Die Herren der Unterwelt 03 - Schwarze Lust
kämpfen.“
Gut, er war also auch dabei.
„Ihr wollt in den Krieg ziehen? Einfach so?“ Maddox schnippte mit den Fingern. „Ohne Vorbereitung? Das hatten wir schon in Buda, und ihr wisst, wie es ausgegangen ist. Eine Bombe hätte Torin fast umgebracht. Eine Seuche hat sich in der Stadt ausgebreitet. Du warst mitverantwortlich dafür, dass die Jäger auf einmal vor unserer Tür standen. Aber offenbar hast du dich kein Stück geändert.“
Als sie sich vor einigen Tausend Jahren getrennt hatten, hatte sich Maddox, in der Hoffnung auf Frieden, auf Luciens Seite geschlagen – wodurch Sabin ein großer Krieger verloren gegangen war. Maddox wollte nicht, dass sie sich wieder entzweiten, aber …
„Du hast dich auch nicht geändert“, knurrte Sabin. „Ohne Krieg kann es keine Eintracht geben. Die Geschichte – nicht zuletzt die Geschichte, die wir gelebt haben – hat das immer wieder gezeigt. Wir müssen für das, was wir wollen, kämpfen, oder es wird uns entrissen.“
„Auch ich sehe die Jäger lieber tot als lebendig“, stieß Maddox zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Wirklich.“ Als Hüter der Gewalt war er stürmisch, aufbrausend und leidenschaftlich, ähnlich wie viele Menschenfrauen. Und dieser innere Orkan bewirkte, dass Maddox zumindest in seinem äußeren Umfeld Ruhe und Frieden brauchte. Das wusste Sabin, und er wusste auch, dass Maddox seinen Dämon mittlerweile kontrollierte, indem er einfach an seine Frau dachte. „Aber ich will, dass meine Freunde noch eine Weile leben. Ihr rennt da einfach raus, ohne zu wissen, wie viele Jäger auf euch warten und was für Waffen sie haben – Waffen, die sie auch gegen eure Frauen einsetzen können. Ihr …“
Die bildschöne Ashlyn betrat den Raum.
Sabin hätte nicht gedacht, dass Maddox sie bemerkt hatte, doch der presste augenblicklich die Lippen aufeinander und hörte auf zu sprechen. Er schien die Nähe des Mädchens immer irgendwie zu spüren, ob an ihrem lieblichen Geruch oder durch reine Intuition, vermochte Sabin nicht zu sagen.
Maddox’ violette Augen schweiften durch den Raum, und als sie auf Ashlyn trafen, wurde sein Gesichtsausdruck weich. Auch Sabin musterte sie jetzt. Sie war honigfarben und ebenso süß und entzückend anzusehen wie eine Kamee. Sie wirkte immer so … zerbrechlich. Vielleicht fiel es ihm deshalb so schwer, sich vorzustellen, wie sie ein wildes Tier wie Maddox gebändigt hatte. Zweifellos würde sie ihn auch dazu bringen, ihrem gemeinsamen Baby die Windeln zu wechseln.
Als Maddox sie zu sich heranwinkte, näherte sie sich lächelnd. Sobald sie in Reichweite war, umschlang Maddox sie mit beiden Armen.
Damit war das Kriegsthema fürs Erste vom Tisch: Maddox würde jeden umbringen, der es wagen würde, seine Frau zu ängstigen.
„Hallo, ihr alle.“
Von allen Seiten wurde sie mit lautem Hallo begrüßt.
Maddox sah sie stirnrunzelnd an. „Du bist blass. Du solltest dich noch eine Weile ausruhen. Komm, ich bringe dich zurück in unser …“
„Nein, noch nicht. Ich … ich habe etwas gehört“, sagte sie, und ihre Miene verdüsterte sich schlagartig.
Alle, auch Maddox, waren plötzlich wie erstarrt. Ashlyn besaß die einzigartige Fähigkeit, jedes Gespräch, das jemals geführt worden war – egal an welchem Ort der Erde, egal in welcher Sprache –, zu hören. Das Stimmengewirr in ihrem Kopf verstummte lediglich, wenn Maddox in der Nähe war. Niemand wusste, warum das so war, aber Ashlyn selbst behauptete gern, es wäre ein Zeichen dafür, dass sie beide füreinander bestimmt wären.
Sabin hatte schon mehrfach darauf gedrängt, dass sie sich Ashlyns Gabe zunutze machen sollten, doch Maddox hatte es jedes Mal mit der Begründung abgelehnt, dass die vielen Stimmen seine Frau quälen würden. Dagegen konnte er es Ashlyn kaum verbieten, eigenständig loszuziehen und zu lauschen – was Sabin Ashlyn schon bei verschiedener Gelegenheit nahegelegt hatte.
„Hast du das Haus verlassen?“, fragte Maddox, und in seiner Stimme lag ein winziger Hauch von Ärger.
„Vielleicht“, antwortete sie ausweichend. „Ich weiß, dass du dir Sorgen machst, ich würde mich nicht genügend ausruhen, und dass du es gerne gesehen hättest, wenn ich vorhin noch etwas geschlafen hätte, bevor ich mit Anya rausgegangen bin, um Gespräche über die Büchse aufzuschnappen. Aber Anya hat sich ohnehin die ganze Zeit nur beschwert, dass ihr sie von der Schlacht beim Tempel ausgeschlossen habt, also hab ich kaum etwas gehört.
Weitere Kostenlose Bücher