Die Herren der Unterwelt 03 - Schwarze Lust
Händen versuchen, eine Antwort aus seinem Freund herauszubekommen.
Aber schon nach wenigen Augenblicken empfand Reyes den immer enger werdenden Schraubstockgriff um seinen Hals als überaus angenehm. Der Schmerz wurde immer berauschender. Sein Dämon schnurrte genüsslich.
Mehr.
„Sie wird sterben“, fauchte Aeron. „Sie ist … unschuldig.“
„Egal.“
„Früher war dir das nicht egal.“ Doch bevor Reyes noch irgendetwas hinzufügen konnte, tauchten seine Gedanken in Nebel, und ein Schwindel erfasste ihn mit der Wucht einer Ozeanwelle.
Du musst Danika beschützen. Als er sich schließlich aus Aerons Würgegriff befreite, schienen sich tausend Nadeln in seinen Hals zu bohren, dann brach seine Luftröhre entzwei. In seinen Körper gelangte kein Sauerstoff mehr. Blut mischte sich mit Knochensplittern und spülte diese in seinen Magen. Auf dem Weg dorthin zerschnitten sie alles, was ihnen in die Quere kam.
Diesmal würde er sterben. Zumindest für eine gewisse Zeit. Genüsslich schloss er die Augen, doch sein Geist weigerte sich laut schreiend zu sterben.
„Hilf ihm!“, rief Danika Lucien zu und umklammerte die Gitterstäbe. Ihr war kalt bis auf den Grund ihrer Seele. Kälter als je zuvor. Sie sah Reyes nicht, konnte nicht einmal einen flüchtigen Blick auf ihn erhaschen. Aeron, der Bastard, hatte ihn in diese tödlichen schwarzen Flügel gewickelt. „Hilf ihm.“ Keiner ihrer Selbstverteidigungstrainer hatte sie auf eine Situation vorbereitet, in der sich Dämonen gegenseitig attackierten. Sie hatte keine Ahnung, was sie tun sollte. „Bitte.“
„Er wird’s überleben.“ Lucien zog eine Pistole aus der Hüfttasche seiner Hose und überprüfte das Magazin.
„Niemand überlebt so etwas“, sagte sie und beäugte die Waffe. Ihr erster Gedanke war, dass er sie jetzt erschießen würde. Ihr zweiter, dass er das längst getan hätte, wenn er gewollt hätte.
„Aeron, lass ihn gehen!“, brüllte Lucien.
„Nein!“, tobte der Krieger.
Ein Augenblick verstrich. Lucien erstarrte und murmelte:
„Was ist das bloß für ein Ding dort drüben?“ Dann zog er eine Pistolenkugel aus seiner Tasche und schob sie ins Patronenlager seiner Waffe.
Danika bebte am ganzen Körper, ohne dass sie etwas dagegen tun konnte. „Was, wenn du aus Versehen Reyes triffst?“ Sie wollte, dass Reyes … was? … am Leben blieb? Ja. Unverletzt. Definitiv. Er hatte sie vor zwei Wochen beschützt, hatte eben die Wucht von Aerons Raserei ertragen, und jetzt wollte sie ihn beschützen. In diesem Augenblick war er ihr einziger Rettungsanker. Zumindest redete sie sich das ein. Das musste der Grund sein, warum sie sich auf einmal um ihn sorgte.
„Wie ich schon sagte: Er wird’s überleben.“
Würde er das tatsächlich? Immerhin war er unsterblich, war ein Dämon. Aber war er deshalb vollkommen immun gegen Strangulierungen und Pistolenkugeln? Immer wenn sie Reyes gesehen hatte, blutete er aus irgendwelchen Schnittwunden. Verletzt sein konnte er also. Aber was, wenn Aeron versuchte, ihn zu köpfen, solange er kampfunfähig war? Stefano hatte ihr erzählt, dass eine Enthauptung das sicherste Mittel sei, um einen Unsterblichen definitiv zu töten. Und diese Bemerkung implizierte, dass es auch noch andere, wenn auch vielleicht nicht ganz so wirksame Mittel des Tötens gab.
Mit panischem Blick fixierte sie Aeron, der Reyes wahrscheinlich immer noch in tödlicher Umklammerung hielt. Der aufgebrachte Krieger saß inzwischen bewegungslos und mit gesenktem Kopf da und gab keinen Mucks von sich. Oh Gott! Was hatte das zu bedeuten? „Lass mich … lass mich Aeron ein wenig ablenken. Dann rückt er von Reyes ab, und du kannst ihn erschießen.“
Die vergitterte Tür quietschte in den Angeln, als sie sie öffnete.
Lucien hielt sie am Arm zurück. „Die Pistole ist nicht für Aeron.“ Mit seinem Kinn deutete er auf eine Ecke des Verlieses.
Danika folgte seinem Blick. Dort in der Ecke hockte ein dünnes, hüfthohes … Ding. Mit schreckgeweiteten Augen starrte sie es an. Grüne Schuppen bedeckten seinen nackten Körper. Seine Zähne, von denen Speichel tropfte, waren so lang wie Säbel, und die Ohren liefen spitz zu. Seine hellroten Augen glühten genau so wie Aerons, bevor er Reyes angegriffen hatte.
„Soweit ich mich erinnern kann, hab ich diese Kreatur nicht mit hierher gebeamt“, sagte Lucien. „Auf jeden Fall ist sie nicht unser Freund.“
Aber was war es dann? Und warum hatte Danika das Gefühl, dieses Wesen schon einmal
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