Die Herren der Unterwelt 03 - Schwarze Lust
Aber ich werde noch verrückt vom vielen Ausruhen. Da kann ich mich ja gleich ins Grab legen. Also bin ich kurz spazieren gegangen, das ist alles.“
Braves Mädchen, dachte Sabin. So wie er Maddox kannte, war Anya vorhin wohl ohnehin nicht Ashlyns einzige Beschützerin gewesen. Wahrscheinlich war Maddox ihnen heimlich gefolgt und hatte sie, während sie arbeiteten, von einem sicheren Schattenplatz aus beobachtet. Aber das sagte Sabin nicht laut.
„Ashlyn“, gemahnte Maddox streng. „Die Zeiten sind gefährlich. Ich will gar nicht wissen, wer dort draußen alles auf der Lauer liegt und dich beobachtet.“
„Und ich will das jetzt eigentlich nicht wieder alles aufrollen. Es ist einfach passiert, okay? Und wie du siehst, bin ich unbeschadet zurückgekehrt.“
„Ja, diesmal“, grummelte er. „Diesmal ist dir nichts passiert. Ich kann einfach nicht glauben, dass du das Haus verlassen hast, ohne mir Bescheid zu sagen. Legst du es darauf an, von unseren Feinden gekidnappt zu werden? Sie würden keine Sekunde zögern, dich erst für ihre Zwecke zu benutzen und dann umzubringen.“ Mit jedem Wort wuchs sein Zorn.
„Ich war doch vorsichtig. Außerdem möchte ich gerne meinen Teil beitragen. Ich will euch in Sicherheit wissen, und wenn ich dafür ein Risiko eingehen muss, dann werde ich das tun.“
„Ja, aber du setzt auch unser Baby einem Risiko aus.“
Plötzlich lag ein entsetzlich gequälter Ausdruck auf ihrem Gesicht. „Ich liebe unser Baby und würde es niemals unnötigen Gefahren aussetzen. Aber nur, damit du es weißt: Du bist mir genauso wichtig wie unser Kind. Deine Sicherheit ist das Wichtigste überhaupt für mich. Und nur für den Fall, dass du’s vergessen hast: Wir sind schicksalhaft miteinander verbunden – wenn du stirbst, sterbe ich auch.“
Maddox erschauerte bei all diesen Ermahnungen.
„Für alle Fälle hab ich mich vor meinem Spaziergang verkleidet, aber ich hab niemanden gesehen, der auch nur annähernd so wirkte wie ein Jäger. Jedenfalls niemanden mit einem Tattoo am Handgelenk. Und wenn es euch beruhigt: Das Gespräch, das ich gehört habe, lag schon ein paar Stunden zurück.“
Maddox vergrub sein Gesicht in ihren Haaren. „Ich will dich nicht verlieren. Wenn du stirbst, würde ich einen tausendfach qualvolleren Tod sterben als all die, die ich bereits gestorben bin.“
„Ich will dich auch nicht verlieren. Deshalb mache ich das ja.“
„Erzähl uns, was du gehört hast“, befahl Sabin und fügte – nach einem Anraunzer von Maddox – ein „Bitte“ hinzu. Sachte, sachte. Höflichkeit war nicht gerade Sabins Stärke, da gab es definitiv noch Nachbesserungsbedarf.
Ashlyn wickelte ihre Finger um Maddox’ Handgelenk und hielt ihn fest wie einen wertvollen Schatz. „Du hattest recht“, sagte sie, zu Sabin gewandt. „Hier sind tatsächlich Jäger. Sie suchen nach euch. Oder besser gesagt: Sie haben nach euch gesucht.“
Sie hatte das also auch gehört. Sabin versuchte ein Grinsen in Maddox’ Richtung zu unterdrücken, aber es gelang ihm nicht. Guck, projizierte sein Dämon Zweifel in Maddox’ Kopf, wir müssen etwas gegen sie unternehmen. Krieg ist die einzige Lösung.
Du lagst falsch, fügte der Dämon noch hinzu, und auch diese Worte, das wusste Sabin, schlichen sich in Maddox’ Geist ein, du liegst immer falsch.
„Sabin“, bellte Maddox.
„Entschuldigung.“ Sabins Dämon konnte nicht anders, und Sabin wiederum konnte ihm nicht jedes Mal, wenn er in anderen Köpfen Zweifel säte, Einhalt gebieten. Der Dämon ergriff einfach jede sich bietende Gelegenheit, ließ nichts aus. Deshalb kann ich auch keine Frau haben.
„Ich habe ungefähr zwölf verschiedene Stimmen herausgehört. Jetzt schwärmen sie gerade in Buda aus“, berichtete Ashlyn. „Sie haben nämlich gerade erfahren, wo sich das zweite Artefakt befindet. Sie sind auf dem Weg, es sich zu holen.“
19. KAPITEL
Als Danika und Reyes die Burg erreichten, dämmerte es draußen bereits. Seit ihrem Aufbruch aus dem Nachtclub hatten sie sich weder geküsst noch berührt, ja, sie hatten nicht einmal miteinander gesprochen. Reyes war sich nicht sicher, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war. Er hatte keine Ahnung, was ihr durch den Kopf ging.
Selbst als sie gemeinsam Reyes’ Schlafzimmer betraten, schwiegen sie noch. Reyes schloss die Tür hinter ihnen ab, ohne Danika auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen. Sie hingegen kehrte ihm bewusst den Rücken zu. Er lehnte sich gegen die Tür und
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