Die Herren der Unterwelt 03 - Schwarze Lust
Außergewöhnliches. Doch dann tauchte plötzlich eine Art strahlender Heiligenschein vor ihm auf, und blonde Haarsträhnen kitzelten seine Brust. Weiche Brüste drückten sich ihm in die Seite.
„Geht’s dir gut?“, fragte Danika wieder. Besorgt und schlaftrunken sah sie ihn unter halb geschlossenen Lidern an. Unter ihren dichten Wimpern sah er elektrisierendes Grün, seine neue Lieblingsfarbe. „Du hast letzte Nacht eine ziemliche Tracht Prügel kassiert.“
„Letzte Nacht?“ Seine Stimme klang heiser, jedes Wort kratzte in seinem rauen Hals. Was für ein köstliches Gefühl. „Deine Haare.“ Er griff nach oben und drehte sich eine Haarsträhne um den Finger. „Sie sind wieder blond.“
„Ich habe noch einmal geduscht, das hat die Tönung herausgewaschen.“
„Es gefällt mir.“
Sie schien etwas verlegen zu sein und kaute auf ihrer Unterlippe herum.
Sein Körper wurde gleich um ein paar Grad wärmer. Oh, wenn diese Zähne doch noch einmal an ihm herumknabbern könnten. „Letzte Nacht?“, wiederholte er.
„Prügel von Aeron, in dessen Verlies.“
Die Erinnerungen stürmten auf ihn ein, ein Bild nach dem anderen blitzte vor ihm auf, und im Nu saß er senkrecht im Bett. Er hatte Danika mit in den Kerker genommen. Er war zu Aeron in die Zelle gegangen. Bei der Erwähnung von Danikas Familie hatte Aeron schuldbewusst ausgesehen, als hätte er bereits ein oder mehrere Familienmitglieder getötet. Dann hatte sich Aeron auf ihn gestürzt – und Schmerz hatte es genossen.
Schmerzen erzeugten immer eine ganze Symphonie in seinem Innern: Sie ließen sein Herz trommeln, sein Blut rauschen und seinen Dämon genüsslich schnurren. Er hatte in dieser Symphonie geschwelgt, während Danika dabei war und seine scheußliche Art des Lustgewinns aus nächster Nähe beobachten konnte.
Er schämte sich bis auf die Knochen, schloss die Augen und vergrub den Kopf in seinen Händen. Sie weiß es nicht, redete er sich ein. Ansonsten würde sie nicht seelenruhig auf meinem Bett sitzen und mit mir plaudern. Sie würde mir Wörter wie „pervers“ oder „abartig“ an den Kopf knallen.
Es gab durchaus Frauen, die seine besondere Art des Lustgewinns akzeptierten. Das waren jedoch Ausnahmen. Ein paar Jahre lang hatte Reyes seine Partnerinnen in Sadomaso-Clubs gefunden. Das waren intime Begegnungen in Insidertreffs gewesen. Die Frauen hatten es gemocht, festgeschnallt und gepeitscht zu werden, und ihm hatte es Spaß gemacht, ihnen die gewünschten Schmerzen zu bereiten. Und wenn er sie dann im Gegenzug bat, ihm wehzutun, dann hatten sie das ebenso bereitwillig und begeistert getan.
Aber nachdem er erfahren hatte, dass die Frauen, mit denen er geschlafen hatte, es daraufhin in wilden Orgien extrem hart trieben, ausnahmslos, hatte er aufgehört, diese Clubs zu besuchen. Jahrhundertelang hatte er sich danach mit der eigenen Hand beholfen, wobei er sich ritzte, während er seinen Schwanz bearbeitete. Bis ihm eines Tages plötzlich etwas klar wurde: Mit Sicherheit hatten besagte Frauen schon vorher einen Hang zur Gewalt. Mit Sicherheit war das der Grund, warum sie, nachdem sie mit ihm geschlafen hatten, späteren Sexpartnern so übel zusetzten.
Also hatte er es wieder versucht, diesmal allerdings, indem er Paris’ Ratschlag befolgte und Lehrerinnen von Sonntagsschulen und Bibliothekarinnen als Gespielinnen auswählte. Er hatte sie zum Beispiel gebeten, sich Sporen um die Fußgelenke zu binden und sie ihm in den Rücken zu rammen – nur eines von vielen Spielchen, die er damals geschätzt hatte und an die er sich heute nur ungern erinnerte. „Du bist krank“, hatten einige der Frauen gerufen. „Sieh zu, dass du dir helfen lässt, du Perverser.“
Hätten sie ihm doch nur weiterhin Widerstand geboten.
Doch innerhalb kürzester Zeit hatten auch sie angefangen, Gefallen an Schmerzen zu finden. Schmerzen, die er ihnen zufügte und die sie dann an Tausende andere weitergaben. Deshalb hatte er, sobald er ein hungriges Glitzern in ihren Augen bemerkte, den Kontakt sofort abgebrochen, in der Hoffnung, dass sie sich in die Frauen zurückverwandelten, die sie vor der Begegnung mit ihm gewesen waren. Aber das taten sie nicht.
Weiche Finger fuhren ihm zart über die Augenbrauen und strichen ihm das Haar aus der Stirn. Früher hatte ihn diese Art der Berührung immer geärgert. Da er physisch nichts davon spürte, hatte ihm diese Geste immer nur schmerzlich vor Augen geführt, was er alles nicht haben konnte. Hatte ihn daran
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