zum tausendsten Mal zu stellen. Doch zum ersten Mal glaubte sie, die Antwort zu kennen. Sie war verliebt. Sie war in Reyes verliebt – sie war es von Anfang an gewesen.
So, jetzt hatte sie es sich eingestanden. Jetzt gab es keine Ausflüchte mehr, kein Drumherumreden. Er zog sie an. Sie wollte ihn, obwohl sie wusste, dass das schlecht für sie war. Ihr Begehren bestimmte inzwischen ihr Handeln und ihre Gedanken, kurz: das, was von ihrem gesunden Menschenverstand noch übrig war.
Danika sprang auf. Fast versagten ihr die Beine, sie konnte sich gerade noch am Bettpfosten festhalten. Mit Reyes zusammen zu sein wäre sicher kein Vergnügen. Konnte es gar nicht sein. Sie würde ihn permanent verletzen müssen. Aber vielleicht musste sie es einfach ausprobieren. Vielleicht würde es ihr dann sogar helfen, ihn sich aus dem Kopf zu schlagen, ihn aus ihrer Fantasie zu verbannen.
Vielleicht könnte sie sich von ihm auf ähnliche Weise befreien, wie sie sich mithilfe ihrer Malerei von den Visionen ihrer Albträume befreite.
Allein der Gedanke daran verursachte ihr Gänsehaut. Ihr Mund war wie ausgetrocknet. Sie verspürte zugleich Begehren und Angst – positive und negative Gefühle. Sie musste lachen, doch heraus kam nur ein Krächzen.
Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, ließ den Bettpfosten los und taumelte vorwärts. Sie hatte keine Ahnung, wie lange Reyes fortbleiben würde. Sie würde sich selbst beschäftigen und ablenken müssen, um bei seiner Rückkehr nicht ein einziges Nervenbündel zu sein, unfähig, sein Bett für irgendetwas anderes zu benutzen als zum Schlafen.
Und sie kannte nur eine Beschäftigung, die sie voll und ganz ausfüllte: Malen.
Noch bevor sie die verschlossene Tür erreichte, kribbelten ihre Hände voller Vorfreude. Der Türknauf fühlte sich kalt an. Als sie die Tür öffnete, erwartete sie, eine mit Malutensilien vollgestopfte Abseite vor sich zu haben. Doch stattdessen betrat sie ein großes, luftiges, eigenständiges Zimmer, das zu einem perfekten Künstleratelier umgebaut worden war.
Es verschlug ihr fast den Atem, all diesen Luxus zu sehen. Unzählige weiße Leinwände warteten darauf, bemalt zu werden, allesamt auf Staffeleien montiert. An der gegenüberliegenden Wand war ein Tisch aufgebaut, auf dem Farbtuben und Pinsel in verschiedenen Größen standen.
Das hat er für mich gemacht. Und nicht weil er Einblick in ihre Visionen erhalten wollte, denn als er den Raum vorbereitet hatte, wusste er ja noch gar nichts von ihren Albträumen. Er hatte all die Sachen eingekauft, weil er sie glücklich machen wollte. Diese Erkenntnis war genauso umwerfend wie das Atelier selbst, und Danika merkte, wie ihre Gefühle für Reyes immer stärker wurden.
„Was mache ich nur mit dir, Reyes?“, murmelte sie.
Wie oft würde Reyes sie noch auf diese Weise überraschen? Erst die Kleidung, die er für sie ausgesucht hatte, dann sein stetes Bemühen, sie zu beruhigen und zu trösten, und jetzt dieses traumhafte Atelier. Alles, was er tat und sagte, schien ihr übersteigertes Bedürfnis nach Selbstschutz überflüssig zu machen. Danika legte eine Hand auf ihr rasendes Herz. Selbst bei sich zu Hause hatte
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